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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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obere Rücken wirkten fast wie gebrochen. Für solche Menschen, vermutete Lededje, war sie wahrscheinlich bucklig und dickbäuchig, mit einem viel zu großen Hintern, aber für sie selbst sah sie genau richtig aus. Nach sichultianischen Maßstäben war sie eine Schönheit. Sie war immer dazu bestimmt gewesen, eine Schönheit zu sein, mit oder ohne Tätowierungen bis hinab in den zellularen Bereich, und noch tiefer.
    Sie sah von ihrem Arm auf. » Ich glaube, ich möchte die eine oder andere Tätowierung haben«, sagte sie.
    » Tatsächlich?«, erwiderte der Avatar. » Kein Problem. Allerdings können wir wesentlich mehr als nur auf Dauer Ihre Haut markieren, es sei denn, das ist Ihr ausdrücklicher Wunsch.«
    » Zum Beispiel?«
    » Sehen Sie sich dies an.« Sensia winkte, und vor ihnen über dem tausend Meter tiefen Abgrund erschienen Bilder. Sie zeigten mehrere Kultur-Menschen mit Tätowierungen, die noch spektakulärer waren als jene, die sie in ihrem anderen Leben gehabt hatte, zumindest auf der Haut. Diese Tätowierungen glühten nicht nur ein wenig, sondern schimmerten oder reflektierten Licht. Sie bewegten sich, schickten dabei Lichtimpulse in die Umgebung und schienen sogar in der Lage zu sein, sich nach außen auszudehnen und holografische Strukturen über der eigentlichen Hautoberfläche zu bilden. Diese Tätowierungen waren nicht nur Kunstwerke, sondern permanente Vorführungen.
    » Denken Sie darüber nach«, sagte Sensia.
    Lededje nickte. » Danke, das werde ich.« Sie wandte sich wieder dem Panorama zu. Hinter ihnen, auf dem Pfad jenseits der niedrigen Mauer, kam eine Gruppe vorbei. Die Leute unterhielten sich in der Sprache der Kultur, Marain, die Lededje inzwischen ebenfalls verstehen und sprechen konnte, wenn auch nicht ohne eine gewisse Mühe. Sichultianisch-Formal fiel ihr noch immer am leichtesten, und diese Sprache benutzten Sensia und sie derzeit.
    » Sie wissen, dass ich nach Sichult zurückmuss«, sagte Lededje.
    » Um gewisse Angelegenheiten zu regeln«, erwiderte Sensia und nickte.
    » Wann könnte ich aufbrechen?«
    » Wie wäre es mit morgen?«
    Lededje betrachtete die bronzene Haut des Avatars. Sie sah unecht aus, als bestünde sie aus Metall, nicht aus Fleisch. Vielleicht steckte Absicht dahinter, dachte sie. Ihre eigene Haut unterschied sich eigentlich nicht sehr davon– aus einiger Entfernung gesehen ähnelten sich die Farbtöne–, aber aus der Nähe war ihre Haut sofort als natürlich zu erkennen, sowohl für Sichultianer als auch, glaubte sie, für diese bunte Mischung seltsam aussehender Leute.
    » Wäre das möglich?«
    » Nun, Sie könnten mit der Reise beginnen. Die Entfernung ist recht groß. Es wird eine Weile dauern, bis Sie Sichult erreichen.«
    » Wie lange?«
    Sensia zuckte die Schultern. » Das hängt von vielen Faktoren ab. Einige Zehntage, vermute ich. Aber weniger als hundert, hoffe ich.«
    Sie machte eine Geste mit den Händen, und Lededje nahm an, dass sie damit Bedauern zum Ausdruck bringen oder sich entschuldigen wollte. » Ich kann Sie nicht selbst nach Sichult bringen; Ihr Ziel liegt weitab meines Kurses. Derzeit entfernen wir uns tangential vom Raumgebiet des Enablement.«
    » Oh.« Das hatte Lededje nicht gewusst. » Dann sollte ich mich besser so bald wie möglich auf den Weg machen.«
    » Ich gebe anderen Schiffen Bescheid und stelle fest, wer interessiert ist«, sagte Sensia. » Allerdings unter einer Bedingung.«
    » Es gibt eine Bedingung?« Lededje fragte sich, ob letztendlich doch noch eine Art von Bezahlung notwendig wurde.
    » Ich möchte ganz offen zu Ihnen sein, Lededje«, sagte Sensia mit einem schnellen Lächeln.
    » Bitte«, sagte sie.
    » Wir– ich– hegen den Verdacht, dass Sie mit der Absicht heimkehren, jemanden zu töten.«
    Lededje schwieg und rang sich dann zu der Erkenntnis durch, dass fortgesetztes Schweigen als eine Bestätigung interpretiert werden konnte. » Was veranlasst Sie zu dieser Annahme?«, fragte sie und versuchte, Sensias freundlichen, vernünftigen Ton nachzuahmen.
    » Oh, ich bitte Sie, Lededje«, rügte der Avatar. » Ich habe ein bisschen nachgeforscht. Der Mann hat Sie ermordet.« Sie winkte wie beiläufig mit einer Hand. » Vielleicht nicht kaltblütig, aber zweifellos in einer Situation, in der Sie vollkommen hilflos waren. Dieser Mann hatte schon vor Ihrer Geburt vollkommene Kontrolle über Sie. Er zwang Ihre Familie in Leibeigenschaft und ließ Sie für immer kennzeichnen, wie ein Stück Vieh, wie einen

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