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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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abkühlen.
    Wieder nickte er Clerve zu und der junge Helfer stäubte das Metallstück mit Kreide ein. Dann kam die Lehre auf das Blech, ein paar rasche Schläge folgten und der Umriss der Geschosshülle erschien in Weiß auf dem beinahe papierdünnen Metall.
    Mit der schweren Blechschere schnitten sie langsam die Form heraus. Dabei verzogen sich zwar die Kanten ein wenig, aber das behinderte die Funktionstüchtigkeit der Rakete nicht sonderlich. Bei Turbinenblättern oder Pumpenteilen, die sehr präzise gearbeitet werden mussten, sah die Sache anders aus. Justen legte das Blech wieder ins Schmiedefeuer und trank einen großen Schluck aus dem Wasserkrug.
    Ob die Raketen etwas nützten? Was war mit den Kanonen, die, wie Gunnar gesagt hatte, auf der Uferstraße bewegt wurden? Wie konnten die Raketen gegen Kanonen helfen? Gab es nicht doch noch einen anderen Ausweg?
    Justen atmete tief durch und legte das Blech für den Geschossmantel ins Schmiedefeuer. Das Metall musste noch einmal erhitzt werden, ehe er die Löcher für die Nieten anbringen und das Blech in die endgültige zylindrische Form biegen konnte. Später musste er dann noch über die Kanone und das Schießpulver nachdenken. Irgendwann später.

 
XXXVIII
     
    J usten beförderte weniger als einen Fingerhut des fein gemahlenen Pulvers auf die Eisenplatte neben dem Schmiedefeuer, stöpselte die Flasche zu und stellte sie auf die Werkbank. Dann nahm er einen Span Fichtenholz aus der Kiste und schob ihn in die Kohlen. Er blies ein wenig, bis das Holz brannte, und nahm den Span wieder heraus.
    Aus sicherer Entfernung warf er den brennenden Span ins Pulver, schloss die Augen und konzentrierte seine Sinne darauf, als es zu brennen begann. Nachdem er die Augen wieder geöffnet hatte, klaubte Justen den glühenden Span vom Schmiedeofen und schürzte nachdenklich die Lippen.
    Wieder kippte er eine winzige Probe des Pulvers aufs Metall und verschloss die Flasche. Wieder schloss er die Augen und konzentrierte sich. Dieses Mal blieb das Pulver unverändert liegen.
    Seufzend hob er den Span wieder auf und warf ihn in die Kohlen, bis er brannte. Dann schloss er wie zuvor die Augen, schickte seine Wahrnehmung aus und zündete das Pulver. Einen Augenblick später kräuselte sich ein nach Schwefel riechender Rauch über der Metallplatte.
    Justen musste niesen. Er rieb sich die juckende Nase, runzelte die Stirn und legte den Span beiseite, ehe er nach der Pulverflasche griff.
    Wieder und wieder nieste er und rieb sich zwischendurch heftig die Nase. Als er sich einigermaßen beruhigt hatte, kippte er den nächsten Fingerhut Schießpulver auf die Fläche, konzentrierte sich und versuchte, das Muster zu wiederholen. Nichts geschah.
    Er schnaufte leise, holte den Holzspan, zündete ihn an und warf die Flamme auf den kleinen Haufen Pulver. Dabei versuchte er, sich die Kombination der Wechselwirkungen einzuprägen, die zum Chaos der Zerstörung geführt hatten.
    Wieder versagten die Ordnungs-Muster. Justen runzelte die Stirn. Die Muster existierten. Er musste nur die richtigen Muster an der richtigen Stelle erschaffen. Was brauchte ein Feuer? Etwas, das brennen konnte, und natürlich Luft. Ein nasser Ofen oder Herd konnte nicht brennen. Gab es eine Verbindung zur Luft? Oder konnte er eine herstellen?
    Er langte wieder nach dem Pulver … und konzentrierte sich … langte nach dem Pulver … und konzentrierte sich.
    Seine Augen brannten und die Beine taten ihm weh, als er endlich mit einem Zischen belohnt wurde. Die kleine Explosion war so grell, dass sie ihn sogar durch geschlossene Augenlider blendete. Einen Augenblick lang schien die ganze Schmiede unter seinen Füßen zu beben.
    Verdutzt betrachtete er die Eisenplatte. Keine Spur Pulver lag mehr auf der Platte. Nicht einmal Rauch war zu sehen. Er kippte wieder eine kleine Menge Pulver auf die Metallplatte und versuchte, das Muster zu wiederholen.
    Ein Zischen, und wieder blendete ihn eine kleine, grelle Explosion, wieder schien die Schmiede einen Satz zu tun, obwohl seine Füße fest auf dem Boden standen.
    Justen schüttelte den Kopf. Wollte er dieses Muster wirklich verwenden? Sein Gehirn schien sich im Schädel zu drehen. Er holte tief Luft, fegte die Eisenplatte sauber und wandte sich zur Tür.
    Die Sterne leuchteten kalt, als Justen in den frühherbstlichen Abend hinaustrat. Ein beißender Geruch, nicht von Pulver, sondern von fernen Bränden, stach ihm in die Nase. Er zog am Fluss entlang nach Norden und kündigte das Kommen

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