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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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zivilisiert machten.«
    Damit meinte Errun wahrscheinlich, dass Pavuleaner alle wichtigen Entscheidungen trafen und den KI s nur eine Beraterrolle einräumten. Hinzu kam das Geschäftliche: Handel, Geld, die Anhäufung von Kapital. Und natürlich die Kollektive Weisheit, die pavuleanische Philosophie/Religion/Lebensart, die noch immer Spuren von maskuliner Dominanz und Haremtum aufwies. Es waren genau die Dinge, von denen Filhyn glaubte, dass sie ihre ganze Zivilisation lähmten, aber sie wollte sich nicht auf ein Streitgespräch mit einem alten, ehrwürdigen Konservativen wie Errun einlassen. Manche Probleme lagen in den Generationen begründet; man musste nur warten, bis die betreffenden Alten starben und mit ein wenig Glück von progressiveren Personen ersetzt wurden.
    » Ihr Leute von den Randhabitaten seht die Dinge natürlich anders, das ist uns klar«, sagte Errun. » Aber trotzdem, die Seele unseres Volkes– unserer Spezies, unserer Zivilisation– liegt hier, auf diesen Ebenen, auf diesem Planeten, auf den ökoangepassten Neuen Heimaten und in den Habitaten, die unsere Sonne umkreisen.« Errun hob den Blick zur Sonne, deren Licht einige cremefarbene Wolken im Süden durchdrang.
    » Unter dieser Sonne«, sagte Filhyn. Sie brachte auch nicht die Absurdität zur Sprache, dass sie die einzige Repräsentantin der gesamten Diaspora der Größeren Pavuleanischen Herde war. Rein theoretisch gehörten sie alle zu den Fünfzehn Herden, und deshalb brauchten die vielen Milliarden Pavuleaner, die inzwischen in anderen Sonnensystemen lebten, keine eigene Repräsentation, aber das war natürlich kompletter Unfug und diente dem Zentrum hier auf Pavul nur als Vorwand, die Kontrolle über das ganze Reich zu wahren.
    » Unter dieser Sonne«, pflichtete ihr Errun bei. » Verfügen Sie über ein Seelenaufzeichnungsgerät?«, fragte er plötzlich.
    » Ja«, antwortete Filhyn.
    » Sie sind Anhängerin einer Randreligion, nehme ich an.«
    Sie war nicht einmal sicher, ob sie es Religion genannt hätte. » Ich bleibe bei meinen weit verstreuten Freunden, wenn ich sterbe«, sagte sie. » Das Gerät ist auf unser lokales Jenseits justiert.«
    Der alte Senator seufzte und schüttelte den Kopf. Er schien etwas sagen zu wollen– vielleicht wollte er sie tadeln, dachte Filhyn–, schwieg dann aber und warf sich noch etwas mehr Schlamm auf den Rücken.
    » Wir müssen dafür sorgen, dass wir ehrlich bleiben, Filhyn«, sagte er schließlich mit Bedauern in der Stimme. » Ich gehe nicht so weit wie jene, die bereuen, dass wir alle Predatoren ausgerottet haben, aber wir brauchen etwas, dass uns wachsam hält, das uns veranlasst, einen gewissen moralischen Standard zu wahren. Verstehen Sie?«
    » Ich verstehe, dass Sie davon zutiefst überzeugt sind, Repräsentant«, erwiderte Filhyn diplomatisch.
    » Mhm. Sie werden gleich erkennen, worauf ich hinauswill. Um es ganz klar auszudrücken: Wir brauchen die Drohung von Strafe im Jenseits, damit wir uns im Diesseits nicht wie Tiere benehmen.« Er winkte mit einem Rüssel. » Ich habe keine Ahnung, ob es wirklich einen Gott gibt, Filhyn, ich weiß es ebenso wenig wie Sie oder der Große Hohepriester.« Er schnaubte erneut. Es schockierte Filhyn, solche Worte von Errun zu hören, obwohl sie ihre Vermutungen bestätigten. » Vielleicht wohnt Gott dort, wo die Erhabenen leben, so gut eingefaltet, dass man kaum an sie herankommt«, sagte der alte Senator. » Es ist vielleicht der letzte Ort, der für Ihn infrage kommt. Wie ich schon sagte, ich weiß es nicht. Aber eins weiß ich mit Gewissheit: Es steckt Böses in uns. Und ich weiß auch: Die Technik, die es uns gestattet hat, dieses Böse zum Ausdruck zu bringen– die es uns zum Beispiel erlaubt hat, die Raubtiere auszurotten, die unsere natürlichen Feinde gewesen sind–, führte uns wiederum zu der Technik, mit der wir jetzt unsere Seelen und uns selbst retten können. Sie versetzt uns auch in die Lage, über das Grab hinaus zu belohnen und zu bestrafen.« Er sah Filhyn an.
    Langsam beschmierte sie ihren eigenen Rücken mit Schlamm. » Wollen Sie darauf hinweisen, dass es nur um die Drohung geht?«
    Errun schob sich etwas näher und rollte im graubraunen Schlamm. » Natürlich geht es nur um die Drohung«, versicherte er in einem verschwörerischen Ton, der auch eine Spur von Humor enthielt. Dann wich er wieder zurück. » Wichtig ist vor allem, dass sich die Leute aus Angst richtig benehmen, während sie noch am Leben sind. Was nach dem Tod mit

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