Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
Wertgegenstand, der allein ihm gehörte. Sie waren seine Sklavin. Als Sie zu fliehen versuchten, jagte er Sie wie ein Tier, und als Sie sich zur Wehr setzten, brachte er Sie um. Jetzt sind Sie von ihm frei, und Sie tragen auch nicht mehr die Zeichen, die Sie als sein Eigentum auswiesen. Außerdem schicken Sie sich an, dorthin zurückzukehren, wo er sich befindet, ahnungslos, von Ihrem Tod überzeugt.« An dieser Stelle wandte sich Sensia Lededje zu und drehte nicht nur den Kopf, sondern auch die Schultern und den Oberkörper, sodass sie nicht so tun konnte, als hätte sie nichts davon bemerkt. Auch Lededje drehte sich, langsam und weniger anmutig, als die immer noch lächelnde Sensia ihre Stimme ein wenig senkte und sagte: » Mein Kind, Sie wären nicht menschlich, panmenschlich, sichultianisch oder sonst etwas, wenn es Sie nicht nach Rache gelüstete.«
Lededje hörte dies alles, reagierte aber nicht sofort. Es gibt noch mehr, wollte sie sagen. Es gibt noch mehr. Es geht nicht nur um Rache. Aber sie brachte es nicht fertig, diese Worte auszusprechen. Erneut ging ihr Blick über die Landschaften des gewaltigen Schiffes. » Wie sieht die Bedingung aus?«, fragte sie.
Sensia zuckte die Schultern. » Wir haben da diese Nörgeldrohnen.«
» Ach ja?« Lededje hatte von Drohnen gehört, die das Äquivalent der Kultur zu Robotern waren, obwohl sie mehr wie Gepäckstücke aussahen. Einige der kleineren Objekte, die vor ihnen im Dunst schwebten, waren vermutlich Drohnen. Die Verbindung mit dem Wort » nörgeln« gefiel Lededje nicht.
» Es sind Dinge, die Leute daran hindern, etwas zu tun, das sie vermutlich nicht tun sollten«, sagte Sensia. » Sie… begleiten einen.« Erneut hob und senkte sie die Schultern. » Eine Art Eskorte. Wenn die Nörgeldrohne glaubt, dass Sie etwas Anstößiges oder Unzulässiges tun wollen, wie zum Beispiel jemanden zu verletzen oder gar zu töten, so schreitet sie ein und hindert Sie daran.«
» Und… wie schreitet sie ein?«
Sensia lachte. » Zuerst schimpft sie, nehme ich an. Aber wenn Sie auf Ihren Absichten beharren, wird sie sich Ihnen in den Weg stellen, einen Schlag abwehren oder einen Schuss ablenken, etwas in der Art. Letztendlich sind solche Drohnen berechtigt, die betreffende Person außer Gefecht zu setzen. Zu betäuben. Natürlich ohne dass Schaden angerichtet wird, aber…«
» Wer entscheidet darüber? Welches Gericht?«, fragte Lededje. Sie fühlte sich plötzlich heiß und begriff, dass ihre neue, hellere Haut vielleicht eine deutlich sichtbare Rötung zeigte.
» Das Gericht bin ich, Lededje«, erwiderte Sensia ruhig und mit einem kleinen Lächeln, das Lededje kurz betrachtete, um dann den Blick davon abzuwenden.
» Ach? Und wer gibt Ihnen das Recht?«
Sie hörte das Lächeln in der Stimme des Avatars. » Ich habe das Recht, weil ich Teil der Kultur bin und mein Urteil in solchen Angelegenheiten von anderen Teilen akzeptiert wird, insbesondere von anderen Gehirnen der Kultur. Meine Entscheidungen gelten sofort, weil ich in der Lage bin, sie durchzusetzen. Letztendlich…«
» Also ist auch in der Kultur Macht gleich Recht«, sagte Lededje bitter. Sie rollte die Ärmel herunter, weil ihr plötzlich kalt war.
» Das gilt vermutlich für intellektuelle Macht«, entgegnete Sensia sanft. » Was ich sagen wollte: Letztendlich geht mein Recht, Ihnen eine Nörgeldrohne mitzugeben, auf das Prinzip zurück, dass moralisch verantwortliche Entitäten, ob Mensch oder Maschine, auf der Grundlage der existierenden Fakten eine solche Entscheidung treffen würden. Allerdings gehört zu meiner moralischen Verantwortung Ihnen gegenüber auch der Hinweis, dass Sie Ihren Fall an die Öffentlichkeit bringen können. Es gibt spezialisierte Nachrichtendienste, die Interesse daran hätten. Hinzu kommen gesetzliche, verfahrensrechtliche, juristische, verhaltensbezogene, diplomatische…« Sie zuckte erneut mit den Schultern. » …und wahrscheinlich sogar philosophische Interessengruppen, die sich gern Ihres Falles annähmen. Sie hätten bestimmt kein Problem, jemanden zu finden, der für Sie eintritt.«
» Und an wen würde ich mich wenden? An Sie?«
» An das Gericht der informierten öffentlichen Meinung«, sagte Sensia. » Dies ist die Kultur, Kind. Das Revisionsgericht, die letzte Instanz. Wenn ich mich davon überzeugen ließe, dass ich einen Fehler mache, oder selbst wenn ich glaubte, Recht zu haben, aber alle anderen eine andere Ansicht verträten… Dann würde ich die Sache mit
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