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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Liftkabinen einander näherten.
    » Soll ich Ihre Hand nehmen?«, fragte Lededje.
    » Nehmen Sie nicht meine Hand«, erwiderte Jolicci. » Gleich, gleich…«
    Ihre Kabine hatte fast angehalten, und die andere machte sich daran, an ihnen vorbeizuzischen.
    » Springen!«, rief Jolicci, als die Dächer der beiden Liftkabinen fast auf einer Höhe waren.
    Er sprang. Lededje sprang ebenfalls, einen Moment später, musste aber feststellen, dass sie dorthin sprang, wo das Dach der anderen Liftkabine gewesen war, nicht dorthin, wo es nach ihrem Sprung sein würde. Sie landete unbeholfen und wäre gefallen, wenn Jolicci sie nicht festgehalten hätte. Lededje hörte sich selbst nach Luft schnappen.
    Für einige Sekunden hielt sie sich an dem kleinen, dicken Avatar fest, während sie beide auf dem Dach der zweiten Liftkabine schwankten. Jene Kabine, von der sie heruntergesprungen waren, hielt mehrere Etagen weiter oben, und die Entfernung wuchs, als die zweite Liftkabine sank. Kurz darauf wurde sie ebenfalls langsamer.
    » Meine Güte!«, brachte Lededje hervor und ließ Jolicci los. Ihre Finger hinterließen dunkle Ölspuren an den Aufschlägen seines Morgenmantels. » Das war… aufregend!« Sie sah ihn an und runzelte die Stirn. » Machen Sie das oft?«
    » Dies war das erste Mal«, sagte er. » Ich hatte bislang nur davon gehört.«
    Das schockierte Lededje ein wenig. Sie hatte angenommen, in sicheren oder zumindest erfahrenen Händen zu sein. Die Kabine hielt an, und Lededje spürte, wie sich unter ihnen die Tür öffnete. Etwas Licht kam hinter dem Dachrand hervor und zeigte Joliccis Gesicht. Er sah sie seltsam an, fand sie. Ein Hauch von Furcht regte sich in ihr.
    » Diese Sache mit den Besonderen Umständen…«, sagte er.
    » Ja?«, fragte Lededje. Jolicci trat einen Schritt näher, und sie wich zurück, stieß dabei mit dem Fuß gegen eine Strebe auf dem Kabinendach und taumelte. Der Avatar packte sie erneut an der Schulter und zog sie zum Rand des Daches. Tief unten sah sie eine schnell aufsteigende Liftkabine. Etwa zwei Meter trennten die beiden Fünfer-Reihen der Kabinen voneinander, und hinzu kamen zwei breitere Lücken zu beiden Seiten des Schachtes.
    Jolicci deutete auf den nach oben kommenden Lift. » Glauben Sie, wir schaffen den Sprung, wenn uns die Kabine erreicht?« Er sprach direkt in ihr Ohr; sie fühlte seinen warmen Atem auf der Haut. » Kein Sicherheitsnetz, denken Sie daran. Hier drin gibt es nicht einmal Überwachung.« Er zog sie noch etwas näher zum Rand und brachte seinen Mund noch dichter an ihr Ohr. » Was meinen Sie? Können wir es schaffen?«
    » Nein«, sagte Lededje. » Und ich glaube, Sie sollten mich jetzt loslassen.«
    Bevor sie ihn daran hindern konnte, fasste er sie am Ellenbogen und schob sie über den Abgrund des Schachtes. Nur ihre Füße blieben mit dem Kabinendach in Kontakt. » Soll ich Sie noch immer loslassen?«
    » Nein!«, rief sie und ergriff seinen Arm mit der freien Hand. » Natürlich nicht! Machen Sie keinen Unsinn!«
    Er zog sie auf sich zu, aber nicht ganz aus der Gefahrenzone. » Wenn Sie ein Terminal hätten, würde es Sie bei einem eventuellen Fall schreien hören.« Jolicci sah demonstrativ nach unten und zuckte die Schultern. » Vielleicht bliebe dem Schiff Zeit genug, um zu erkennen, was geschieht, und um eine Drohne mit dem Auftrag zu schicken, Sie aufzufangen.«
    » Bitte hören Sie damit auf«, sagte Lededje. » Sie machen mir Angst.«
    Jolicci zog sie ganz nah an sich, und sie spürte seinen Atem im Gesicht. » Alle halten die Besonderen Umstände für so glamourös, so… sexy!« Er schüttelte Lededje und rieb seine Lenden an ihrem Bein. » Aufregung und Gefahr, aber nicht zu viel Gefahr. Stellen Sie sich so etwas vor? Haben Sie die Gerüchte gehört, die übliche Propaganda? Haben Sie die Berichte gelesen und den selbst ernannten Experten zugehört?«
    » Ich versuche nur herauszufinden…«
    » Fürchten Sie sich?«, fragte Jolicci.
    » Ich habe nur gesagt…«
    » Dies ist nicht gefährlich.« Er schüttelte sie erneut. » Ich bin nicht gefährlich. Ich bin ein netter Pummel, ein AKE -Avatar. Ich würde niemanden in einen alten Aufzugschacht stürzen lassen und zusehen, wie der Aufprall auf dem Betonboden tief unten die betreffende Person zerschmettert. Ich gehöre zu den Guten. Aber Sie fürchten sich trotzdem, nicht wahr? Habe ich recht? Ich hoffe, Sie fürchten sich.«
    » Ich habe bereits darauf hingewiesen«, erwiderte Lededje kühl und bemühte

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