Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
Drohne wackelte, ihr Äquivalent eines Schulterzuckens. » BU -Tech, oder so gut wie.«
Huen nickte und beobachtete das jhlupianische Schiff, dem sich Veppers’ Flieger näherte. Sie klopfte ihrem Kind sanft auf den Rücken. » Das ist interessant.«
Chay befand sich im Refugium ganz oben auf dem Felsfinger, der aus der Wüste ragte. Vom Wind glatt geschliffene Felsbrocken, die Überbleibsel eines natürlichen Bogens, lagen zwischen dem Tafelberg des Refugiums und dem nahen Plateau. Den einzigen Zugang zum Refugium bildeten ein Seil und ein Korb, der mithilfe von Flaschenzügen und Muskelkraft dreißig Meter bis zum Boden der Wüste hinabgelassen wurde. Im Lauf der Jahre war das Refugium gewachsen und bestand jetzt aus sechs oder sieben Stockwerke hohen Gebäuden aus Holz und Lehmziegeln. Ein Teil davon, abgestützt von Baumstämmen, ragte über den Rand des Tafelbergs.
Nur Frauen waren im Refugium zugelassen. Die älteren von ihnen kopierten sogenannte Manuskripte. Chay wurde nicht direkt wie eine Bedienstete behandelt, aber zweifellos wie jemand von geringerem Rang, wie eine Person, deren Meinungen keine Rolle spielten und deren Bedeutung allein von den niederen Tätigkeiten bestimmt wurde, die sie ausführte.
Wenn sie nicht schlief, aß oder arbeitete, betete sie, saß zusammen mit allen anderen in der Kapelle des Refugiums und pries Gott. An diesem Ort war Gott weiblich und wurde von den Zölibatären für ihre Fruchtbarkeit verehrt, in langen Gottesdiensten voller Lieder.
Chay versuchte zu erklären, dass sie nicht an Gott glaubte, aber das wurde zuerst als unmöglicher Unsinn abgetan, als ebenso absurd wie die Leugnung von Sonne und Gravitation. Als die anderen merkten, dass sie es ernst meinte, brachte man sie vor die gefürchtete Oberin des Refugiums, die ihr erklärte, dass Gott nicht zur Wahl stand. Sie war neu angekommen, und deshalb begegnete man ihr zunächst mit Nachsicht, aber sie musste sich dem Willen Gottes unterwerfen und den Älteren gehorchen. In den Dörfern und Städten verbrannte man Leute, die behaupteten, dass Gott nicht existierte. Wenn sie hier an diesem Ort darauf bestand, musste sie damit rechnen, Hunger zu leiden und geschlagen zu werden, bis sie zur Vernunft kam.
Nicht alle, erklärte die Oberin– und an dieser Stelle sah die so respekteinflößende Frau in ihrer dunklen Amtstracht plötzlich alt aus–, waren imstande, Gott so leicht und vollständig in ihren Herzen zu empfangen wie die Frömmsten und Erleuchtetsten. Selbst wenn sie sich Gott noch nicht ganz geöffnet hatte, so musste sie begreifen, dass das mit der Zeit geschehen würde, und dass die Rituale, Gottesdienste, Gebete und Gesänge, die sie so bedeutungslos fand, zum Glauben führen konnten, auch wenn sie dachte, dass sie zunächst ohne jeden Glauben daran teilnahm.
So wie man nützliche Arbeit leisten konnte, ohne das große Projekt, um das es dabei ging, ganz zu verstehen, so hatten die Gebete und Gesänge durchaus einen Sinn für die alles vergebende Göttin. Und so wie die gewohnheitsmäßige Durchführung einer Aufgabe allmählich das Geschick vergrößerte und bis zur Perfektion brachte, zu einem besseren, tieferen Verständnis der Arbeit, so würden Handlungen des Glaubens zum Glauben selbst führen.
Schließlich zeigte man Chay die unter dem Refugium in den Fels gemeißelte stinkende, schmutzige und fensterlose Zelle, wo man sie anketten, hungern lassen und schlagen würde, wenn sie nicht zumindest versuchte, Gottes Liebe zu empfangen. Sie zitterte beim Anblick der Ketten und Flegel und versprach, sich alle Mühe zu geben.
Chay teilte sich ein Zimmer mit sechs anderen unter dem Dach des Refugiums, dem nahen Plateau gegenüber gelegen, zur weiten Wüste hin. Die Räume waren offen: Eine Wand fehlte, und es gab nur eine schwere Plane, die herabgesenkt werden konnte, wenn der Wind Staub hereinwehte. Ein Stufenboden führte zu einer Wand, die von der obersten Stufenetage aus nicht zu sehen war. Offene Zimmer, mit Blick über die Ebene, ob Wüste oder Grasland, waren tröstliche Orte. Geschlossene Räume fühlten sich falsch an, engten ein, insbesondere beim Schlafengehen oder Erwachen. Hinzu kam: Allein zu sein lief für ein Individuum, das zu einer Herdenspezies gehörte, auf Strafe hinaus, und deshalb mochte es Chay wie die meisten Leute, sich in der Gesellschaft von mindestens fünf oder sechs anderen schlafen zu legen.
Sie weckte die anderen so oft mit ihren Albträumen auf, dass sie nicht unbedingt zu
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