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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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wichtiger war, dass seine Entscheidungen Vorstellungskraft bewiesen.
    Seine allererste Inkarnation bei den Kriegsanstrengungen hatte auf eine Katastrophe hingedeutet. Ihm war überhaupt nicht klar gewesen, dass es sich um eine Simulation handelte und wofür er eigentlich kämpfte. Als militärischer Tunnelbauer hatte er sich abgerackert und war dann zum Verräter geworden, mit dem Ergebnis, dass man ihn folterte und dann umbrachte. Aber: Er war klug genug gewesen, durch das Giftgas zu gehen, anstatt zu versuchen, davor wegzulaufen, ein Pluspunkt für ihn, und der Umstand, dass ein zuvor so unerschütterlicher und zuverlässiger Mann das Risiko einging, zum Feind überzulaufen, anstatt alles daranzusetzen, zu seiner eigenen Truppe zurückzukehren, zählte bei den Verantwortlichen hinsichtlich dieses Teils des Kampfes mehr für als gegen ihn. Es half dabei, die taktischen und strategischen Planer weiter oben davon zu überzeugen, dass der Krieg in Hinsicht auf die eigenen Leute zu rücksichtslos geführt wurde und mit zu viel Geheimniskrämerei.
    Und ja, hier, in diesem riesigen Durcheinander aus geborstenen Monden, driftenden Felsen, verlassenen Stationen und leeren Fabriken war er vor vielen Kriegsgenerationen Teil des Kampfes gewesen.
    Und noch einmal: Zwar hatte er im Innern einer Gepanzerten Kampfeinheit gegen seine eigenen Leute gekämpft, noch dazu recht erfolgreich, aber eigentlich war es nicht seine Schuld gewesen. In jenem Fall war er nicht einmal ganz er selbst gewesen: Ein Fehler bei der Szenario-Gestaltung hatte zu seinem nicht vollständigen Download in die Kampfeinheit geführt, und dadurch hatte er nicht zwischen Freund und Feind unterscheiden können. Doch selbst mit diesen Einschränkungen hatte seine Essenz gut gekämpft und sowohl Fantasie als auch den ansatzweisen Versuch der Weiterentwicklung gezeigt. Grund genug für eine weitere Beförderung.
    Doch hier war jener Ort, noch immer umkämpft. All die Schlachten, die seinen Einsätzen gefolgt waren, all die Kämpfe in dem riesigen Labyrinth aus Raumschutt und der Industriewüste verlassener Infrastruktur in den Umlaufbahnen der Systemplaneten– nichts von alldem hatte der einen oder der anderen Seite einen entscheidenden Sieg geschenkt.
    Vatueil betrachtete das Bild und fragte sich, ob sich dort andere Soldaten wie er noch immer abplagten, kämpften und starben.
    » Wir brauchen eine Entscheidung«, sagte die Gruppenführerin dieser Wache. » Verfolgen, halten, aufgeben?« Ihr körperloser Kopf sah die anderen an, mit einem Blick, der alle gleichzeitig traf. In einer Sim war so etwas möglich.
    Er stimmte für Aufgabe, obwohl es ihm an Überzeugung mangelte. Und für Aufgabe wurde dann auch entschieden, mit einer Stimme Mehrheit. Vatueil fühlte eine Mischung aus Euphorie und Verzweiflung und fragte sich, ob diese gemischten Empfindungen auch etwas darstellten, das nur in einer Simulation möglich war. Sein Leben im Realen lag so lange zurück, dass es keine Gewissheit mehr gab.
    Und wenn schon. Sie würden den Kampf um die simulierten Asteroiden und die simulierten Orbitalstationen in diesem speziellen simulierten Sonnensystem in dieser speziellen simulierten Version dieser speziellen simulierten Ära in dieser speziellen simulierten Galaxie aufgeben.
    Vatueil meinte, sich deshalb schlecht fühlen zu müssen, aber das war nicht der Fall.
    Was bedeutete ein Verrat mehr unter so vielen?

9
    I n einem solchen Maßstab zu bauen, wäre spektakulär genug gewesen, dachte Lededje. Dass dieses Ding nicht einzigartig war, dass es nichts Besonderes darstellte und zu einer »Klasse« gehörte, hielt sie für erstaunlich. Dass es längst nicht zur größten Klasse gehörte, hielt sie für noch viel erstaunlicher. Dass es sich bewegen konnte, und zwar mit enorm hoher Geschwindigkeit in Gefilden, von deren Existenz sie gar nichts geahnt hatte, war schlicht unglaublich.
    Mit über den Rand baumelnden Beinen saß sie auf einer tausend Meter hohen Klippe und beobachtete die verschiedenen Vehikel. So viele unterschiedliche Flieger, dass man glauben konnte, jeder von ihnen sei einzigartig, surrten und schwirrten oben, unten, vorn und zu beiden Seiten. Größere Gefährte schwebten mit würdevoller Eleganz und unterschiedlichem Erscheinungsbild, kunterbunt und chaotisch mit Masten, Wimpeln, offenen Decks und knollenartigen, glitzernden Auswüchsen, doch ihre allgemeine Struktur tendierte bei zunehmender Größe zu einer wie aufgeblasen anmutenden Uniformität– sie

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