Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
der Nörgeldrohne aufgeben, wenn auch widerstrebend. Als Gehirn eines Schiffes wäre es mir wichtiger, was andere Schiffsgehirne denken. Erst dann kämen allgemeine Gehirne, KI s, Menschen, Drohnen und so weiter, obwohl ich den Meinungen von Menschen natürlich einen besonderen Stellenwert geben müsste, da es um eine menschliche Angelegenheit geht. Es klingt ein wenig kompliziert, aber es gibt zahlreiche gut bekannte Präzedenzfälle und oft benutzte, hochangesehene Prozeduren.«
Sensia beugte sich vor und versuchte, Lededjes Blick einzufangen, doch die wich ihr aus. » Hören Sie, Lededje, ich wollte es nicht entmutigend klingen lassen. Jemand mit Ihrem Background und Ihrer Vorstellung von einem Rechtssystem müsste den Eindruck gewinnen, dass alles unglaublich schnell und ungezwungen vonstattengeht, und Sie müssten während dieser Zeit nicht einmal an Bord bleiben. Sie könnten mit der Heimreise beginnen und unterwegs feststellen, wie alles ausgegangen ist. Es sähe für Sie ungezwungen aus, aber es wäre sehr, sehr gründlich, und es gäbe eine weitaus geringere Wahrscheinlichkeit für eine ungerechte Entscheidung als bei den Gerichten in Ihrer Heimat. Von dieser Möglichkeit können Sie gern Gebrauch machen, jederzeit. Ich persönlich glaube, dass Sie nicht die geringste Chance haben, die Nörgeldrohne loszuwerden, aber bei solchen Angelegenheiten kann man nie sicher sein, und immerhin ist das System dazu da, dass man anscheinend offensichtliche Entscheidungen infrage stellt.«
Lededje dachte darüber nach. » Wie… geheim ist meine Rückkehr ins Leben bisher gewesen?«
» Derzeit wissen nur Sie und ich davon, da ich die Meine Wenigkeit, ich zähle nicht finden kann. Wir vermuten, dass Ihnen jenes Schiff die neurale Borte in den Kopf setzte.«
Wie von ganz allein tastete Lededjes Hand nach dem Hinterkopf, als Sensia die Borte erwähnte. Ihre Fingerspitzen strichen durchs kurze weiche Haar und folgten den Schädelkonturen.
Noch vor dem Erwachen in diesem neuen Körper war ihr eine neue neurale Borte angeboten worden. Sie hatte abgelehnt und fragte sich noch immer nach dem Grund dafür. Wenn sie es sich irgendwann einmal anders überlegen sollte… Es konnte jederzeit eine installiert werden, auch wenn es eine Weile dauern würde, bis ihr volles Funktionspotenzial zur Verfügung stand, so wie auch bei der ersten.
» Was könnte mit dem Schiff passiert sein?«, fragte Lededje, erinnerte sich an Himerance und sah ihn vor sich, wie er vor zehn Jahren auf dem Stuhl in ihrem Schlafzimmer gesessen hatte, im Halbdunkel. Sie glaubte sogar, seine leise, ruhige Stimme zu hören.
» Was damit passiert ist?« Sensia klang überrascht. » Oh, wahrscheinlich hat es sich zurückgezogen. Oder es hat mit einer ziellosen Wanderung begonnen und durchstreift die Galaxis. Oder es geht einer sehr individuellen fixen Idee nach. Was auch immer der Grund sein mag: Das Schiff braucht sich nur nicht mehr zu melden, und schon ist es von den Schirmen verschwunden. Schiffe machen das manchmal, insbesondere alte.« Sie schnaubte. » Insbesondere alte Schiffe, die während des Ildiranischen Kriegs im aktiven Dienst waren. Sie neigen sehr dazu, exzentrisch zu werden.«
» Schiffe bekommen keine Nörgeldrohnen?« Lededje versuchte, sarkastisch zu klingen.
» O doch, wenn sie besonders seltsam werden oder eine… gewisse Masse haben. Wenn sie groß sind.« Sensia beugte sich näher. » Ein Schiff wie ich ist einmal exzentrisch geworden, so hatte es zumindest den Anschein. Können Sie sich das vorstellen?« Sie gab sich entsetzt und nickte in Richtung des Panoramas. » Etwas so Großes? Rastete während einer Krise komplett aus und schüttelte das Schiff ab, das seine Nörgeldrohne sein sollte.«
» Und wie endete es?«
Sensia zuckte die Schultern. » Nicht sehr schlecht. Es hätte besser, aber auch viel schlechter ausgehen können.«
Lededje überlegte. » Ich schätze, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als Ihr Urteil zu akzeptieren.« Sie drehte den Kopf und schenkte dem Avatar ein glattes Lächeln. » Ich sehe noch immer nicht ein, dass es notwendig ist, aber… ich füge mich.« Sensias Gesicht zeigte Bedauern, und in ihrer Stirn bildeten sich dünne Falten. » Sie sollten dies wissen: Es gibt nicht die geringste Chance, den Mann, der mich getötet hat, vor Gericht zu bringen oder ihn gar zu bestrafen. Er ist sehr charmant, sehr mächtig und durch und durch böse. Er ist absolut egoistisch, und aufgrund seiner Stellung kommt
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