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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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hatte zuerst angenommen, dass solche Körper von Leuten stammten, die sich schrecklicher Verbrechen schuldig gemacht hatten und mit der Entfernung ihrer Persönlichkeiten aus den Gehirnen der betreffenden Körper bestraft worden waren, wodurch sie frei wurden für die Aufnahme eines anderen Bewusstseins.)
    Sie betrachtete die winzigen, fast transparenten Haare auf dem Unterarm und die Poren der goldbraunen Haut. Dieser Körper war elementar-menschlich und in groben Zügen, aber recht überzeugend, den sichultianischen Besonderheiten angepasst. Als sich Lededje einzelne Härchen und Poren ganz genau ansah, gelangte sie zu dem Schluss, dass ihr Sehvermögen besser war als früher– es bot sich ihr ein geradezu schwindelerregender Detaillierungsgrad dar. Natürlich gab es noch immer die Möglichkeit, dass sie sich nach wie vor in einer virtuellen Realität befand, wo sich solches Heranzoomen mühelos bewerkstelligen ließ.
    Sie richtete den Blick wieder nach vorn und genoss einmal mehr das viele Kilometer tiefe Panorama. Natürlich konnte auch dies nur eine Simulation sein. Die Nachbildung eines so kolossalen Schiffes, selbst bis in die kleinsten Einzelheiten, musste innerhalb einer simulierten Welt einfacher sein, als tatsächlich eins zu bauen. Und zweifellos verfügten Leute, die imstande waren, einen solchen Giganten zu konstruieren, über die vergleichsweise trivialen Computerressourcen, mit denen sich eine absolut überzeugende Simulation dessen bewerkstelligen ließ, was Lededje hier sah, hörte, fühlte und roch.
    Es konnte immer alles irreal sein– wie sollte man Simuliertes von Realem unterscheiden? In gewisser Weise musste man darauf vertrauen, dass das eine die Wirklichkeit war und das andere nicht. Was hätte sonst einen Sinn ergeben? Warum es anders behandeln, wenn sich das Falsche, Nachgemachte ebenso verhielt wie das Echte? Man gab ihm die Möglichkeit, sich als das Wirkliche zu präsentieren, bis etwas das Gegenteil bewies.
    In diesem realen Körper zu erwachen, ähnelte dem Erwachen im simulierten Körper, im Innern der Substrate des großen Schiffes. Lededje war langsam zu sich gekommen, in der warmen, angenehmen Benommenheit nach etwas, das sich wie langer, erholsamer Schlaf anfühlte, und diesem Zustand folgten Klarheit und Schärfe eines Wachseins mit dem Wissen, dass sich etwas Wichtiges verändert hatte.
    Verkörperung, dachte sie. Verkörperung war alles, hatte Sensia ihr gesagt, ironischerweise während ihres Aufenthalts im Virtuellen. Eine vollständig vom Physischen isolierte Intelligenz war ein seltsames, sonderbar begrenztes und fast abartiges Etwas, und die genaue Form der eigenen physischen Existenz hatte profunden und in mancherlei Hinsicht prägenden Einfluss auf die Persönlichkeit.
    Lededje hatte die Augen geöffnet und sich in einem Bett wiedergefunden, das aus Schneeflocken zu bestehen schien, die sich wie Federn anfühlten und sich wie besonders gehorsame und wohlgesonnene Insekten verhielten. Weiß wie Schnee und fast so warm wie ihre Haut: Das Material hatte nicht in einer Hülle gesteckt und doch aus einzelnen, voneinander gelösten Komponenten bestanden, die ihr nicht in Augen oder Nase gerieten und auf das Bett und ihren in einen Pyjama gehüllten Körper beschränkt blieben.
    Das Bett hatte in einem einfachen, schlicht eingerichteten Zimmer gestanden, mit einer drei oder vier Meter entfernten Fensterwand, dahinter, in hellem Licht, ein Balkon, wo Sensia auf einem von zwei Stühlen saß. Der Avatar hatte noch einige Sekunden länger über die Landschaften des Schiffes hinweggesehen und dann den Kopf gedreht und gelächelt.
    » Willkommen im Reich der Lebenden!«, hatte Sensia gesagt und mit einer Hand gewinkt. » Ziehen Sie sich an. Wir essen etwas und begeben uns dann auf Entdeckungsreise.«
    Hier saßen sie nun, und Lededje versuchte zu verstehen, was sie sah.
    Erneut betrachtete sie ihren Arm. Sie hatte eine an den Fußknöcheln zusammengebundene hellviolette Blousonhose und ein dünnes, aber undurchsichtiges Top in der gleichen Farbe gewählt, die Ärmel bis zu den Ellenbogen hochgerollt. Sie sah recht gut aus, alles in allem, dachte sie. Der durchschnittliche Kultur-Mensch, so wusste sie aufgrund der Beobachtung von inzwischen einigen hundert Exemplaren, war kaum größer als ein gut genährter Sichultianer, aber schlecht proportioniert: die Beine zu kurz, der Rücken zu lang, insgesamt wie ausgezehrt. Bauch und Hinterteil waren unschön flach, die Schultern und der

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