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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Reservestiefel hatte er in Sarronnyn verloren. Dann faltete er das braune Hemd und die Hose zusammen, die er seit seiner Rückkehr nach Nylan nicht mehr getragen hatte, und schob sie hinein.
    Er wurde unterbrochen, als es an der Tür klopfte.
    »Komm herein, Gunnar.«
    »Ich habe es gerade gehört und bin gekommen, so schnell ich konnte«, keuchte Gunnar. Seine Stirn war feucht vor Schweiß.
    »So schlimm ist es doch gar nicht. Du hättest nicht den ganzen Weg rennen müssen.« Justen zwang sich zu einem Lachen.
    »Sie werfen dich aus der Bruderschaft! Ist das nicht schlimm genug?«
    »Ich werde nicht hinausgeworfen. Ich gönne mir nur einen Erholungsurlaub. Ich hätte früher oder später sowieso weggehen müssen.« Justen nahm das Rasiermesser in die Hand, das er in Naclos geschmiedet hatte, und wickelte es in ein altes Arbeitshemd, ehe er es in die Seitentasche des Tornisters schob. »Auf diese Weise habe ich etwas mehr Zeit. Setz dich doch.« Er deutete zum Stuhl. »Im Krug dort ist noch etwas Rotbeerensaft.«
    »Aber warum? Und warum gerade jetzt?«
    »Ratsherr Ryltar will mich benutzen, um entweder Altara und die Bruderschaft zu diskreditieren oder um sie dazu zu bringen, sich selbst zu diskreditieren, indem sie sich hinter mich stellen.« Justen faltete die letzten Unterhosen zusammen und stopfte sie oben in den Tornister.
    »Ist es dieses Märchen von deiner Ordnungstollheit?«
    »So hat Altara es mir erklärt. Sie macht sich Sorgen wegen Ryltar. Hast du etwas herausgefunden?«
    »Du hattest Recht, Justen. Er ist nicht dem Chaos verfallen – noch nicht. Aber er ist korrupt. Er kauft geschmuggelte Edelsteine aus Hamor und wahrscheinlich fälscht er das Siegel der Kaiserlichen Inspektoren.«
    »Hast du das gesehen?«
    »Letzte Nacht auf der Versalla. Sie ist vor kurzem ausgelaufen. Ryltar hat etwa achtzig Goldstücke für eine Partie Edelsteine bezahlt, die erheblich wertvoller schien. Es waren Feueraugen.«
    »Das wundert mich nicht. Was mich wundert, ist, dass der Rat ihn zu decken scheint.« Justen beugte sich vor, nahm das Mancala-Brett und legte es neben dem gepackten Tornister aufs Bett. »Das kann doch nicht ganz unten hinein …«, murmelte er. Er öffnete die kleine Schublade im Schreibtisch und hätte sie fast fallen lassen, als er die Gewalt, mit der das Holz vor langer Zeit geformt worden war, wie ein scharfes Brennen in den Fingern spürte. Er fasste das Holz fester an und holte das Lederetui mit dem Zeichenwerkzeug heraus.
    »Geld«, meinte Gunnar. »Das Geld, das der Rat und die Bruderschaft für ihre Vorhaben brauchen, holen sie sich durch Abgaben auf den Handel und die Beiträge der Händler. Einige vornehme Kaufleute wie Ryltars Familie leisten bedeutende Beiträge zum Haushaltsplan des Rates. Diese freiwilligen Beiträge sorgen dafür, dass die Steuern niedrig bleiben können, und dies wiederum führt dazu, dass die kleineren Kaufleute auf den Rat gut zu sprechen sind.«
    »Ich verstehe. Deshalb ist Ryltar im Rat und deshalb zögert der Rat, ihn auffliegen zu lassen.« Justen nahm die Schachtel, die Dayala ihm geschenkt hatte. Er spürte das warme Kribbeln in den Fingern und blickte kurz zum kalten, grauen Himmel hinaus.
    »Ganz so einfach ist es natürlich nicht.«
    »Wahrscheinlich hast du Recht.« Justen ordnete noch einmal die Sachen im Tornister und sah sich nach etwas Weichem um, in das er die Schachtel wickeln konnte. Wahrscheinlich war sie aber, genau wie Dayala selbst, robuster, als man auf den ersten Blick glauben mochte.
    »Was wirst du jetzt tun?«
    »Ich werde still und ordnungstoll nach Hause gehen. Altara sagt, dass niemand sich besonders für mich interessieren wird … jedenfalls nicht am Anfang.«
    »Du willst also auf Zeit spielen. Aber wozu?« Gunnar sah Justen fragend an. »Es gibt viele Dinge, die du noch nicht erklärt hast. Was hast du eigentlich getan, dass Altara dir aus heiterem Himmel einen Erholungsurlaub verschreibt? Und was hast du in Wandernicht vor? Ich kann nicht glauben, dass du einfach nur bei Mutter in der Schmiede arbeitest oder Vater mit den Apfelbäumen hilfst.«
    »Ich glaube, ein wenig ganz normale Schmiedearbeit wird mir gut tun.«
    Gunnar legte sich theatralisch beide Hände an die Stirn, dann streckte er die Arme zur Decke aus und verdrehte die Augen. »Die Dunkelheit sei uns gnädig. Ist es Euer Wille, dass der Tempel der Ordnung eine solche Ruchlosigkeit im Namen der Heiligkeit erdulden muss, oder ist es vielmehr die Heiligkeit, die im Namen der

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