Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
Deshalb hatte er eine Falle für Grautze vorbereitet, damit er die Schuld auf ihn schieben konnte, wenn die Sache schiefging, damit Grautze und seine Familie dafür zur Rechenschaft gezogen wurden.
Ursprünglich hatte er gar nicht beabsichtigt, Grautze über die Klinge springen zu lassen, wenn alles gut ging. Aber dann war ihm klar geworden: Dieselben Mechanismen, die dazu bestimmt gewesen waren, ihn im Fall eines Misserfolgs zu schützen, konnten seinen Ertrag verdoppeln, wenn alles nach Plan lief. Sie versprachen ihm das ganze Geld, alle Anteile, alle Unternehmen, alle Geschäfte und die gesamte Macht. Es war ein zu guter Trick gewesen, um der Versuchung zu widerstehen. Grautze hätte die Gefahr erkennen sollen, aber er war blind gewesen, zu vertrauensselig. Zu leichtgläubig. Geblendet von Loyalitäten, an die er geglaubt hatte. Trottel.
Die Tochter des armen Narren hatte mehr angemessene Rücksichtslosigkeit gezeigt als ihr Vater. Veppers strich sich über die Nase. Ihre Spitze war inzwischen fast ganz geheilt, reagierte aber immer noch recht empfindlich auf Berührungen. Er glaubte nach wie vor, die Zähne der verdammten kleinen Schlampe zu spüren; der Gedanke daran ließ ihn schaudern. Seit jenem Ereignis war er nicht mehr im Opernhaus gewesen. Er musste zurückkehren und sich dort in der Öffentlichkeit zeigen, bevor eine absurde Phobie daraus wurde. Sobald die Nase ganz geheilt war.
Die Sache würde glatt über die Bühne gehen, ohne dass es zu größeren Problemen kam, und anschließend würde er mehr haben als jemals zuvor. Denn so war er eben. Ein Gewinner. Der verdammte Gewinner. In der Vergangenheit hatte es immer geklappt, und es würde auch diesmal klappen. Na schön, man hatte die Kriegsflotte einige Tage zu früh entdeckt; eine so große Katastrophe war das nicht. Und seine Hinhaltetaktik war richtig gewesen. Er hatte Bettlescroys Gesandtem nicht die Angriffsziele genannt. Und darauf würde er auch weiterhin verzichten, bis zur Einsatzbereitschaft der Schiffe. Und sie würden bald einsatzbereit sein. Ihre Fertigstellung stand unmittelbar bevor; niemand konnte sie jetzt noch aufhalten. Maßnahmen gegen die Kultur-Mission bei der Scheibe waren eingeleitet, und offenbar konnte auch das Kriegsschiff der Kultur neutralisiert werden. Veppers hoffte nur, dass die verdammte GFKF wusste, was sie verdammt noch mal tat. Aber vermutlich brachten die GFKF ianer ihm ähnliche Gedanken entgegen.
Mach dir keine Sorgen, sagte er sich. Gerate nicht in Panik. Ruhig Blut. Bereite hier alles vor und hab den Mut, die Sache bis zum Ende durchzustehen, um welchen Preis auch immer. Der Preis spielte keine Rolle, wenn man ihn zahlen konnte, und der Lohn würde weitaus größer sein.
Er beugte sich vor, schaltete das Lasergewehr aus und lehnte sich zurück. Nein, er wollte nicht jagen, auch nicht ficken, irgendeine Droge nehmen oder was auch immer.
Eigentlich, dachte er, wollte er nur nach Hause. Und das ließ sich leicht bewerkstelligen.
Er betätigte die Kontrollen in der Armlehne.
» Sir?«, fragte die Pilotin.
» Schluss mit dem Tiefflug«, sagte Veppers. » Bringen Sie uns so schnell wie möglich heim.«
» Sir.«
Der Flieger stieg sofort auf und entfernte sich vom Waldstreifen. Für einen Moment fühlte sich Veppers wieder schwer, doch dieses Gefühl verschwand schon wenige Sekunden später, als die Maschine in den horizontalen Flug überging.
Der Blitz kam zuerst. Veppers sah, wie er die Landschaft unter dem Flieger erhellte, und er fragte sich kurz, ob der Sonnenschein im Osten einen Weg durch eine Wolkenlücke fand. Aber das Licht war zu hell, und ein kurzes Flackern kam hinzu, und dann wurde das Licht noch heller, alles innerhalb von einer Sekunde.
» Strahlungsala…«, begann eine synthetische Stimme.
Strahlung? Was ging hier…?
Der Flieger kippte wie eine plötzlich von einem Tsunami erfasste Jolle. Veppers wurde so stark in den Sitz gedrückt, dass er sich stöhnen und ächzen hörte, als ihm der enorme Druck die Luft aus der Lunge presste. Die Welt jenseits der Barriere der Schießgalerie war noch immer irrsinnig hell und bewegte sich wie fluoreszierende Farbe, die um einen Abfluss Kreise zog. Ein gewaltiger Donner hallte über die Landschaft und schien seinen Ursprung in Veppers’ Kopf zu haben. Er erhaschte einen Blick auf den bewölkten Himmel, die Unterseite der Wolken von einem grellen Schein erhellt, sah dann ferne Berge und Wälder, ebenfalls zu hell. Für ein oder zwei Sekunden erschien
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