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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Gartenzaun.
    »… immer alles verderben.«
    »Sing noch etwas, Junge!«, befahl Castin.
    Clerve griff in die Saiten und seine klare Stimme brachte die anderen zum Schweigen.
     
    Meinen Liebsten sah ich fahren zur See
    Er winkte mir zu mit kräftiger Hand
    Aber dann schäumte das wilde Wasser, o weh,
    Und ich stand einsam am Strand.
     
    Oh, die Liebe ist wild, die Liebe macht kühn.
    Wie schön sind die Blumen, wenn frisch sie erblühn,
    Aber die Liebe wird alt, die Liebe wird kalt
    Und schwindet dahin wie im Feuer der Wald.
     
    »Genau wie die jungen Leute, die immer jammern, wie traurig die Liebe sei.« Castin schlang einen Arm um Nincas Hüfte. Die Heilerin ließ sich scheinbar nichts anmerken, aber Justen konnte im Dunklen spüren, dass sie lächelte.
    »Noch eins, und dann …«
    »Und dann was?«
    »Schon gut.«
    Als Clerve wieder zu spielen begann, huschte Quentel in die Dunkelheit davon, kurz darauf folgte ihm Altara.
     
    O hätt’ ich Körbe voll Blumen
    Ums Lager der Liebsten
    Würd´ ich sie weben
    O wär’ ich ein mächtiger König
    Ihr zu Gefallen ließe
    Die Türme der Dämmerung ich beben.
     
    Als die letzten, silberhell gesungenen Töne verklangen, standen Castin und Ninca auf und schließlich erhoben sich auch Berol und Jirrl.
    Krytella streckte sich. »Clerve singt gut. Es hat mir gefallen, ihm zuzuhören. Aber ich bin müde und morgen müssen wir nach den Töchtern der Sub-Tyrannin sehen. Schon wieder …«, fügte die Heilerin mit übertriebenem Stöhnen hinzu.
    »Damit muss man leben, wenn man eine gute Heilerin ist«, meinte Gunnar kichernd. Er hatte die rechte Hand aufs Geländer der Verandatreppe gelegt.
    »Es war ein schöner Abend.« Justen streckte sich und ging einen Schritt auf Krytella zu.
    »Gute Nacht, Gunnar … Justen.« Die Heilerin wich Justen aus, der ihr nachsah, als sie im Haus verschwand. Er schluckte und wünschte, sie hätte wirklich ihn gemeint. Als Clerve zu ihm kam, drehte er sich um. »Danke. Du singst schön.«
    »Danke, Meister Justen.« Clerve nickte, stieg die Treppe hinunter und machte sich auf den Weg zu der Seite der Kaserne, wo die Ingenieure untergebracht waren. Gunnar und Justen blieben allein auf der Treppe zurück.
    »Wir werden nicht mehr viele schöne Abende haben.« Gunnar blickte nach Süden. »Die Weißen haben die Westhörner überwunden und die obere Uferstraße erreicht.«
    »Die Tyrannin hat noch nichts verlauten lassen.« Justen hustete.
    »Hast du die Trupps mit Rekruten und die Leute gesehen, die geflohen sind?«
    »Das klingt beinahe, als wollte die Tyrannin in Sarron alles auf eine Karte setzen. Dabei ist es ein Ritt von sieben Tagen bis Rulyarth.«
    »Der Glaube an die Legende ist nicht mehr so stark wie früher.« Gunnar zuckte mit den Achseln. »Alle fürchten die Grausamkeit der Weißen. Wenn Sarron fällt, wird ganz Sarronnyn fallen.«
    Justen schauderte, als er die kalte Gewissheit in der Stimme seines Bruders wahrnahm.
    Wenn Sarron fällt, wird ganz Sarronnyn fallen. Noch lange, nachdem er sich auf seine Matratze gelegt hatte, konnte er die Stimme seines Bruders im Kopf hören, wieder und wieder, bis er irgendwann am frühen Morgen in einen unruhigen Schlummer fiel.

 
XXXVII
     
    J usten legte die Pfeilspitze aus Schwarzem Eisen zur Seite. Es sollte für diesen Morgen die letzte sein. Nachdem Gunnar Altara Bericht erstattet hatte, stellten die Ingenieure abwechselnd Raketen und Pfeilspitzen her. Sie arbeiteten abends sogar noch länger als bisher, während auf der Uferstraße ständig blau uniformierte Boten geritten kamen, um vom Vorstoß der Weißen zu berichten.
    Firbek bestand darauf, dass die Eiserne Garde nur mit Raketen aufzuhalten wäre. Justen schürzte die Lippen. War die Eiserne Garde wirklich eine so hervorragende Truppe? Bisher hatte er nur die Weißen Truppen kämpfen sehen. Wurde die Eiserne Garde für die unmittelbare Auseinandersetzung mit der Ordnung geschont? Vielleicht sogar für eine Invasion von Recluce?
    Der Ingenieur holte tief Luft. Spekulationen und Grübeleien halfen ihm nicht, die benötigten Waffen zu schmieden. »Hol dir etwas zu trinken«, sagte er zu seinem Lehrling. »Dann nehmen wir uns wieder die Raketen vor.«
    Clerve wischte sich die Stirn ab, nickte und legte den Hammer weg.
    Justen folgte dem jüngeren Mann in Richtung Veranda. Er brauchte einen Schluck Wasser und die frische Luft genauso dringend wie sein Zuschlagen. Er hob den leeren Krug hoch, der neben der Werkbank stand.
    Nicos drehte

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