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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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fühlte sich erröten, sah den amüsierten Gesichtsausdruck des Repräsentanten Errun und setzte sich, nachdem sie dem Senatssprecher zugewunken und ihm damit zu verstehen gegeben hatte, dass sie fertig war. Ein Wind-in-Blättern-Geräusch breitete sich im Saal aus, erfasste auch das Publikum und die Mediengalerien.
    Repräsentantin Filhyn wollte die Rüssel vors Gesicht heben und ließ sie schnell wieder sinken, als ihr einfiel, dass die Kameras vermutlich noch immer auf sie gerichtet waren. Als der Sprecher eine langatmige und völlig irrelevante Erklärung zur Geschäftsordnung abgab, vergewisserte sie sich, dass ihr Mikrofon aus war, neigte den Kopf zu ihrem Assistenten Kemracht und sagte: » Genauso gut könnte ich eine Halskette mit der Botschaft › Hier beißen‹ tragen. Befreien Sie mich von meinem Elend, Kemracht.«
    » Ich hoffe, dass ich dazu in der Lage bin, Ma’am«, sagte der junge Mann und nickte in Richtung eines davoneilenden Kuriers. Dicht an Filhyns Ohr sagte er: » Wir haben einen Gast für die Nachmittagssitzung.«
    Etwas in seinem Ton veranlasste Filhyn, sich langsam zurückzulehnen. Sie starrte Kemracht groß an, und er lächelte und verbarg seinen Gesichtsausdruck bescheiden hinter beiden Rüsseln.
    » Soll das heißen…?«, begann Filhyn.
    » Ein Besucher, der von der anderen Seite zurückgekehrt ist.«
    Daraufhin lächelte sie ebenfalls, und Kemracht senkte den Kopf. Sie wandte den Blick ab und stellte fest, dass Repräsentant Errun sie misstrauisch von der anderen Seite des Debattiersaals beobachtete. Sie wollte ihm ein breites Lächeln schenken, überlegte es sich dann aber anders. Es war besser, ihm keinen Hinweis zu geben. Sie ließ ihr Lächeln wie ein tapferes, aber hoffnungsloses aussehen und wandte den Blick dann rasch von ihm ab, als brächte sie es nicht fertig, noch länger Zuversicht zu heucheln. Sie hob beide Rüssel zu den Augen, wie um Tränen wegzuwischen.
    Vielleicht werde ich doch noch zu einer guten Politikerin, dachte sie.
    Sie verloren einen ganzen Trupp durch einen elektrischen Schlag, der wie die Druckwelle einer explodierenden Tiefenbombe durchs Eis fuhr. Jene Marines, die seine volle Wucht zu spüren bekamen, lösten sich hinter den anderen auf, die ihren Weg zum Kern des Wasserplaneten fortsetzten.
    Ein weiterer Angriff kam von der Seite, wo die ursprüngliche Bruchlinie gewesen war. Zwei Wächter, koordiniert, aber diesmal waren die Marines bereit und setzten sie sofort mit Pfeilen außer Gefecht. Die beiden Wächter blieben zuckend und sterbend hinter ihnen zurück, als das von unten kommende Licht einen grünlichen Ton gewann.
    Es wurde heller, als sie sich näherten, und dann matter und gesprenkelt, auf eine Weise, die Bewegung andeutete. Eine ganze Streitmacht aus Wächtern kam zu ihnen hoch, und ihre Silhouetten zeichneten sich immer wieder vor dem grünen Licht ab. Vatueil versuchte zuerst, sie zu zählen, und begnügte sich dann mit einer groben Schätzung. Ein Dutzend? Zwanzig? Noch mehr? Es war schwer, einen genauen Eindruck zu gewinnen, doch eigentlich spielte es keine Rolle. Ein Rückzug kam jetzt nicht mehr infrage.
    Er wünschte, sein wahres Selbst– das Selbst, das weiterhin in der Hauptsimulation des Krieges existierte, jenes Selbst, das über alle seine Erinnerungen an die Jahrzehnte des Krieges verfügte– wäre in der Lage gewesen, sich an dies zu erinnern. Aber sein wahres Selbst würde hiervon nichts erfahren.
    In der Hauptsimulation lernte man aus seinen Fehlern, auch aus denen, die einen getötet hatten. Der Tod war Teil des Lernprozesses. Alles, auch das Sterben, geschah innerhalb einer sorgfältig überwachten Simulation, wo das Back-up-Selbst von allen Erfahrungen seiner früheren virtuellen Inkarnationen erfuhr. So lernte man und wurde im Lauf der Zeit immer klüger.
    Dies war ebenfalls eine Simulation, eine virtuelle Welt, aber sie gehörte nicht zur allgemeinen Kriegssimulation; für ihn gab es ebenso wenig einen Weg zurück wie für die Marines. Ob sie bei ihrer Mission einen Erfolg erzielten oder versagten, letztendlich würden sie sterben. Sein reales, weiterhin existierendes Selbst in der Hauptsimulation würde nichts aus diesem Einsatz lernen.
    Wenn er Glück hatte, erfuhr jenes Selbst vielleicht von seinem Erfolg– falls er und die anderen erfolgreich waren.
    Sie kamen den Kernwächtern schnell näher. Die Wächter schlängelten sich fast ebenso schnell nach oben, wie Vatueil und seine Marines in die Tiefe stürzten. Einige

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