Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
Vom Netzwerk:
das Halo 7 wie ein Jahrmarkt-Riesenrad aus, das sich aus seiner Verankerung gelöst hatte und übers Land rollte.
    Die zur Veprine Corporation gehörende Tochtergesellschaft für planetare Schwerindustrie (Sichult) baute verschieden große Rad-Modelle. Die meisten waren mobile Hotels, in denen Reiche über die Kontinente reisten. Das Halo 7, Veppers’ persönliches Vehikel, war das größte und imposanteste der größten Räder ohne Speichen. Es hatte keinen größeren Durchmesser als die anderen, verfügte aber über dreiunddreißig anstatt zweiunddreißig Gondeln.
    Die einzelnen Waggons des Halo 7 enthielten luxuriöse Suiten, Bankettsäle, Empfangszimmer, zwei getrennte Pool- und Bäder-Anlagen, Sporthallen, blumengeschmückte Terrassen, Küchen, Gemüsegärten, eine Kommando- und Kommunikationskapsel, Energie und Service-Einheiten, Garagen für Bodenfahrzeuge, Hangars für Flieger, Bootshäuser für Schnellboote, Segler und Mini-U-Boote sowie Unterkünfte für Besatzungsmitglieder und Bedienstete. Das Halo 7 war weniger ein Transportmittel als eine mobile Villa.
    Die dreiunddreißig Gondeln waren nicht am Rand des Rads befestigt, sondern konnten ihre Position verändern, wenn sich Veppers Abwechselung wünschte oder die Beschaffenheit des Terrains es erforderte. Wenn die Fahrt über einen steilen Hang gehen sollte, an dem es keine Rad-Straße gab, wurden die schweren Gondeln in die Nähe des Bodens gebracht, um eine gefährliche Kopflastigkeit des Vehikels zu vermeiden und größere Neigungswinkel zu ermöglichen. Bei solchen Manövern saß Veppers gern ganz oben in einer kardanisch gelagerten Beobachtungskapsel und fand gelegentlich Gefallen daran, seine Gäste zu erschrecken. Manchmal genügte ein Schritt, um von einer Gondel zur nächsten zu gelangen, wenn sie sich dicht beieinander befanden. Oder man benutzte einen der Aufzüge, die sich in einem kleineren Ring im Innern der Hauptstruktur des Rads bewegten.
    Veppers sah zu den fernen blauen Hügeln und versuchte, sich daran zu erinnern, ob sie ihm gehörten oder nicht.
    » Sind wir noch auf dem Anwesen?«, fragte er.
    Jasken stand an der Seite des Pools und blieb höflich außerhalb des Blickfelds seines Herrn. Auch sein Blick ging über die neblige Landschaft, und die Erweiternden Okulinsen vor seinen Augen zoomten Details für ihn heran, zeigten ihm infrarote Bilder des Bodens und Funksignale. » Ich frage nach«, sagte er und hob einen Finger zum Komm-Knopf im Ohr, als er eine Antwort empfing. » Ja, Sir«, teilte er Veppers mit. » Kapitän Bousser weist darauf hin, dass wir noch etwa dreißig Kilometer diesseits der Grenze des Anwesens sind.« Jasken benutzte eine kleine Tastatur, die auf dem Starrverband seines linken Arms fixiert war, und rief damit entsprechende Daten ab, die in das Bild eingeblendet wurden, das ihm die Linsen präsentierten. Dreißig Kilometer stimmten ungefähr.
    Kapitän Bousser, Kommandant des Halo 7, war eine Frau. Jasken vermutete, dass sie wegen ihres Aussehens eingestellt worden war und nicht aufgrund ihrer Eignung. Deshalb prüfte er ihre Angaben immer nach, wenn sich ihm Gelegenheit bot, und wartete– bisher vergeblich– auf den Fehler, mit dem er Veppers davon überzeugen konnte, dass sie sich nicht für den Posten eignete.
    » Hm«, sagte Veppers. Als er jetzt darüber nachdachte, war es ihm eigentlich gleich, ob ihm die Hügel gehörten oder nicht. Die rechte Hand hob sich zum Gesicht, ohne dass er sie bewusst bewegte, und berührte vorsichtig die prothetische Abdeckung, unter der der fehlende Teil seiner Nase nachwuchs. Es war eine sehr gute Imitation, mit ein bisschen Make-up kaum vom Original zu unterscheiden, aber er war deshalb noch immer ein wenig befangen. Seit dem Tag des Debakels im Opernhaus hatte er einige Termine abgesagt und viele andere verschoben.
    Was für eine Schweinerei das doch gewesen war. Natürlich hatten sie es nicht ganz geheim halten können, auch und vor allem deswegen, weil er seinen für jenen Abend geplanten öffentlichen Auftritt abgesagt hatte. Dr. Sulbazghi hatte sich eine Erklärung einfallen lassen, wonach Jasken seinem Herrn beim Fechten ein Stück von der Nase abgeschnitten hatte.
    » Das muss genügen«, sagte Veppers auf der Behandlungsliege in der Klinik-Suite tief im Innern des Stadthauses von Ubruater, weniger als eine Stunde nach der Bissattacke der jungen Frau. Er war sich auf schmerzvolle Weise bewusst, dass seine Stimme seltsam klang, halb erstickt und nasal. Sulbazghi

Weitere Kostenlose Bücher