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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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trieben in den langsamen Brisen, die die interne Meteorologie des gewaltigen Konstrukts schuf. Wahre Schiffe, Raumschiffe, für gewöhnlich einfacher und bescheidener in Bezug auf Form und Dekoration, bewegten sich zielstrebiger, oft begleitet von kleinen, gedrungen wirkenden Schleppern, die einen sehr massiven Eindruck machten.
    Die Schlucht vor ihr war fünfzehn Kilometer breit, und an ihren schnurgeraden Rändern wuchsen bunte Massen aus kletternden, hängenden und schwebenden Blättern, die wie erstarrte Wasserfälle über die breiten Plankengänge auf beiden Seiten reichten.
    In den senkrechten Schluchtwänden gab es eine atemberaubende Vielfalt an unterschiedlich großen und meistens hellen Öffnungen– einige Vehikel und Raumschiffe glitten hinein oder kamen aus ihnen heraus. Das ganze überaus komplexe Netzwerk aus Docks und Hangars an den Wänden der kolossalen Schlucht war doch nur ein kleines Detail in diesem wahrhaft gigantischen Schiff.
    Der Boden des Canyons war ein fast völlig flaches Grasland, durchzogen von sich schlängelnden Flüssen und Bächen, die in Richtung einer viele Kilometer entfernten dunstverschleierten Ebene flossen. Oben, jenseits einer dünnen Schicht aus blassen Wolken, kamen Licht und Wärme von einer gelbweißen Linie anstelle einer Sonne. Sie verschwand in der dunstigen Ferne weiter vorn. Nach der Schiffszeit war es kurz vor Mittag, und deshalb stand die Sonnenlinie fast genau im Zenit.
    Hinter der Beobachterin, jenseits einer niedrigen Mauer, wuchsen hohe Bäume in der hügeligen Landschaft, und man konnte das Plätschern von Wasser hören. Zwischen den Bäumen ragten lange vertikale Bänder aus heller, fast transparenter Vegetation auf, jedes von ihnen zwei- oder dreimal so hoch wie die höchsten Bäume und umgeben von einem dunklen Ovoid so groß wie die Baumkronen. Dutzende dieser seltsamen Gewächse schwankten im Wind, und gemeinsam zeigten sie ein wogendes Bewegungsmuster, das an einen Tangwald unter Wasser erinnerte.
    Lededje und Sensia saßen auf dem natürlich wirkenden Klippenrand aus dunkelrotem Felsgestein, den Rücken an eine niedrige Wand aus unbearbeitetem Stein gelehnt. Wenn Lededje direkt nach unten sah, konnte sie gerade so die Fäden eines hauchzarten Netzes fünf oder sechs Meter unter ihnen erkennen, das sie auffangen würde, wenn einer von ihnen fiel. Es wirkte nicht besonders fest oder stabil, fand Lededje, aber sie war bereit gewesen, Sensia zu vertrauen, als sie diesen Platz vorgeschlagen hatte.
    Zehn Meter auf der rechten Seite ergoss sich ein Bach über einen Felsvorsprung. Das zu weißer Gischt aufschäumende Wasser wurde fünfzig Meter weiter unten von einem durchsichtigen Trichter aufgenommen, der den Eindruck erweckte, aus Glas zu bestehen. Er sammelte das herabstürzende Wasser und leitete es in ein ebenfalls durchsichtiges Rohr, das bis zum Boden der Schlucht führte. So exotisch, außergewöhnlich und großartig viele Dinge auch zu sein schienen, Lededje empfand es fast als Erleichterung zu sehen, dass zumindest ein Teil des funktionalen Zaubers des ASS aus Rohrleitungen bestand.
    Dies war das Allgemeine Systemschiff der Kultur Vernunft inmitten von Wahnsinn, Scharfsinn bei Aberwitz. Dem Avatoid dieses Schiffes– Sensia– war Lededje nach ihrem ersten Erwachen in seinem fast unendlichen Substrat aus Denkmaterial begegnet.
    Eine andere Sensia-Version– klein, hager, agil, mit bronzener Haut und nur spärlich bekleidet– saß neben ihr. Bei dieser Personifizierung des Schiffes handelte es sich um einen Avatar. Sensia hatte Lededje hierhergebracht, damit sie eine Vorstellung von der Größe des Schiffes bekam, das sie repräsentierte und in gewisser Weise auch war. Gleich würden sie an Bord eines der kleinen Flieger gehen, die überall umherschwirrten, vermutlich damit sich die kleinen Bereiche in Lededje, die noch nicht völlig begeistert waren von der unglaublichen Größe des Schiffes, in dem sie sich befand– drinnen ein Labyrinth, außen ein dreidimensionaler Irrgarten–, all den anderen Bereichen hinzugesellen konnte, die bereits ganz und gar sprachlos waren.
    Lededje wandte den Blick vom überwältigenden Panorama ab und richtete ihn auf ihre Hand und den Arm.
    Sie war also » erneuert«, wie man es nannte: Ihre Seele, die Essenz ihres Selbst, steckte in einem neuen Körper, erst seit einer guten Stunde. Und es war ein frischer neuer Körper, nahm sie erleichtert zur Kenntnis, nicht einer, der jemand anderem gehört hatte. (Lededje

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