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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Existenz in diese oder jene Richtung lenken, hin zu Verzweiflung, Triumph oder völliger Vernichtung. Es hing alles davon ab, welche Worte in den nächsten Sekunden fielen– es sei denn, sie war bereits grundlegend getäuscht in Hinsicht auf den Ort, an dem sie sich befand, und die Identität der Person, mit der sie sprach.
    Sensia blies die Wangen auf. » Das liegt größtenteils bei Ihnen, Lededje. Sie sind in einer fast einzigartigen Situation, für die es praktisch keinen Präzedenzfall gibt, aber ob Sie nun dokumentiert sind oder nicht: Sie sind ein voll funktionsfähiges, unabhängiges und unbestreitbar intelligentes Bewusstsein, mit allem, was das in Bezug auf Rechte und dergleichen bedeutet.«
    » Und was bedeutet es?«, fragte Lededje. Sie fühlte bereits Erleichterung, wollte aber ganz sicher sein.
    Sensia lächelte. » Nur Gutes. Zunächst einmal nehme ich an, dass Sie erneuert werden möchten?«
    » Erneuert?«
    » Das ist der Fachausdruck für die Rückkehr ins Leben, in einen physischen Körper im Realen.«
    Lededje wusste, dass sie in ihrer virtuellen Existenz weder Herz noch Mund hatte, aber trotzdem glaubte sie zu spüren, wie ihr Herz schneller klopfte und der Gaumen trocken wurde. » Das ist möglich?«
    » Es ist möglich, ratsam und in solchen Situationen gewissermaßen Standard.« Sensia lachte zurückhaltend und deutete zur Wüste. Ihre Geste gab Lededje kurze Ausblicke auf etwas, das sie für andere virtuelle Welten neben dieser hielt: große, glänzende Städte; eine nächtliche Bergkette, durchzogen von einem Gewirr aus Röhren und Lichtern; ein gewaltiges Schiff oder eine mobile Stadt, die auf einem cremeweißen Meer unter einem kobaltblauen Himmel segelte; ein weiter Blick über etwas, das ein Meer aus riesigen, gestreiften Bäumen zu sein schien, die wie Schnörkel aussahen. Hinzu kamen Szenen, die sie zwar sah, aber nicht beschreiben konnte, und von denen sie glaubte, dass sie in einer virtuellen Welt möglich sein mochten, nicht jedoch im Realen. Dann kehrte die Wüste zurück. » Sie könnten natürlich hierbleiben«, sagte Sensia zu Lededje. » In einer Umgebung, die Ihnen gefällt. Aber ich nehme an, Sie möchten einen echten physischen Körper.«
    Lededje nickte. Ihr Mund war noch immer trocken. Konnte es wirklich so einfach sein? » Ich glaube schon«, sagte sie.
    » Verständlich. Glauben Sie mir, es gibt zahllose andere Erscheinungsbilder, für die Sie sich rein theoretisch entscheiden könnten, aber an Ihrer Stelle würde ich zumindest zu Anfang die Gestalt wählen, an die ich gewöhnt bin. Kontext ist alles, und der erste Kontext, den wir erfahren, ist der unseres eigenen Körpers.« Sensia musterte Lededje von Kopf bis Fuß. » Sind Sie mit Ihrem derzeitigen Erscheinungsbild zufrieden?«
    Lededje öffnete den blauen Morgenmantel, den sie noch immer über dem Nachthemd trug, und sah an sich herab. Dann schloss sie ihn wieder. Sein Saum bewegte sich in der warmen Brise. » Ja.« Sie zögerte. » Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich Tätowierungen möchte oder nicht.«
    » Die können später leicht hinzugefügt werden, wenn auch nicht auf dem genetischen Niveau, an das Sie gewöhnt sind. Damit kann ich Ihnen nicht helfen. Jene Informationen haben Sie nicht hierher begleitet.« Sensia zuckte die Schultern. » Ich gebe Ihnen ein Bild, das Sie nach Belieben verändern können, bis Sie mit Ihrem neuen Erscheinungsbild zufrieden sind.«
    » Sie wollen einen neuen Körper für mich wachsen lassen?«
    » Es ist bereits einer gewachsen. Er muss nur vervollständigt werden.«
    » Wie lange dauert das?«
    » Hier geht es so schnell, wie Sie wollen. Im Realen dauert es etwa acht Tage.« Sensia zuckte erneut die Schultern. » Leider enthält mein gewöhnlicher Vorrat an bewusstseinslosen Körpern keine sichultianischen.«
    » Gibt es einen, den ich jetzt sofort bekommen könnte?«
    Sensia lächelte. » Sie können es gar nicht abwarten, wie?«
    Lededje schüttelte den Kopf und fühlte, wie ihre Haut warm wurde. Die Wahrheit lautete: Wenn dies ein grausamer Scherz war, so wollte sie es sofort erfahren. Und wenn es kein Scherz war, wenn ihr tatsächlich solche Möglichkeiten offenstanden… Dann wollte sie mit der Rückkehr in einem solchen Körper nach Sichult nicht warten.
    » Es wird etwa einen Tag dauern«, sagte Sensia. Sie nickte in Richtung einer Frau, die plötzlich in der Luft vor ihnen erschien, nackt, die Augen geschlossen. Es war eine gewisse Ähnlichkeit mit einer

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