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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Wasser). » Wollen Sie wirklich mit den BU reden?«
    » Ja.«
    Sie drehten sich langsam, als sie in eine Art Strudel des nach oben strömenden Wassers gerieten. Jolicci wirkte nachdenklich und nickte zur Seite. » Auch dies erfordert Geschick, aber eins, das mir fehlt. Genug. Lassen Sie uns eine andere Art des Surfens ausprobieren.«
    » Was ist das?«, fragte Lededje. Sie standen in einem kurzen, breiten Korridor mit einem dicken Teppich auf dem Boden und fünf schlichten Doppeltüren. Jolicci trug wieder seinen bunt gemusterten Morgenmantel, hatte die zentrale Doppeltür nicht ohne Mühe geöffnet und den linken, in einem Pantoffel steckenden Fuß in die Lücke geschoben, damit die beiden Türhälften nicht wieder zuglitten. Durch die Öffnung sah Lededje in einen dunklen Schacht, mit vertikalen Kabeln und horizontalen Trägern. Sie hörte rumpelnde Geräusche, spürte Bewegung und fühlte Zugluft im Gesicht. Sie nahm einen öligen, halb vertrauten Geruch wahr.
    Der dicke kleine Avatar und sie hatten eine der Reiseröhren benutzt, mit deren Hilfe man große Strecken in sehr kurzer Zeit zurücklegen konnte. Dieser Ort fühlte sich viel älter und primitiver an.
    » Die Nachbildung des Aufzugschachts eines hohen Gebäudes«, antwortete Jolicci. » Kennen Sie so etwas nicht?«
    » Wir haben Wolkenkratzer«, sagte Lededje und hielt sich an der rechten Türhälfte fest, als sie sich vorbeugte. » Und Aufzüge.« Beruhigend nah, nur etwa einen Meter weiter unten, sah sie das schmutzige Dach einer Liftkabine. Der Blick nach oben zeigte ihr Kabel, die in der Dunkelheit des Schachts verschwanden. » Ich bin nur noch nie im Innern eines Aufzugschachts gewesen.«
    » Springen Sie«, sagte Jolicci. » Ich lasse die Tür los. Seien Sie vorsichtig. Hier gibt es kein Sicherheitsnetz.«
    Lededje sprang auf das Dach der Kabine. Jolicci folgte ihr, und sie spürte, wie die Liftkabine unter ihr erzitterte. Oben schloss sich die Tür mit einem leisen Zischen, und sofort setzte sich die Kabine in Bewegung und glitt empor. Lededje hielt sich an einem der Kabel fest– dunkles Öl machte es glitschig– und schaute über den Rand. Der dunkle Schacht war groß genug für zehn Liftkabinen, fünf auf jeder Seite. Die Kabine, auf der sie mit Jolicci stand, wurde schneller; der Fahrtwind zupfte an ihrem Haar und ließ Joliccis Morgenmantel flattern. Lededje beugte sich etwas weiter vor und sah nach unten, als sie an Doppeltüren vorbeikamen, so schnell, dass sich kaum Einzelheiten erkennen ließen. Der Boden des Schachts blieb tief unten in der Finsternis verborgen.
    Etwas packte sie von hinten an der Schulter.
    Lededje schrie auf und stieß gegen Joliccis erstaunlich festen Körper. Einen Moment später sauste ein dunkles Etwas in einem plötzlichen Sturm durcheinandergewirbelter Luft an ihr vorbei– die nach unten rasende Liftkabine hätte sie fast geköpft.
    Jolicci ließ sie los. » Wie ich schon sagte, kein Sicherheitsnetz. Dies ist eine gefährlich getreue Nachbildung. Die Kabinen haben keine Sensoren, die sie daran hindern, gegen Sie zu prallen, und es gibt auch keine Antigravitation, die verhüten würde, dass Sie bis ganz nach unten fallen. Nichts und niemand könnte Ihren fatalen Aufprall am Boden des Schachtes verhindern. Haben Sie ein Back-up angefertigt?«
    Lededje stellte fest, dass sie leicht zitterte. » Sie meinen, von mir selbst? Von meiner Persönlichkeit?« Der Avatar sah sie nur an. Vielleicht, dachte Lededje, sollte sie der Dunkelheit dankbar sein, denn das ersparte ihr, Joliccis Gesichtsausdruck zu erkennen. » Ich bin erst vor einem Tag aus einem… Ding gekommen, einem Körpertank.« Sie schluckte. » Um Ihre Frage zu beantworten: nein.«
    Die Kabine wurde langsamer. Jolicci sah auf der anderen Seite nach oben. » Jetzt wird’s lustig.« Er wandte sich Lededje zu. » Sind Sie so weit?«
    » Wofür?«, fragte sie.
    » Kommen Sie hierher. Springen Sie, wenn ich es Ihnen sage. Zögern Sie nicht. Vorher müssen Sie das Kabel loslassen.«
    Lededje ließ das Kabel los und trat zu Jolicci auf der anderen Seite des Kabinendachs. Als sie nach oben sah, bemerkte sie die untere Seite einer weiteren Liftkabine, die schnell nach unten kam. Ein Juchzen ertönte in der Ferne, gefolgt von Gelächter weiter unten in der großen Schattentiefe, Geräusche, die im Schacht mehrmals widerhallten. Die Kabine, auf der Lededje mit Jolicci stand, wurde noch langsamer. » Halten Sie sich bereit…«, sagte der Avatar, als sich die beiden

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