Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
Zweimaster, nahm beinahe die ganze westliche Pier in Anspruch. Die Metallteile glänzten hell in der Mittagssonne. Nahe der Stelle, an der bei den meisten Schiffen der Besanmast gewesen wäre, standen zwei hohe Schornsteine.
    »Das ist aber ein großes Schiff«, murmelte Clerve. Vor seinen Füßen lagen ein überfüllter Rucksack und ein schwarzer Lederkoffer mit seiner Gitarre.
    »Die Hamoraner haben noch größere. Die Schiffe müssen so groß oder sogar noch größer sein, um über das Ostmeer fahren zu können. Das große Westmeer ist übrigens noch wilder und rauer.« Justen wischte sich die Haare aus der Stirn. Er war dankbar für die kühle, morgendliche Brise, die ihn etwas erfrischte, während er in der Sonne stehen musste.
    Altara war unterdessen damit beschäftigt, mit dem nordlanischen Frachtmeister zu verhandeln, und so hatte Justen Gelegenheit, die Schaufelräder an den Seiten des Handelsschiffs zu betrachten, die fünf Ellen weit aus dem sanft geschwungenen Rumpf hervorstanden. Wegen der Schaufelräder war eine längere, verstärkte Laufplanke angelegt worden, damit man das Deck des Schiffs erreichen konnte, und auch der Kran, mit dem die Fracht geladen wurde, war anders gebaut als bei anderen Schiffen.
    Drei große, schwer aussehende Kisten waren neben Altara gestapelt. Vor den Kisten warteten die anderen vier Ingenieure: Nicos, Berol, Jirrl und Quentel. Auf der anderen Seite standen Krytella und zwei weitere, ältere Heiler, ein alter Mann mit breitem Gesicht und eine stämmige Frau. Ihr Gepäck bestand aus Rucksäcken und zwei kleinen Kisten.
    Justen winkte Krytella zu.
    »Wo ist Gunnar?«, fragte Krytella leise, um die Verhandlungen zwischen Altara und dem Frachtmeister nicht zu stören.
    Justen zuckte mit den Achseln. »Er sagte, er würde kommen«, antwortete er ebenso leise. Er musste sich beherrschen, um nicht unwillkürlich die Stirn zu runzeln. Gunnar kam sonst nie zu spät. Mit absoluter Zuverlässigkeit teilte er sich seine Zeit ein, selbst wenn es manchmal den Anschein hatte, als würde sein Bewusstsein nicht immer dem folgen, was sein Körper gerade tat.
    Krytella blickte nach oben zur Kaserne der Bruderschaft, dann wieder zu den steinernen Pieren vor ihnen. Justen dagegen betrachtete bewundernd Krytellas Gesichtszüge und ihre helle, strahlende Haut.
    »Wie lange wird es dauern?«, fragte Clerve. Sein Adamsapfel hüpfte in der dünnen Kehle auf und nieder, das strohfarbene Haar stand in alle Richtungen ab.
    »Bis wir Rulyarth erreichen? Nach allem, was ich gehört habe, etwa zehn Tage. Vorausgesetzt natürlich, sie legen nicht zwischendurch in Tyrhavven oder Spidlaria an.«
    »Das ist aber eine lange Schiffsreise, was?«
    Der Frachtmeister, der hinter Clerve stand, hatte die Bemerkung trotz seiner Verhandlungen mit Altara gehört. Er grinste kurz und Justen erwiderte das Grinsen.
    »Von Jera bis zur Ostküste von Hamor dauert es drei- bis viermal so lange. Wenn man auf dieser Route nach Nordla fährt, ist die Reise sogar noch länger.«
    Clerve schüttelte den Kopf und blickte zu den schwarzen Steinen der Wellenbrecher und dem ruhigen Wasser des Golfes von Candar hinaus.
    »Sind dort die Werkzeuge drin?«, fragte der nordlanische Offizier mit einem Blick auf die Kisten, die neben Altara gestapelt waren.
    »Sie sind pro Stück ungefähr sieben Stein schwer.« Altara blickte auf den nordlanischen Mann herab, obwohl er für die Verhältnisse auf Recluce überdurchschnittlich groß war.
    Justen verkniff sich das Grinsen. Offenbar fiel es dem großen Nordlaner schwer, zu der älteren Ingenieurin aufzuschauen.
    »Sieben Stein?«
    »Werkzeuge zur Metallverarbeitung. Das riesige Schiff wird doch wegen dieser drei Kisten nicht untergehen, oder? Aber lagert sie bitte nicht im Kielraum, dort würden sie am Ende rosten. Die beiden kleinen Kisten der Heiler könnt Ihr oben drauf stellen.«
    »Und wo, verehrte Ingenieurin, darf ich die Kisten denn nun unterbringen?«
    »Das ist mir egal.« Altara bückte sich und hob sich eine Kiste auf die breite Schulter. »Ich setze sie einfach oben ab, dann könnt Ihr die anderen daneben stellen.«
    »Äh, aber …«
    »Ingenieure! Schnappt euch eure Sachen. Ihr auch, Justen und Clerve. Haltet keine Maulaffen feil wie die Bauerntölpel aus Mattra.«
    »Wir folgen den Ingenieuren.« Ninca, die Anführerin der Heiler, hob ihre Sachen auf und der Mann mit dem breiten Gesicht folgte ihrem Beispiel. Dann sah sie zu Altara. »Hast du dich auch vergewissert, dass die

Weitere Kostenlose Bücher