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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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mit einer ausgewachsenen neuralen Borte aufwies.
    » Wie kommen Sie darauf, dass mir eine Tätowierung gefallen würde?«
    » Sie haben gesagt, Sie würden eine vermissen.«
    » Habe ich das?«
    » Vor elf Tagen. Und gestern noch einmal. Beim ersten Mal wiesen Sie darauf hin, sie kämen sich beim Erwachen zu nackt vor. Sie erwähnten auch, dass Sie seit Ihrer Erneuerung davon träumen, durch eine Stadt zu wandern und zu glauben, voll bekleidet zu sein. Aber in diesen Träumen starren alle Sie an, und als Sie an sich herabsehen, stellen Sie fest, dass Sie nackt sind.«
    » Auch normale Leute habe solche Träume.«
    » Ich weiß.«
    » Habe ich auch gesagt, dass ich froh bin, jene Tätowierungen los zu sein?«
    » Nein. Vielleicht glauben Sie nur, das den Leuten zu sagen.«
    Lededje runzelte die Stirn und betrachtete erneut das Gebilde in Demeisens Hand. Es wirkte jetzt wie aus ölig glänzenden Quecksilberfäden geformt. » Jedenfalls, das sieht nicht nach einer Tätowierung aus«, sagte sie.
    » In diesem Zustand nicht. Passen Sie gut auf.«
    Das Gewirr aus Fäden geriet in Bewegung. Es begann, über Demeisens Hand zu fließen und eine Art Kettenhemd-Handschuh zu formen. Der Avatar drehte die Hand und zeigte, wie sich die Fäden um seine Finger wickelten, und brachte die Hand dann wieder in die ursprüngliche Position, als die Fäden wie winzige Wellen über Handgelenk und Arm glitten, unter dem Ärmel verschwanden. Demeisen rollte den Ärmel hoch, und daraufhin war zu sehen, wie die Filamente erstaunlich schnell über den Oberarm krochen, dabei noch etwas dünner wurden und sich ausbreiteten.
    Er knöpfte sein Hemd auf, damit sichtbar wurde, wie sich silbrig blaue Linien auf seinem Brustkorb bildeten, der glatt und haarlos war wie der eines Kindes. Dann neigte er den Kopf nach hinten, und die Tätowierung breitete sich auf Hals und Gesicht aus, umgab den Kopf. Einige dünne Linien zierten die Ohren, während sich andere über Stirn, Wangen und Nase schwangen, wenige Millimeter vor Nasenlöchern, Mund und Augen innehielten. Demeisen hob die andere Hand, damit Lededje auch die dortigen Linien sah, streckte dann beide Arme, um zu zeigen, dass die Linienmuster, ihre Kurven, Wirbel und Parabeln, vollkommen symmetrisch waren.
    » Ich habe dafür gesorgt, dass sich die Tätowierung auf den Oberkörper konzentriert«, sagte Demeisen. » Aber natürlich kann sie auch den Rest des Körpers erfassen.« Er betrachtete die Hände. » Wenn Sie es kantiger mögen…«
    Das mobile Tattoo geriet überall in Bewegung. Aus den Kurven wurde gerade Linien, aus den Wirbeln rechte Winkel und Zickzackmuster. » Auch die Farbe lässt sich verändern«, sagte der Avatar. Die Tätowierung wurde pechschwarz und gewann unmittelbar darauf einen so perfekten silbernen Ton, als bestünde sie aus unmöglich dünnen Quecksilberfäden. » Oder man überlässt es dem Zufall.« Innerhalb weniger Sekunden verwandelten sich die Muster in eine wilde Krakelei. » Natürlich sind bestimmte Motive möglich«, fügte Demeisen hinzu. Wieder veränderte sich das Tattoo und präsentierte eine Serie von verschachtelten konzentrischen Kreisen auf seiner Hand, der größte davon auf seiner Brust und mit einem Durchmesser von einer Handbreite.
    Led nahm eine seiner Hände und sah sich die Kreise auf dem Handrücken an. Als sie ganz genau hinsah– sie glaubte noch immer, dass ihr Sehvermögen weitaus besser war als das eines durchschnittlichen Sichultianers; sie konnte mehr Einzelheiten erkennen–, bemerkte sie winzige silberne Linien zwischen den Kreisen. Haarfein, dachte sie. Nein, daunen fein.
    Sie betrachtete die Kreise; sie wirkten wie allzu symmetrische Kräuselungen in der Oberfläche eines Teichs, in den jemand einige Dutzend Steine geworfen hatte. Die Kreise breiteten sich aus, trafen sich, gingen ineinander über, vereinten sich zu geflochtenen Linien und anderen, die viel dünner waren und zwischen diesen Flechtmustern verliefen. Wie Gold und Silber glänzend gaben sie Demeisen das Erscheinungsbild eines Mannes, der in einem glitzernden Drahtkäfig steckte.
    » Natürlich bin ich imstande, die Beschaffenheit der Tätowierung allein mit meinen Gedanken zu verändern«, sagte der Avatar. » Sie brauchen ein Interface, um es zu kontrollieren, vielleicht eine Art ständig präsentes Kontrollzentrum in den Mustern, das Ihnen die Möglichkeit gibt, die Beschaffenheit des Tattoos Ihren Wünschen anzupassen. Vielleicht auf dem einen Handgelenk stilisierte

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