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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Schulter und blickte zur Heilerin, die vom Rand des Gartens aus zusah, wie die Soldaten die mit Schwefel gefüllten Säcke zum Karren trugen. Zwei weitere Heiler, zwei Männer und eine Frau, brachten unterdessen große Teller zum Tisch, danach stellten sie Krüge und Becher aus Steingut dazu.
    Als der letzte Sack Schwefel verladen und festgezurrt war, tätschelte Justen den Grauen noch einmal und ging zum Tisch. Er war so hungrig wie die Soldaten.
    »Ser?« Die ältere Heilerin nickte zur grauen Stute hin.
    »Ja?«
    »Ist das Euer Stab?«
    »Oh … ja, sicher. Es war ein Geschenk, aber er gehört mir.«
    »Ihr seid viel mehr als nur ein Ingenieur, junger Mann. Aber setzt nicht zuviel Vertrauen in den Schwarzen Stab.«
    Justen errötete.
    Die Heilerin lächelte. »Ich weiß, was in Eurem Buch geschrieben steht …«
    »In meinem Buch?«
    »In dem Buch Eures Schutzherrn – Die Basis der Ordnung. Wir mögen in den Hügeln leben, aber das bedeutet nicht, dass wir ungebildet sind.« Die ältere Frau deutete zum Tisch, wo die Soldaten bereits zu essen begonnen hatten. »Ihr müsst auch etwas zu Euch nehmen. Aber vergesst nicht, dass der Stab dazu da ist, benutzt zu werden, und nicht bloß, um sich aufzustützen.«
    Justen hätte beinahe unwillig den Kopf geschüttelt. Zuerst Firbek mit seinem Missvergnügen angesichts der Menge Schwefel, die sie bekommen hatten, und jetzt dies. Er musste mit Gunnar reden. Ja, das musste er unbedingt tun.

 
XXXVI
     
    J usten lehnte sich zurück und ließ sich von der abendlichen Brise, die von Osten, von den Westhörnern her wehte, die willkommene Kühlung zufächeln.
    Am anderen Ende der Veranda mühte Clerve sich mit seiner verkratzten Gitarre ab, ein altes Lied zu spielen.
     
    … unten am Gestade, wo weiße Wellen sich kräuseln,
    dort setz dich hin und lausche der Winde Säuseln.
    Der Ostwind liebt der Sonnen Licht,
    dem Westwind ist lieber des Mondes Gesicht.
    Der Nordwind des Nachts einsam stürmt, mein Lieb.
    Und ich fürchte das Licht.
     
    Erobert hast du mein Herz, mein Lieb, des Nachts im Wind, wie ein Dieb. Die Feuer, die du entfacht, bringen Licht, vertreiben die Nacht.
     
    … vertreiben die Nacht, mein Lieb,
    unten am Gestade, wo weiße Wellen sich kräuseln,
    dort setz dich hin und lausche der Winde Säuseln.
    Die Feuer, die du entfacht,
    überdauern auch meine Nacht.
     
    Justen lauschte den Worten und der Musik, die schon zur Zeit der Gründung von Recluce komponiert worden waren. Er vermied es, zur Treppe zu schauen, wo Gunnar und Krytella beisammen saßen und leise redeten. Sie waren zwar nahe genug, dass er die Worte mit Hilfe seiner Sinne von einem Lufthauch hätte zu sich tragen lassen können, aber er beherrschte sich. Der kühle Wind zauste sein Haar, das viel zu lang gewachsen war. »Kennst du nicht ein fröhlicheres Lied?«
    Obwohl nur geflüstert, übertönte der Wunsch mühelos das Rauschen des Windes. Clerve rückte auf dem Hocker herum, den er nach draußen mitgebracht hatte.
     
    … sing ein Lied von gold’nen Münzen
    und der Vögel frohem Zwitschern,
    wie der Sänger sich nach Lieb’ verzehrt
    und hinausschreit seine Liebesworte …
     
    »Das ist schon besser. Kennst du auch ein Lied über die Weißen Teufel? Oder über diese wunderbaren Bewahrer der Legende?«
    Justen grinste, als er Quentels neckenden Unterton hörte.
    »Also, weißt du, wenn die Legende nicht wäre …«, schaltete Berol sich prompt ein.
    »Ich weiß«, grollte Quentel. »Dann wäre ich nicht hier, um Raketen für die Tyrannin zu schmieden.«
    »Es wäre besser, wenn wir viel mehr davon hätten.« Firbeks kühle Bemerkung übertönte Clerves Gitarrenspiel.
    Justen drehte sich zu Firbek um. Irgendwie hatte sich der große Marineinfanterist fast lautlos in einer Ecke der Veranda niedergelassen. Der junge Ingenieur runzelte – unsichtbar in der Dunkelheit – die Stirn, weil ihm irgendetwas an Firbeks Worten seltsam vorkam.
    »Wir arbeiten jetzt schon bis spät in den Abend. Weitere Unfälle können wir uns wirklich nicht leisten.« Altaras Antwort kam genauso kalt.
    »Können wir nicht einfach die Musik genießen?«, fragte Castin. »Lasst doch diesen alten Koch, der Tag für Tag in einer Küche steckt, die heißer ist als eure Schmiedeöfen, einfach dem jungen Burschen hier zuhören.«
    »Aber unbedingt, unbedingt.« Firbek schlenderte die Treppe hinunter und überquerte den dunklen Hof. Auf dem Rückweg zur Kaserne der Marineinfanteristen verfehlte er nur knapp den

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