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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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vielen Stellen auf der Haut, schmerzenden Knochen und dröhnendem Kopf.
    Yime fand sich vor dem dichten, flauschigen Teppich wieder. Ihr Rücken tat weh. Sie betrachtete die Haut an den Handgelenken, die an die Beine gepresst gewesen waren, und sah Abschürfungen. Am äußeren Rand der Handgelenke rann bereits gerinnendes Blut über einen etwa drei Quadratzentimeter großen Hautbereich. Auch die Füße fühlten sich wund an. Blut war von der rechten Schläfe herabgelaufen, zum halb geschlossenen rechten Auge. Yime hob die Finger zu etwas, das ein im Kopf steckendes, immer noch heißes Metallstück zu sein schien, und zog es heraus.
    Sie wischte sich das Blut aus dem rechten Auge und betrachtete das Fragment. Mehrere Zentimeter lang. Vielleicht hätte sie es nicht aus der Wunde ziehen sollen. Das Blut auf der glänzenden grauen Oberfläche dampfte, und die Fingerspitzen, die das Metallteil hielten, wurden braun. Sie ließ es auf den Teppich fallen, der sich dort, wo es ihn berührte, zu verfärben begann. Yimes Hand tastete zum Hinterkopf und stellte fest, dass sie halb skalpiert worden war.
    Ein Geräusch kam vom Schiff, ein tiefes, starkes, lauter werdendes Summen. Nie zuvor hatte Yime ein solches Geräusch von einem Quietus-Schiff gehört. Nie zuvor war sie an Bord eines solchen Schiffes gekommen, ohne nicht sofort begrüßt zu werden, und zwar sehr freundlich. Bisher nichts dergleichen. Die Situation musste ziemlich mies sein.
    Die Gravitation veränderte sich, und Yime rutschte zusammen mit dem flauschigen Teppich über den Boden, stieß kurz darauf gegen die Wand. Sie rollte zur Seite, über die Wand– das Schiff schien auf dem Heck zu stehen. Sie fühlte, wie sie immer schwerer wurde, und erneut drückte sie etwas zusammen.
    Spürbare Beschleunigung im Innern der Schiffsfeld-Strukturen. Das war ein außerordentlich schlechtes Zeichen. Yime befürchtete, dass es noch schlimmer werden konnte. Sie rechnete jeden Augenblick mit dem Kollaps eines Schiffsfelds.
    Eines kollabierte tatsächlich, und sie verlor das Bewusstsein.
    Vatueil holte zu Dr. Miejeyar auf und flog ihr entgegen, als sie beide, von warmen Aufwinden getragen, zur Krone des gewaltigen, unmöglichen Baums aufstiegen.
    Er rief ihr ein Hallo zu. Sie lächelte erneut und antwortete etwas. Leicht wie Federn segelten sie, und das Geräusch des Windes war nicht sehr laut. Vatueil näherte sich der jungen Ärztin, denn er wollte hören, was sie zu sagen hatte. Bis auf etwa einen Meter kam er an sie heran.
    » Wie bitte?«, fragte er sie.
    » Ich habe gesagt, dass ich nicht auf Ihrer Seite stehe«, erwiderte Dr. Miejeyar.
    » Wirklich nicht?« Er schenkte ihr ein skeptisches, tolerantes Lächeln.
    » Und die Kriegführungsvereinbarung gilt nicht außerhalb der vereinbarten Grenzen der Konfliktion.«
    » Was?«, fragte er. Sein Flügelanzug verwandelte sich plötzlich in Fetzen, wie von hundert rasiermesserscharfen Messern zerschnitten.
    Er stürzte in die Tiefe, drehte sich hilflos und schrie. Die Luft, die Wolken, der Himmel, alles wurde dunkel, und nach einer weiteren unkontrollierten Drehung hatte sich der unmögliche Baum in ein riesiges, blattloses, totes Etwas verwandelt, an dem hier und dort Feuer brannten. Die meisten Zweige waren abgebrochen oder hingen schief im erbarmungslosen Wind, wie gebrochene, abgestorbene Gliedmaßen.
    Vatueil fiel weiter, und die Fetzen des Flügelanzugs schlugen wie kalte schwarze Flammen auf ihn ein.
    Er schrie, bis er heiser wurde, schnappte nach Luft und schrie erneut.
    Der dunkle Engel, der Dr. Miejeyar gewesen war, glitt elegant zu ihm herab und schien die Ruhe selbst zu sein, während Vatueil voller Panik war. Sie erschien ihm jetzt wunderschön, mit Armen, die zu schwarzen Schwingen geworden waren, langem dunklen Haar und nur wenig Kleidung, die einen großen Teil ihres kurvenreichen, glänzenden braunen Körpers offenbarte.
    » Sie haben einen Hack versucht, Oberst«, sagte sie. » Das verstößt gegen die Regeln des Krieges, wodurch Sie den Schutz ebenjener Regeln verlieren. Es ist mit Spionage vergleichbar, und Spione sind der Gnade des Feindes ausgeliefert. Sehen Sie nach unten.«
    Er sah nach unten. Eine Landschaft mit Rauch, Feuer und Elend erstreckte sich dort: Flammengruben, Flüsse aus Säure und Wälder aus Stacheldraht, daran blutige, zuckende Körper. Das alles kam ihm entgegen; nur noch wenige Sekunden trennten Vatueil davon.
    Er schrie erneut.
    Alles erstarrte. Er blickte noch immer auf die

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