Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
Sichultianerin vorhanden. Die Haut zeigte zuerst eine Art schmutziges Grau, wurde dann schwarz, ging zu einem fast reinen Weiß über und präsentierte anschließend weitere Farben. Gleichzeitig veränderten sich Leibesumfang, Größe der Gestalt, Form des Kopfes und die Gesichtszüge. » Das sind die Parameter, mit denen Sie in der zur Verfügung stehenden Zeit spielen können«, sagte Sensia.
Lededje überlegte und dachte an Veppers’ Hautfarbe. » Wie lange dauert es, um eine richtige Sichultianerin daraus zu machen, nicht mit schwarzer Haut, sondern mit rötlich-goldener?«
Sensias Augen schienen sich leicht zu verengen. » Einige Stunden mehr, vielleicht einen vollen Tag. Sie würden wie eine Sichultianerin aussehen, wären es aber nicht ganz, nicht in Ihrem Innern. Eine Blut- oder Gewebeprobe oder praktisch jede andere invasive medizinische Prozedur würde das zeigen.«
» Schon gut. Ich glaube, das möchte ich«, sagte Lededje. Sie sah Sensia in die Augen. » Ich habe kein Geld, mit dem ich dafür bezahlen könnte.« Sie hatte gehört, dass die Kultur ohne Geld zurechtkam, es aber nicht geglaubt.
» Schon gut«, erwiderte Sensia gelassen. » Ich stelle Ihnen nichts in Rechnung.«
» Sie wollen dies aus reiner Freundlichkeit tun, oder bin ich Ihnen dadurch verpflichtet?«
» Nennen wir es Freundlichkeit. Und es ist mir eine Freude.«
» Ich danke Ihnen, vielen Dank«, sagte Lededje und verbeugte sich förmlich. Sensia lächelte. » Außerdem muss ich den Flug zurück nach Sichult abarbeiten.«
Sensia nickte. » Das lässt sich bestimmt arrangieren. Obwohl › Arbeit‹ in der Kultur ganz etwas anderes bedeutet als im Enablement.« Sensia zögerte. » Darf ich fragen, was Sie vorhaben, wenn Sie zurück sind?«
Dann töte ich Mr. Joiler Zum Teufel Mit Ihm Veppers, dachte Lededje grimmig. Und … Aber es gab andere Dinge, einige Gedanken, die so geheim waren, so potenziell gefährlich, dass sie gelernt hatte, sie vor sich selbst zu verbergen.
Lededje lächelte und fragte sich, ob dieses so freundlich wirkende virtuelle Geschöpf an diesem Ort ihre Gedanken lesen konnte.
» Ich muss dort noch etwas erledigen«, sagte Lededje.
Sensia nickte mit ausdrucksloser Miene.
Sie blickten wieder beide in die Wüste.
6
D em aufbrechenden Flieger schenkte Prin keine Beachtung, und er ignorierte ihn ebenfalls. Die langen Flügel entfalteten sich ganz, beide mit einer grinsenden Totenkopf-Darstellung geschmückt, und schlugen so schnell, dass ihre Bewegungen schemenhaft wurden. Der große Käfer stieg auf, und der von seinen Schwingen verursachte Sturm wirbelte Sand und Knochensplitter durch die Luft, als Prin, die kleine, erstarrte Chay noch immer mit den vorderen Gliedmaßen an seine breite Brust gedrückt, den ebenen Landeplatz erreichte und zur Tür der von Blut angetriebenen Mühle eilte.
Er stieß die Tür auf und musste sich ducken, um ins Innere des Gebäudes zu gelangen. Dort richtete er sich auf und brüllte, von einem stürmischen Dunst umhüllt, den die Flügel des Fliegers hinter ihm schufen. Der Wind fegte über die dunklen, welligen Bodenbretter bis hin zur Gruppe grinsender Dämonen und entsetzter Pavuleaner, die vor einem großen, glühenden Portal aus kühlem Blau standen, das sich mitten in der aus Knochen und Sehnen bestehenden Maschinerie der Mühle befand, umgeben von ihrem Knarren, Quietschen und gedämpften Kreischen.
Jemand sagte: » Drei.«
Der von den Flügeln des Käfers entfachte Wind warf die Tür hinter Prin mit solcher Wucht zu, dass die ganze Mühle erbebte. Außerdem wurde es dunkler, weil nur noch die Hälfte des Lichts von draußen hereinkam. Prin zögerte und schätzte die Situation ein. Chay verharrte steif und reglos an seiner Brust. Er glaubte zu fühlen, dass sie zitterte, und er hörte ein leises Wimmern von ihr. Die Dämonen und Pavuleaner rührten sich nicht von der Stelle.
Eine flache Rampe führte vom Boden der Mühle zum blauen Dunst des hohen Tors, das zu vibrieren schien– das Licht aus dem Portal flackerte leicht. Prin glaubte, Bewegungen in dem Blau oder jenseits davon zu erkennen, aber er war nicht sicher. Sechs Dämonen standen vor ihm, von der kleineren, vierbeinigen Art. Einzeln konnten sie nichts gegen ihn ausrichten, aber zusammen mochten sie sehr wohl in der Lage sein, ihn zu überwältigen. Zwei von ihnen waren zuvor aus der Mühle gekommen, um die Landung des Käfer-Fliegers zu beobachten. Die anderen vier– jeder von ihnen hielt einen Pavuleaner–
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