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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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vorrückten.

 
XLII
     
    D er Geruch von Rauch und Schwefel, von brennendem Gras und verkohlten Körpern brannte Justen in Nase und Hals. Im Gras liegend, musste er husten und hatte Mühe, den Brechreiz niederzukämpfen.
    Hinter dem Hügel war eine letzte, schwächere Explosion zu hören.
    Langsam rollte sich der Ingenieur herum und setzte sich auf. Er rieb sich die pochende Stirn. Jetzt musste er nur noch zur anderen Seite des Schlachtfeldes zurückkehren. Er baute seinen Lichtschild wieder auf und ging nach Norden.
    Auf der Seite der Weißen herrschte Verwirrung und überall waren Schreie zu hören. So fiel es ihm nicht schwer, unbemerkt den langen Hang zu den Stellungen der Sarronnesen hinaufzuklettern. Ein Stück weit konnte er wieder das trockene Bachbett als Deckung benutzen, um den wachsamen Magiern zu entgehen. Dann musste er anhalten. Seine Augen, die nichts sahen, brannten und das Pochen im Kopf drohte ihm den Schädel zu spalten.
    Das Rascheln und Knirschen, das er auf dem Hinweg bemerkt hatte, war auch jetzt wieder zu hören. Es schien aus dem Eisenholzwald zu kommen. Er runzelte die Stirn. Ob die Weißen ihre Truppen durch den Wald schickten? Aber wie? Die Stacheln der Bäume zerrissen die Lederwämse der Soldaten wie zarte Blütenblätter und stellenweise war im Dorngebüsch kaum genug Platz für einen einzelnen Mann, ganz zu schweigen von einer ganzen Truppe.
    Während er lauschte, schienen die Geräusche schwächer zu werden. Er schüttelte den Kopf und ging weiter bergauf. Den Schild hielt er aufrecht, bis er die Gräben der Sarronnesen erreicht hatte.
    »Ser … woher kommt Ihr auf einmal?«
    »Die Kanonen«, antwortete Justen, ohne nachzudenken. Er rieb sich unablässig die Stirn.
    »Ihr wart das?« Die Anführerin der Bogenschützen deutete mit dem Daumen zum schwarzen Hügel, wo die Kanonen gestanden hatten. Hinter dem Hügel stiegen Rauchwolken auf.
    Justen zuckte mit den Achseln und kämpfte sich weiter zu Clerve.
    »Wo wart Ihr?«, wollte der Lehrling wissen.
    »Ich habe einen Trick mit den Kanonen versucht.« Justen setzte sich auf den feuchten Lehmboden im Graben.
    »Ihr wart das?« Clerve sah den Ingenieur staunend an. »Das ganze Gewebe der Ordnung hat gebebt. Da war ein falscher Ton, wie eine Kupferglocke mit einem Sprung.«
    »Danke. Mehr wollte ich nicht wissen.«
    Ein Trommelwirbel hallte durchs Tal.
    »Justen! Die Weißen greifen an! Sie kommen direkt in unsere Richtung!«
    »Sie werden nicht bis hierher kommen. Noch nicht.« Justen hockte sich auf die Knie und blickte über den dicken Balken des Schanzwerks hinweg zum Abhang hinunter.
    Eine Reihe purpurn uniformierter Rekruten stürmte bergauf gegen die vordersten Gräben, wo die sarronnesischen Piken und Hellebarden sie schon erwarteten.
    Mit lautem Knall flog unten am Hügel ein Stück Straße in die Luft. So heftig war die Explosion, dass sogar die mit Holz verkleidete Lehmwand des Grabens direkt vor Justen und Clerve erbebte. Die Erschütterung warf sie gegen die Rückwand des Grabens.
    Justen kam schwankend wieder auf die Beine und lugte mit brennenden Augen nach unten. Das aufgeworfene Erdreich war bergauf geflogen und hatte die vorderste Linie der Verteidiger in ihren Gräben verschüttet. Eine Woge von Weiß schwappte ihm von der Stätte der Zerstörung entgegen. Er sackte, gefangen in seiner eigenen Dunkelheit, in die sich weiße Qualen mischten, mit pochendem Schädel in sich zusammen.
    Justen wusste nicht, wie lange es dauern würde, bis er sich aus dieser weißen Pein befreien könnte. Er spürte nur den dicken Balken, an dem er sich festhielt.
    »Mutter des Lichts!«, rief ein Soldat aus den Befestigungen weiter unten, knapp oberhalb der Stelle, wo seine Gefährten lebendig begraben worden waren.
    Justen kniff die Augen zusammen und versuchte, die Schmerzen der verletzten Soldaten auszublenden. Ihre Qualen brandeten unablässig gegen seine Sinne an. Dann bemerkte er, dass sein Oberarm pochte. Ein Holzsplitter war durch die Jacke und das Hemd geschlagen. Er hockte hinter der Holzbarriere des Grabens und starrte die Wunde benommen an, sich immer noch gegen den brennenden Schmerz im Schädel wehrend. Wie hatte Dorrin dies damals nur ausgehalten?
    Er schluckte und zog vorsichtig an dem Splitter, der in seinem Arm steckte. Erleichtert stellte er fest, dass es nur eine oberflächliche Wunde war. Trotz der brennenden Augen und des hämmernden Schädels zog er das Stück Holz heraus und sah sich nach Clerve um, der auf der

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