Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
eine gewaltige Wolke aus Feuer und Rauch in seinem Blickfeld. Auf einem dicken, dunklen Stängel stieg sie auf, über einer Masse aus von Blitzen durchsetzter Finsternis.
Veppers hörte etwas, das Schreie sein mochten, und andere Geräusche, die nach Dingen klangen, die rissen und zerbrachen. Das ultraklare Glas der Barriere trübte sich plötzlich– jemand schien ein Netz aus dünnen weißen Linien darübergeworfen zu haben. Für einen Moment war er ohne Gewicht, und dann schien etwas bestrebt zu sein, ihn an die Decke zu werfen oder gegen das rissige Glas, aber der Sitz hielt ihn fest.
Ein dumpfes Grollen schwoll an und legte ihm einen dunkelroten Schleier vor die Augen, und schließlich verlor er das Bewusstsein.
Yime Nsokyi versuchte die ersten Schritte ohne fremde Hilfe. Sie trug lockere Kleidung, fühlte sich aber nackt ohne das stützende Schaumnetz, das sie während der letzten beiden Tage getragen hatte.
Die Knochen in ihren Beinen fühlten sich zart an und schmerzten ein wenig. Es tat weh, tief durchzuatmen, und der Rücken war seltsam steif. Nur ihre Arme schienen einigermaßen normal zu sein, obgleich die Muskeln schwach waren. Sie wies den Körper an, auf alle schmerzlindernden Maßnahmen zu verzichten, damit sie einen klaren Eindruck von ihrem Zustand gewinnen konnte. Gar nicht so schlecht, stellte sie fest. Sie sollte in der Lage sein, auf weitere schmerzstillende Sekretionen zu verzichten.
Als sie vorsichtig durch den matt erhellten Salon der Meine Wenigkeit, ich zähle ging und dabei mit einer Hand den Ellenbogen des anderen Arms betastete, blieb Himerance, der Avatar des Schiffes, an ihrer Seite: ein großes, schlankes Geschöpf mit sehr tiefer Stimme und völlig haarlosem Kopf.
» Sie müssen das nicht tun«, sagte Yime.
» Da bin ich anderer Ansicht«, erwiderte er. » Ich fühle mich dazu verpflichtet. Dies ist zumindest teilweise meine Verantwortung. Ich tue, was ich kann, um es wiedergutzumachen.«
Die Meine Wenigkeit, ich zähle war nach dem Angriff des Ungefallenen Bulbitianers das nächste Schiff gewesen, zur Entität unterwegs, um jene abzusetzen und aufzunehmen, die von dem Vergessenen ASS Totale Innere Reflexion kamen und dorthin unterwegs waren. Reiner Zufall hatte dafür gesorgt, dass ausgerechnet dieses Schiff und keins der anderen, die mit dem ASS in Verbindung standen, den Shuttledienst leistete– es gab noch drei weitere Schiffe, die diese Aufgabe wahrnahmen. Die Meine Wenigkeit, ich zähle hatte diesmal keine Passagiere für den Bulbitianer an Bord gehabt und war nur gekommen, um welche abzuholen. Als ein Notruf und eine Ablationsfahne darauf hingewiesen hatten, dass jemand Hilfe brauchte, hatte es den Kurs geändert, um nach dem Rechten zu sehen und die benötigte Hilfe zu leisten.
» Haben Sie noch das Bild von Lededje Y’breq?«, hatte Yime das Schiff gefragt, sobald sie dazu in der Lage gewesen war. Die kieselsteinglatte Drohne war durch Himerance ersetzt worden, einen humanoiden Avatar, den das Schiff seit über einem Jahrzehnt nicht mehr benutzt hatte. Yime hatte fast damit gerechnet, dass Staub von Himerances Kopf rieseln würde, als er zum ersten Mal nickte.
» Ja«, hatte er geantwortet. » Das Bild existiert noch.«
» Darf ich es sehen?«
Daraufhin hatte der Avatar die Stirn gerunzelt. » Ich habe versprochen, das volle Bild ohne ihre ausdrückliche Erlaubnis mit niemandem zu teilen«, hatte Himerance gesagt. » Ich ziehe es vor, dieses Versprechen zu halten, es sei denn, es kommt zu einer besonderen Situation, die es mir angeraten erscheinen lässt, mich über das gegebene Versprechen hinwegzusetzen. Müssen Sie es unbedingt sehen? Es gibt zahlreiche hochauflösende Bilder von Ms. Y’breq, die aus den sichultianischen Medien und anderen leicht zugänglichen Quellen stammen. Soll ich Ihnen einige davon zeigen?«
Yime hatte gelächelt. » Nicht nötig. Sie sind mir bereits bekannt. Ich war nur neugierig und weiß zu schätzen, dass Sie Ihr Wort halten.«
» Warum interessieren Sie sich für Ms. Y’breq?«, hatte das Schiff gefragt.
Yime hatte den Avatar groß angesehen. Aber natürlich konnte er nichts von dem wissen, was Lededje zugestoßen war. Als Diener– Akolyth– eines einsiedlerischen ASS , einem der Vergessenen, war die Meine Wenigkeit, ich zähle gar nicht in der Lage gewesen, den Ereignissen auf Sichult zu folgen.
» Die Bodhisattva hat Sie nicht informiert?«
» Unmittelbar nach ihrer Rettung bat sie mich, mit voller Geschwindigkeit Kurs
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