Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
sich zurück und wirkte sehr zufrieden. » Anschließend brauchen wir nur noch die Koordinaten der Zielsubstrate«, sagte er nachdenklich. » Ohne diese Information können wir nichts unternehmen.« Er wandte sich an Veppers. » Nicht wahr, alter Freund?«
Daraufhin sahen ihn alle an. Raummarschall Vatueil starrte regelrecht. Zum ersten Mal seit Beginn des Treffens bekam Veppers die Aufmerksamkeit und den Respekt, die er normalerweise für selbstverständlich hielt.
Er lächelte langsam. » Lassen Sie uns zuerst die Schiffe bauen, nicht wahr? Wenn sie fertig sind, geben wir ihnen die Zielkoordinaten.«
» Einige von uns«, sagte Bettlescroy, und sein Blick glitt kurz über den Tisch, bevor er zu Veppers zurückkehrte, » sind noch immer ein wenig skeptisch in Hinsicht auf die Anzahl der Höllen enthaltenden Substrate, die in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit erreicht werden können.«
Veppers zeigte ein ausdrucksloses Gesicht. » Sie wären überrascht, Bettlescroy«, sagte er. » Sogar amüsiert.«
Das kleine Wesen beugte sich vor und legte perfekt proportionierte Arme auf den Tisch. Eine Zeit lang sah es Veppers direkt in die Augen. » Wir… verlassen uns hier alle sehr auf Sie, Joiler«, sagte es ruhig.
Wenn es sich um eine Drohung handelte, so war sie gut verschleiert, dachte Veppers. Er selbst wäre stolz darauf gewesen. Trotz der apokalyptischen Natur der Dinge, über die sie gesprochen hatten, geschah es zum ersten Mal– vielleicht seit ihrer ersten Begegnung–, dass Veppers einen Eindruck von gehärtetem Stahl unter der samtigen Oberfläche des GFKF ianers bekam.
Er beugte sich ebenfalls vor und sah Bettlescroy an. » Ich möchte es gar nicht anders haben«, erwiderte er glatt.
Chay flog über der Hölle. Die Welt roch– stank– genau wie früher. Von hier oben aus, von dicht unter den brodelnden dunkelbraunen Wolken, sah sie auf eine hügelige, manchmal zerklüftete Landschaft hinab, in der aschgraue, kotbraune und gallengrüne Töne dominierten. Rote Kleckse deuteten auf Feuergruben hin. Die fernen Schreie und das Heulen und Kreischen klangen genauso, wie es Chay in Erinnerung hatte.
Der Ort ihres Erwachens sah wirklich wie eine große Frucht aus: ein aufgeblähtes violettes Etwas, das in der raucherfüllten Luft hing, ohne von etwas gehalten zu werden– es erweckte den Eindruck, von den wie Wunden wirkenden Wolken herabzubaumeln. Es schien weit und breit einzigartig zu sein; zumindest konnte Chay in ihrer Nähe keine weiteren übergroßen Früchte dieser Art erkennen.
Versuchsweise stieg sie empor und flog in die Wolken hinein, deren Gase ihr jedoch in den Augen brannten. Sie ging wieder tiefer, in klarere Luft, und wartete, bis sie besser sehen konnte, holte dann Luft, hielt den Atem an, schlug mit ihren großen Flügeln und stieg erneut auf. Immer höher hinauf ging es, und als sie schon glaubte, ihre Lungen müssten platzen, stieß sie mit schmerzhafter Wucht gegen etwas Hartes und Raues. Der Aufprall war so stark, dass ihr der Kopf wehtat und es zu Schürfwunden an beiden Flügelspitzen kam. In einem Regen aus Roststaub fiel sie aus den Wolken.
Unter der Wolkendecke atmete sie wieder, fasste sich und flog weiter.
In der Ferne sah sie die Linie des Feuers, die den Rand des Krieges in der Hölle markierte, eine zischende, brutzelnde Blessur, aus der rote, orangefarbene und gelbe Flammenzungen leckten. Eine Mischung aus Neugier und dem seltsamen Verlangen, das Chay zuvor gefühlt hatte, veranlasste sie, den Flug dorthin fortzusetzen.
Sie kreiste am Himmel und beobachtete Wellen und Ströme aus Männern, die immer wieder über das verbrannte und zerwühlte Land vorstießen. Mit allen jemals entwickelten Waffen kämpften sie, auch mit primitiven Gewehren und Sprengstoff. Einige verharrten und sahen zu ihr auf, glaubte Chay, aber sie wagte es nicht, tiefer zu gehen und Gewissheit zu erlangen.
Geflügelte Dämonen schwirrten zwischen den in weiten Bögen fliegenden Granaten und Pfeilen. Manche von ihnen kamen zu ihr hoch– was sie so sehr erschreckte, dass sie fast wild mit den Schwingen geschlagen und die Flucht ergriffen hätte–, drehten dann ab und fielen wieder in die Tiefe.
Verlangen zerrte an Chay. Ein Teil von ihr wollte landen, wollte… was? Sollte sie eine Dämonin sein? Das Verlangen in ihr… War es der Wunsch zu foltern, zu peinigen? Sollte sie zu einem jener Wesen werden, die andere quälten? Eher wollte sie verhungern, sich umbringen, wenn sie konnte, sich
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