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Krieg der Sänger

Krieg der Sänger

Titel: Krieg der Sänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Löhr
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schlug sie
kraftvoll hinter sich zu.
    »Deine Männer haben Ofterdingens Knappen gemordet«, sagte sie mit
wenig verhohlener Wut, »und wäre sein Singerknabe nicht zu uns in die
Spinnstube geflohen, in die sich diese Rohlinge nicht vortrauen, es wäre ihm ebenso
ergangen. Ist das deine Vorstellung von Gastrecht?«
    Hermann wandte sich an Biterolf: »Du entschuldigst uns?«
    »Die beiden bleiben hier«, bestimmte Sophia. »Der feine Herr Sänger
mag sehen, was sein fabelhafter Wettstreit für Opfer fordert. Und Konrad hier
müsste ohne meinen Beistand um sein Leben fürchten, obwohl ihn keinerlei Schuld
trifft. Ich bitte dich, dein Gefolge unverzüglich wissen zu lassen, dass dieser
Mann unantastbar ist und dass jeder, der ihn angreift, in den Kerker geht.«
    Hermann erwiderte nichts. Seine Gemahlin nahm dies als Zustimmung.
    »Und ich möchte, dass du die Mörder des Pullanen zur Rechenschaft
ziehst.«
    »Ich werde nichts dergleichen tun«, versetzte Hermann. »Mir wurde
zugetragen, Ofterdingens Mann habe den ersten Schlag geführt und als Erster zum
Dolch gegriffen. Er selbst trägt die Schuld an seinem Tod. Ein Gast, der mit
dem Messer auf seine Gastgeber losgeht, hat den Anspruch auf Schutz verwirkt.
Er hat versucht, uns das Richtschwert vor der Nase wegzustehlen!«
    »Sie haben seine Zunge herausgeschnitten und den Raben vorgeworfen!
Die rechte Hand haben sie ihm vom Körper getrennt, damit er im Himmelreich
nicht mehr das Kreuz über sich schlagen kann!«
    »Mir kommen die Tränen«, schnaubte Hermann. »Wenn du in Palästina
gewesen wärst wie so viele von meinen Männern, würdest du ihren Hass verstehen!
Wie uns die Pullanen in den Rücken gefallen sind! Dies Pack macht gut Freund
mit jedweder Seite, die am Gewinnen ist, und allzu oft waren das die Sarazenen!
Was stolziert der Kerl auch wie Saladin höchstpersönlich in meine Burg und
kehrt den selbstgefälligen Orientalen hervor, am Ende sogar den besseren
Christen, helf uns Gott! Die Sehne reißt, wenn man den Bogen überspannt! Und
außerdem: Er war tot, bevor man ihn verstümmelte. Der Verlust seiner Glieder
wird ihn kaum mehr geschmerzt haben.«
    »Ulrich zumindest muss an den Pranger. Er hat die anderen
aufgehetzt.«
    »Der Knappe des Hauptmanns? Niemals.«
    »Er muss .«
    Mit der Faust schlug Hermann auf den Tisch, neben dem er stand.
Biterolfs Gegenwart und die Konrads waren ihm jetzt gleichgültig geworden. »Was
kommst du und machst mir Vorwürfe für das, was mein Gesinde treibt! Wärst du
nicht auf die Wortklauberei des Ofterdingers hereingefallen und hättest mit
deinem Mantel Sankt Martin gespielt, er wäre längst mit dem nächstbesten Beil
gerichtet – und sein Pullane würde noch leben! Stattdessen scharren meine
Männer im Schnee wie Mäuse nach der Wintersaat und verlieren die Beherrschung,
verständlich genug!«
    »Du hättest nie dein Einverständnis zu diesem abscheulichen
Wettkampf geben dürfen.«
    »Aber ich habe es getan«, schrie der Landgraf, »deinem feinen
Walther und deinem frommen Wolfram zuliebe, und jetzt stehe ich mit meinem Wort
und meiner Ehre dafür ein, dass das Urteil auch vollzogen wird, zum Teufel!«
    Die Landgräfin atmete schwer, gab aber keine Widerworte mehr. Wasser
stand in ihren Augen. »Und Konrad?«, fragte sie nach einer langen Pause.
    »Kann sich entweder auf meine Zusage verlassen, dass ihm nichts
geschieht, solange er sich friedlich verhält. Oder er geht in Schutzhaft und
leistet seinem Herrn Gesellschaft.«
    Sophia sah zu Konrad. Der zog eine Miene, mit keiner der beiden
Optionen froh zu sein.
    »Er wird bei uns in den Frauengemächern bleiben«, sagte sie.
    »Der Glückliche.«
    »Und der Pullane wird ein christliches Begräbnis erhalten.«
    »Du weißt, wo der Kaplan zu finden ist«, entgegnete Hermann.
»Allerdings wird es schwerfallen, unter Neuschnee und gefrorener Erde ein
Plätzchen freizulegen.«
    Schweigend verließ die Landgräfin den Raum und zog Konrad mit sich,
bevor der sich verbeugen konnte. Durch die geschlossene Tür konnte Biterolf
noch hören, wie Konrad Sophia um den Nachlass Ruperts ersuchte. Dann wandte
sich Biterolf wieder Hermann zu.
    »Geh«, sagte der nur, keineswegs unfreundlich.
    Offensichtlich hatte innerhalb eines Tages jedermann auf der
Burg vom Fürsten bis zum Stallknecht die Nerven verloren. Selbst Klara bot
Biterolf nicht die nüchterne Zuflucht, auf die er gehofft hatte. Anstatt ihn,
wie gewöhnlich, mit ihrem zwanglosen Gerede zu berennen, brachte sie kaum ein
Wort

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