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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Datensphäre. Sie nahm davor Platz und begann, Fragen zu stellen.
    » Willkommen an Bord«, grüßte die Avatar-Drohne der Bodhisattva. » Darf ich Ihre Tasche nehmen?«
    Yime nickte. Der Avatar streckte keine Gliedmaßen danach aus– die Tasche verschwand einfach aus ihrer Hand und hinterließ ein leichtes Prickeln in den Fingern. Sie schwankte, als das Gewicht der Tasche plötzlich verschwand und sie dadurch aus dem Gleichgewicht kam. » Sie befindet sich in Ihrer Kabine«, sagte der Avatar.
    » Danke.« Yime sah nach unten. Sie stand auf nichts. Es fühlte sich nach einer harten Oberfläche an, aber für ihre Augen gab es nichts unter den Füßen, abgesehen von Sternen, die vertraute nebelartige Spiralen und Wirbel formten. Und Sterne leuchteten auch zu ihren Seiten. Über ihr erstreckte sich eine gewaltige dunkle Präsenz, eine Decke aus poliertem Schwarz, die den Glanz der Sterne zu ihren Füßen reflektierte. Als Yime direkt nach oben sah, bemerkte sie ihr geisterhaft blasses Spiegelbild, das ihren Blick erwiderte.
    Unten erkannte sie die Konstellationen, die von ihrem Heimatorbital Dinyol-hei aus zu sehen waren. Sie hatte ihr Apartment am späten Nachmittag verlassen, und ein solcher Anblick sollte sich ihr eigentlich nicht darbieten, wenn ihr Weg von dort aus direkt nach unten geführt hatte, zu dem Teil des Orbitals, der sich unterhalb ihrer Wohnung befand. Offenbar war das Schiff ein Stück entfernt. Es bereitete Yime eine gewisse Genugtuung, das ganz allein und so schnell herausgefunden zu haben.
    » Brauchen Sie etwas Zeit, um sich zu erfrischen, sich einzurichten und zu orientieren, oder…«, begann die Drohne.
    » Nein«, sagte Yime. Sie stand wie zuvor, mit dem einen Unterschied, dass ihre Füße etwas weiter auseinander waren. » Können wir zur Sache kommen?«
    » Ja. Ich bitte um Ihre volle Aufmerksamkeit«, sagte die Bodhisattva.
    Ihre volle Aufmerksamkeit. Yime fühlte sich fast beleidigt. Andererseits, dies war Quietus, bekannt für förmlichen Ernst und einen gewissen indirekten Asketismus. Wenn man die Disziplin, die die meisten quietischen Dinge betraf, nicht mochte, so hätte man besser einen anderen Dienst gewählt.
    Es kursierte ein gehässiges Gerücht, das sich offenbar nicht aus der Welt schaffen ließ und nach dem die jüngste spezialisierte Abteilung der Kultur-Kontaktsektion nur dem Zweck diente, all jenen eine Beschäftigungsmöglichkeit zu bieten, die es nicht schafften, bei den Besonderen Umständen unterzukommen.
    Kontakt war der Teil der Kultur, der sich, mehr oder weniger, um alle Aspekte der Kultur-Beziehungen mit allem anderen kümmerte, mit allem, was nicht zur Kultur gehörte. Das Spektrum reichte von der Erforschung unbekannter Sonnensysteme bis hin zu den Beziehungen mit anderen Zivilisationen aller Entwicklungsstadien, von jenen, die noch nicht in der Lage waren, eine Weltregierung zu bilden oder einen funktionsfähigen Orbitallift zu entwerfen, bis hin zu den elegant-müßigen, aber potenziell sehr mächtigen Ahnen und den noch weiter von der Realität entfernten Sublimierten, soweit es noch Spuren und Reste dieser exotischen Entitäten gab.
    Die Besonderen Umstände waren faktisch die Spionage-Abteilung der Kontaktsektion.
    Im organisatorischen Moloch namens Kontakt hatte es immer spezialisierte Subabteilungen gegeben. Die Besonderen Umstände bildeten nur die nächstliegende und genossen seit ihrer Gründung nahezu Eigenständigkeit, zum größten Teil deshalb, weil sie manchmal Maßnahmen ergriffen, mit denen andere Kontakt-Mitglieder nichts zu tun haben wollten.
    Im Lauf der Zeit, insbesondere während des letzten halben Jahrtausends, hatte Kontakt einige Umstrukturierungen vorgenommen und drei neue Spezialabteilungen gegründet, unter ihnen der Quietische Dienst.
    Der Quietische Dienst– beziehungsweise Quietus, wie man ihn kurz nannte– befasste sich mit den Toten. In der Galaxis gab es weitaus mehr Tote als Lebende, wenn man all die Individuen in den vielen Jenseits-Versionen berücksichtigte, die über Jahrtausende hinweg von zahlreichen Zivilisationen geschaffen worden waren. Zum Glück– barmherzigerweise– neigten die Toten dazu, unter sich zu bleiben und machten nur wenig Ärger im Vergleich mit denen, die im Realen existierten und es für sich auszunutzen versuchten. Doch allein ihre gewaltige Anzahl sorgte dafür, dass sich immer wieder wichtige Fragen in Hinsicht auf die Verstorbenen ergaben. Die Toten, mit denen es Quietus zu tun bekam, sollten

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