Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
was sich hauptsächlich auf die stark ausgeprägte Neigung der Nauptrianer zu Strafen in ihrem virtuellen Jenseits zurückführen ließ.
Sie waren von Höllen fasziniert.
Im Gegensatz zur Kultur, die zwar mit beiden Beinen fest auf der Seite der Anti-Höllen-Seite stand, aber aus politischen Gründen keine aktive Rolle im virtuellen Krieg spielte, nahmen die Nauptrianer mit großer Begeisterung an den Kriegsanstrengungen der Pro-Hölle-Leute teil.
Die Geseptian-Fardesile-Kulturföderation war eine Zivilisation der Stufe Sieben. Ihre Panmenschen waren kleiner und zarter gebaut als der Durchschnitt, hatten große Köpfe mit großen Augen und galten allgemein als recht schön. Sie standen in einer sonderbaren Beziehung zur Kultur: Angeblich schätzten sie sie sehr und hatten ihren eigenen Namen teilweise zu Ehren der Kultur gewählt, aber oft schienen sie den Wunsch zu verspüren, die Kultur zu kritisieren oder gegen sie zu arbeiten. Die Chel schienen so sehr helfen zu wollen, dass sie sich wünschten, die Kultur hätte Hilfe nötig, was garantieren würde, dass ihre Hilfe auf Dankbarkeit stieß.
Die Erwähnung der Chel war in gewisser Weise angemessen, fand Yime. Vor diesem besonderen Fleck auf der reinen Weste der Kultur hatte es vielen Leuten widerstrebt, über das Jenseits zu reden. Danach schienen sie zumindest für eine Weile gar kein anderes Thema zu kennen.
» Die Komponenten der Tsungarialischen Scheibe sind während all dieser Zeit größtenteils eingemottet gewesen, als eine Art Monument oder Mausoleum«, fuhr das Schiff fort. » Während der letzten Jahrzehnte haben die Sichultianer ihren Einflussbereich ausgedehnt, bis hin zum Tsung-System. Veppers’ Veprine Corporation hat begrenzten Zugang zur Scheibe und eingeschränkte Kontrolle darüber bekommen: Sein Unternehmen darf einige der orbitalen Produktionsanlagen für die Konstruktion von Handels- und Forschungsschiffen verwenden, unter der Aufsicht der Nauptre-Reliquaria und der GFKF .
Veppers und die Sichultianer streben schon seit einer ganzen Weile größere Kontrolle über die Scheibe und ihr Produktionspotenzial an, um damit ihre kommerzielle, militärische und zivilisatorische Expansion voranzutreiben. Sie stehen jetzt dicht vor der Erreichung dieses Ziels, hauptsächlich deshalb, weil GFKF und Reliquaria ihre Haltung geändert haben– man könnte in diesem Zusammenhang fast von Komplizenschaft reden. Die GFKF hat es selbst auf einen Teil des Potenzials abgesehen– ihr mittelfristiges Ziel besteht darin, eine zivilisatorische Stufe aufzusteigen, und mit der Kontrolle über die Produktionskapazität der reaktivierten Scheibe könnte ihnen das sehr wohl gelingen–, während die Nauptre-Reliquaria Höllenbefürworter sind. Kurzfristig wollen sie, dass der Höllen-Konflikt endet, natürlich mit dem von ihnen gewünschten Ergebnis; langfristig geht es ihnen– vorausgesetzt, sie sublimieren nicht– darum, alle Jenseits-Versionen mit ihrer eigenen und denen anderer Sublimierter/Erhabener zu vereinen. Dass so etwas niemand für möglich hält, stört sie nicht im Geringsten und geht ohnehin am Kern der Sache vorbei.«
» Warum hat die Pro-Hölle-Ausrichtung der Reliquaria etwas mit der Kontrolle über die Scheibe zu tun?«, fragte Yime.
» Die Produktions- und vielleicht auch Computerkapazität der Scheibe könnte eine Rolle beim Übergang der Konfliktion ins Reale spielen.«
» Übergang?« Yime fühlte echte Bestürzung. Virtuelle Konflikte waren dazu da, den Bewohnern des Realen Sorgen zu ersparen.
» Der Höllenkrieg könnte bald zu Ende gehen«, sagte das Schiff. » Mit einem Sieg der Pro-Hölle-Seite.«
Das war ein schwerer Schlag für die Kultur, dachte Yime. Zwar hatte sie nicht an dem Krieg teilgenommen, aber auch keinen Zweifel daran gelassen, auf welcher Seite sie stand.
Eigentlich war alles schlechtes Timing. Als der Krieg begann, hatte die Kultur gerade eine ihrer zyklischen Zurückhaltungsphasen durchlebt und versucht, sich nicht zu wichtig zu machen. Zu viele andere an der Sache beteiligte Zivilisationen der Stufe Acht hatten sich gegen eine Intervention der Kultur in der Konfliktion ausgesprochen.
Irgendwie war man allgemein davon ausgegangen, dass die Pro-Hölle-Seite ohnehin einen aussichtslosen Kampf führte und verlieren würde, wer auch immer am Krieg teilnahm und wer nicht. Je mehr die Mitspieler, Ahnen und Alten darüber nachdachten, desto deutlicher stellte sich heraus, dass das Konzept von Foltern und Qualen
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