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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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packst du erst im allerletzten Augenblick.«
    »Warum sollte ich es früher tun als unbedingt nötig?« Justen zuckte die Achseln und räumte seinen Schreibtischstuhl frei. »Setz dich doch.« Er faltete eine schwere Arbeitshose.
    Gunnar setzte sich rittlings auf den Stuhl und stützte die Ellenbogen auf die Rückenlehne. »Ich habe nachgedacht, Justen.«
    Justen legte ein Hemd zusammen und stopfte es in den großen braunen Rucksack. »Wo sind denn jetzt nur die …«
    »Es gefällt mir nicht, dass du nach Sarronnyn gehst. Es fühlt sich nicht richtig an.«
    »Soll ich denn jetzt noch kneifen?« Justen zog die Hose und das Hemd wieder aus dem Rucksack. Als Erstes mussten die Reservestiefel hinein.
    »Nein. Ich weiß, dass du das nicht kannst. Ich habe mit Turmin gesprochen und er war meiner Meinung. Ihr Ingenieure könntet allerdings einen guten Wetter-Magier gebrauchen.«
    »Dann willst du uns begleiten?«
    Gunnar schüttelte den Kopf. »Ich kann hier vorläufig nicht weg. Ich komme mit der nächsten Gruppe.«
    Justen rollte das Hemd über den Spitzen der Stiefel zusammen, dann faltete er die Hose neu. »Was hat dich bewogen, deine Meinung zu ändern? Du warst doch der Ansicht, wir könnten sowieso nicht viel ausrichten.«
    »Das denke ich immer noch. Aber ihr braucht einen Wetter-Magier und deshalb komme ich mit.«
    Justen faltete ein Arbeitshemd und legte es oben in den Rucksack.
    Gunnar stand auf. »Du hast noch eine Menge zu tun. Wir sehen uns dann morgen früh.« Er klopfte Justen auf die Schulter und ging hinaus.
    Der Ingenieur betrachtete das Durcheinander auf dem Bett und fragte sich, wie er es aufräumen sollte. Gunnar hatte natürlich Recht. Er hätte nicht so lange mit Packen warten sollen. Er zuckte die Achseln.
    Also ein Wetter-Magier. Na schön. Er schluckte und nahm den Stapel saubere Unterwäsche zur Hand. Sie würde schon irgendwie noch in den Rucksack passen.

 
XVII
     
    J usten näherte sich dem Baum, der trotz seines Alters nicht verwachsen war. Große, schwere Äste streckten sich dem grünblauen Himmel entgegen und der Boden um den Stamm war eben und mit einem Teppich aus kurzem grünen Gras bewachsen.
    Verwundert musterte er den Boden. Die meisten Bäume hatten dicke Wurzeln, die sich in den Boden bohrten, und so dicht am Stamm wuchs selten Gras. Auf Recluce gab es keine so alten Lorkenbäume, denn die Bäume mit dem schwarzen Holz wuchsen sehr langsam.
    »Manche Dinge sind in der Tat genau das, was sie zu sein scheinen.« Eine schlanke junge Frau, die braune Kleidung trug, tauchte neben dem Baum auf. Ihr Haar war silbern und fein, aber es war nicht das Silbergrau des Alters. Es war ein strahlendes Silber, wie es auf den wenigen Bildern des großen Creslin zu sehen war.
    »Bist du Llyse?«, fragte er, denn er konnte sich erinnern, dass auch die Schwester des Wetter-Magiers feines Silberhaar gehabt hatte.
    »Nein.« Die Stimme klang silberhell. »Sie ist schon vor langer Zeit gestorben. Für dich.«
    »Ich glaube, sie ist für Creslin gestorben.« Justen fragte sich, warum er sich die Mühe machte, es richtig zu stellen. »Wer bist du?«
    »Ihr Ordnungs-Stifter legt immer so viel Wert auf Namen.« Sie lächelte. »Du wirst es schon erfahren, wenn der richtige Augenblick gekommen ist.«
    »Wann wird das sein?«
    »Nach deinem Aufenthalt in Sarronnyn wirst du mich finden, wenn du dich für den richtigen Weg entscheidest. Du kannst das Chaos nicht ewig mit Schwarzem Eisen in Schach halten. Schau dir die Bäume an.«
    Justen blickte zum Baum. Als er sich wieder umdrehte, war die Frau mit dem Silberhaar verschwunden.
    Es wurde schlagartig dunkel und Justen lag auf einmal auf dem Rücken.
    »Hmm …«, brummte er. Dann setzte er sich im Bett auf. Seine gepackten Sachen lagen auf dem Tisch und ragten im Licht der allerfrühesten Morgendämmerung auf wie zwei kleine Berge.
    Nach dem Aufenthalt in Sarronnyn? Er blinzelte verwundert. Der Traum war ihm sehr real erschienen – die Frau mit dem silbernen Haar, der riesige Lorkenbaum, die rätselhafte Unterhaltung. Nach deinem Aufenthalt in Sarronnyn … Schau dir die Bäume an. Was hatte sie damit sagen wollen?
    Er legte sich wieder hin und lag mit offenen Augen im grauen Dämmerlicht, das allmählich heller wurde. Was hatte der Traum zu bedeuten? Gab es überhaupt eine Bedeutung? Oder hatte er einfach nur Angst vor der Reise nach Sarronnyn?

 
XVIII
     
    D ie Clartham, ein fast zweihundert Ellen langer, aus Roteichen- und Fichtenholz gezimmerter

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