Krieg der Wächter - Green, S: Krieg der Wächter - Daemons Are forever
nah an einem Turm vertrauen, wenn man meinen Zustand bedenkt?«
Ich lächelte sie an. »Ich brauche dich immer, Molly. Glaubst du wirklich, ich würde ohne dich irgendwohin gehen?«
»Du warst schon immer ein großes Weichei, Eddie Drood.« Und sie küsste mich leidenschaftlich, hier vor allen anderen. Einige klatschten, ein paar jubelten. Molly ließ mich schließlich los und lächelte den anderen süß zu.
Glücklicherweise kam Mr. Stich in diesem Moment herein und schlenderte so gelassen in den Lageraum wie eine tickende Bombe, der Seneschall direkt neben ihm. Der Seneschall hatte eine Waffe in einer Hand und seinen Blick starr auf Mr. Stich gerichtet, der höflich vorgab, das nicht zu bemerken. Nach seinen vielen Ausflügen aufs Schlachtfeld sah der Seneschall zerschlagen und verletzt aus. Er war hier und da dick verpflastert, aber sein Rücken war immer noch durchgedrückt und der Kopf hoch erhoben. Für ihn war Schwäche immer etwas, das nur bei anderen vorkam. Und wenn man fair war, sah er immer noch so aus, als könne er mit einer ganzen Armee im Alleingang fertig werden und die Überlebenden heulend zu ihren Mamis schicken. Mr. Stich, das musste man zugestehen, sah aus ... wie er immer aussah. Ruhig, kalt, und vollkommen unerschüttert. Nicht ein Blutfleck war an ihm zu sehen, oder der kleinste Riss an seiner viktorianischen Abendkleidung. Selbst sein Zylinder glänzte auf eine elegante und selbstgefällige Art.
Ich wollte etwas danach werfen, einfach so aus Prinzip.
Stattdessen winkte ich beide zu mir herüber und erklärte ihnen die Situation. Mr. Stich runzelte leicht die Stirn, als ich den Weg der Verdammnis erwähnte, als würde der Name in ihm eine Saite zum Klingen bringen, aber er hatte nichts zu sagen. Der Seneschall allerdings war sofort Feuer und Flamme. Bei dem Gedanken daran, noch mehr Stress machen zu können, leuchteten seine Augen auf.
»Alles für die Familie!«, sagte er. »Und ich muss sagen, die Familie macht wirklich viel mehr Spaß, seit du wieder zurück bist, Junge.«
Er ist vielleicht ein Psychopath, dachte ich. Aber er ist unser Psychopath.
»Diese neue Mission«, meinte Mr. Stich. »Werde ich noch mehr Leute töten können?«
»Das ist beinahe sicher«, sagte ich.
»Und gibt es eine Chance, dass ich auch getötet werde?«
»Das ist auch beinahe sicher.«
»Umso besser«, meinte Mr. Stich. »Ich bin dabei.«
»Da kommt etwas rein!«
Der Ruf hallte durch den ganzen Lärm im Lageraum und wir sahen uns alle sofort nach dem um, der ihn ausgestoßen hatte. Einer vom Kommunikationsstab stand über seiner Arbeitskonsole und wies mit zitterndem Finger darauf. Sein Vorgesetzter war sofort an seiner Seite, schubste ihn wieder in seinen Stuhl, um dann über seine Schulter auf das zu sehen, was da über den Bildschirm zuckte. Der Rest des Kommunikationsstabs kontrollierte panisch die eigenen Computer, Kristallkugeln und Wahrsagebecken und alle redeten fieberhaft aufeinander ein. Ein heulender Alarm ging plötzlich los und die Matriarchin befahl, ihn sofort abzustellen. »Ich kann mich selbst ja nicht einmal mehr denken hören«, sagte sie scharf. »Ah ja, das ist besser. Also, was ist hier los? Redet mit mir, Leute! Was ist es denn genau, was hier reinkommt?«
»Wird das Herrenhaus angegriffen?«
»Sieht so aus«, sagte der Kommunikationsoffizier. Es war Howard Drood, effizient wie immer. Er war aus dem Einsatzraum an die Spitze des Lageraums versetzt worden, um die Angriffe auf die Nester zu koordinieren. »Etwas versucht, sich in unsere Realität zu drängen, genau hier, durch alle Schutzschilde des Herrenhauses hindurch. Was ich für unmöglich gehalten hätte, wenn es nicht gerade jemand versuchte.«
»Könnte es Truman sein, oder die Eindringlinge?«, fragte ich. »Die einen Präventivschlag gegen uns loslassen?«
»Ja. Nein. Vielleicht. Ich weiß es nicht! Die Bildschirme können nichts mit dem anfangen, was da passiert.« Howards sonst schon finsterer Gesichtsausdruck verstärkte sich noch, als er die Monitore studierte. »Ich habe solche Daten noch nie gesehen. Was auch immer das ist, es kommt wie ein geölter Blitz auf uns zu. Es hat sich schon durch die äußeren Verteidigungen geboxt und es kommt direkt auf uns zu.«
Ich ging im Geist schnell die Attacken durch, die es bereits aufs Herrenhaus gegeben hatte, als das Herz noch hier gelebt hatte. Wir hatten nie wirklich herausgefunden, was dahintersteckte. Hatten die Unbekannten sich diesen Moment ausgesucht, um
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