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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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ihnen passiert, geht die Lebenden nichts an. Es sollte sie auch nie etwas angehen.« Er lachte leise. » Dieser letzter Teil ist meine persönliche Meinung, entspricht aber auch einer grundsätzlichen Wahrheit. Wir machen den Leuten Angst, indem wir mit Strafe drohen, aber sobald sie Angst haben, ist die Strafe selbst gar nicht mehr erforderlich. Viele kreative Köpfe sind damit beschäftigt: Künstler, Szenaristen, Autoren, Ausführer, Designer, Psychologen, Soundgestalter und so weiter. Jedenfalls, all diese Leute arbeiten daran, eine vollkommen unrealistische Welt und völlig falsche Erwartungen zu schaffen, aus absolut guten, moralischen Gründen.«
    » Die Hölle dient also nur zur Abschreckung, um die Leute in ihrem Leben zur Räson zu bringen.«
    » Unsere ganz bestimmt. Mehr steckt nicht dahinter. Für die Höllen anderer Völker kann ich natürlich nicht sprechen. Aber ich sage Ihnen dies: Ein großer Teil des Wirbels, der derzeit darum gemacht wird, basiert auf Missverständnissen. Was ich so ärgerlich daran finde, ist, dass Leute, die nicht wollen, dass Höllen existieren, offenbar nicht akzeptieren können, dass sie gar nicht existieren. Und doch geben sie genau das vor! Wenn sie endlich damit aufhören würden, über Dinge zu klagen, die gar nicht passieren, gäbe es überhaupt kein Problem. Das Leben ginge weiter, alle würden sich ordentlich benehmen, und niemand käme zu Schaden.« Der alte Senator schüttelte sich wie voller Abscheu. » Ich meine, was wollen die Protestler? Dass die Höllen real werden, damit sich die Leute aus gutem Grund vor ihnen fürchten?«
    » Wo sind all jene, die sich in anderen Existenzen nach dem Tod befinden sollten, in Himmeln, sich dort aber nicht aufhalten?«
    Errun schnaubte einmal mehr. » Im Limbus.« Er schlug nach etwas an seiner Seite und inspizierte, was er gefunden hatte. Ein imaginäres Insekt, vermutete Filhyn. » Gespeichert, aber ohne Funktion, nicht im Sinne von Leben.« Er zögerte kurz und rollte wieder näher. » Darf ich Ihnen etwas im Vertrauen sagen, Filhyn?«
    » Ich habe angenommen, dass dies alles vertraulich ist, Repräsentant.«
    » Natürlich, natürlich, aber ich meine besonders vertraulich. Es geht um etwas, das Sie nicht einmal an Ihre engsten Vertrauten oder einen Partner weitergeben sollen. Etwas, das auf uns beide beschränkt bleibt.«
    » Ja«, sagte Filhyn. » In Ordnung. Fahren Sie fort.«
    Errun kam noch etwas näher. » Einige von denen, die zu verschwinden scheinen, die den Eindruck erwecken, in diese sogenannte Hölle zu wechseln, werden einfach gelöscht«, sagte er leise und richtete einen ernsten Blick auf Filhyn. Sie erwiderte ihn. » Sie bleiben nicht einmal im Limbus«, fügte er hinzu. » Sie hören einfach auf zu existieren. Ihre Seelenaufzeichnungsdinge werden blank geputzt, und die Informationen, ihre Seele, werden nirgendwohin transferiert. Das ist die Wahrheit, Filhyn. Eigentlich sollte so etwas nicht passieren, aber es passiert.« Er klopfte ihr auf ein vorderes Knie. » Dies haben Sie eindeutig nicht von mir gehört, verstanden?«
    » Natürlich«, sagte Filhyn.
    » Gut. Es ist etwas, von dem wir nicht möchten, dass es allgemein bekannt wird, verstehen Sie? Wichtig ist nur, dass die Leute glauben, dass sie noch leben , in gewisser Weise, und leiden. Aber ehrlich gesagt: Warum Computerkapazität an diese Mistkerle vergeuden? Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise.«
    Filhyn lächelte. » Aber ist es nicht immer besser, die Wahrheit zu sagen, Repräsentant?«
    Errun sah sie an und schüttelte den Kopf. » Die Wahrheit? In jedem Fall? Auf Gedeih und Verderb? Sind Sie verrückt? Ich hoffe, da erlauben Sie sich einen Scherz mit mir, junge Dame.« Mit den Fingerstummeln eines Rüssels hielt er sich die Nase zu und tauchte ganz in den Schlamm. Einige Sekunden später kam er wieder nach oben, schnaubte laut und wischte sich Schlamm von den Augen. » Geben Sie sich nicht so naiv, Filhyn. Die Wahrheit ist nicht immer nützlich und nicht immer gut. Es ist wie mit dem Wasser. Ja, wir brauchen den Regen, aber zu viel davon kann eine Flut verursachen, in der man zu ertrinken droht. Wie alle großen elementaren Naturkräfte muss die Wahrheit kanalisiert, gelenkt, kontrolliert und auf intelligente Weise moralisch zugeordnet werden.« Errun richtete einen durchdringenden Blick auf Filhyn. » Sie haben sich einen Scherz mit mir erlaubt, oder?«
    Vielleicht, dachte Filhyn und fragte sich, ob sie eine echte, richtige Politikerin sein

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