Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
sagen, dass Sie mir beim Fechten ein Stück von der Nase abschnitten, aber die Leute sollen doch nicht glauben, Sie seien besser davongekommen als ich. Sie müssen auf ein Auge verzichten.«
Jaskens bereits blasses Gesicht verlor noch mehr Farbe. » Äh, aber, Sir…«
» Oder ein gebrochener Arm. Irgendwas Ernstes.«
Dr. Sulbazghi nickte. » Ein gebrochener Arm, denke ich.« Er sah sich Jaskens Unterarme an und schien für Veppers eine Auswahl treffen zu wollen.
Jasken warf Sulbazghi einen finsteren Blick zu. » Sir, bitte…«, wandte er sich an Veppers.
» Sie könnten für einen glatten Bruch sorgen, nicht wahr, Sulbazghi?«, fragte Veppers. » Der schnell heilt?«
» Kein Problem«, erwiderte Sulbazghi und schenkte Jasken ein Lächeln.
» Sir«, sagte Jasken und straffte die Schultern. » So etwas würde meine Fähigkeit beeinträchtigen, Sie für den Fall zu schützen, dass unsere anderen Sicherheitsmaßnahmen versagen und nur noch ich zwischen Ihnen und einem Angreifer stehe.«
» Hm, da haben Sie vermutlich recht«, sagte Veppers. » Trotzdem, wir brauchen etwas.« Er runzelte die Stirn und überlegte. » Wie wär’s mit einer Duellnarbe? Auf der Wange, wo sie alle sehen können.«
» Es müsste eine sehr große und tiefe Narbe sein«, sagte Dr. Sulbazghi im Tonfall der Vernunft. » Wahrscheinlich eine dauerhafte.« Er zuckte die Schultern, als ihn Jasken mit einem zweiten bösen Blick bedachte. » Es wäre nur angemessen«, protestierte er.
» Darf ich vorschlagen, dass ich einige Wochen einen Starrverband trage?«, fragte Jasken und klopfte auf seinen linken Arm. » Wir könnten die Geschichte mit dem gebrochenen Arm verbreiten, und meine Einsatzfähigkeit unterläge keinen Einschränkungen.« Er sah den Doktor an und lächelte dünn. » Ich könnte unter dem Verband zusätzliche Waffen verstecken, für den Notfall.«
Das gefiel Veppers. » Gute Idee.« Er nickte. » So machen wir’s.«
Veppers lächelte bei der Erinnerung, als er im Pool ganz oben im Halo 7 schwamm und vorsichtig die Nasenprothese betastete. Jasken hatte einen sehr vernünftigen Kompromiss vorgeschlagen, aber sein Gesichtsausdruck bei der Vorstellung, dass er ein Auge verlieren oder sich den Arm brechen lassen musste, war ein Lichtblick an einem ansonsten eher düsteren Abend gewesen.
Erneut sah Veppers zu den Hügeln. Er hatte angeordnet, dass die Gondel mit dem Pool ganz oben am Rand blieb, während er seine morgendlichen Runden schwamm. Er drehte sich und kraulte zur anderen Seite des Beckens, wo eine Angehörige seiner Haremsgruppe eingeschlafen auf einem Liegestuhl lag.
Veppers glaubte, die beste Haremsgruppe im ganzen Enablement sein Eigen zu nennen. Dieses Mädchen, Pleur, war selbst in diesem erlesenen Zirkel etwas Besonderes: eine seiner beiden Impressionistinnen, dazu imstande, Gestalt und Eigenarten von prominenten Frauen anzunehmen, die Veppers gefielen. Natürlich hatte er genügend Affären mit superberühmten Filmstars, Sängerinnen, Tänzerinnen, Schirm-Moderatorinnen, Sportlerinnen und gelegentlich sogar Politikerinnen und so weiter gehabt, aber solche Eroberungen konnten sehr zeitaufwändig sein. Wahrhaft berühmte Frauen, die nicht gebunden waren und zur Verfügung standen, erwarteten selbst vom reichsten Mann im Enablement, umworben zu werden, und es war viel einfacher, solche Personen von seinen Impressionistinnen nachbilden zu lassen, manchmal auch mithilfe von chirurgischen Eingriffen, damit sie wie die betreffende Schönheit aussahen. Um den geistigen Aspekt ging es ihm dabei ohnehin nicht, und diese Methode hatte außerdem den Vorteil, dass alle körperlichen Unzulänglichkeiten des Originals ausgeglichen werden konnten.
Während er schwamm, sah Veppers zu Jasken und nickte in Richtung der Schlafenden, die derzeit genau wie eine bestimmte Akademikerin aussah, was für ihn eher ungewöhnlich war. Pleur hatte vor kurzer Zeit das Erscheinungsbild einer auf ernste Weise schönen Eugenikdoktorin von Lombe angenommen, die Veppers zum ersten Mal bei einem Ball in Ubruater City gesehen hatte und die zu seiner großen Enttäuschung fest entschlossen gewesen war, ihrem Ehemann treu zu bleiben, selbst angesichts von Schmeicheleien und Geschenken, die fast allen den Kopf verdrehten (auch den Ehemännern, die deshalb ein Auge zudrückten). Jasken ging zur schlafenden Pleur, als Veppers den Rand des Pools erreichte, Wasser trat und seinem Sicherheitschef mit Gesten zu verstehen gab, was er tun sollte.
Jasken
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