Krieg im Himmel
kämpften, war es unvermeidlich, dass sie Beziehungen zueinander entwickelten – das hatten Menschen in Kampfgruppen schon immer getan. Die Regel besagte, dass man jemandem niemals so nahe kommen sollte, dass es deswegen zu Schwierigkeiten im Einsatz kam. Das war für mich nie ein Problem gewesen. Ich hatte Liebespaare gesehen, die durch den Krieg auseinandergerissen und übel zugerichtet wurden, genauso wie ich es mit guten Freunden erlebt hatte. Zum Glück stumpfte man nach einer Weile ab. Die Angst, die Drogen, die Erschöpfung ätzten langsam alle Gefühle weg. Das Händeringen und die trockenen Tränen waren etwas für die Zeit, wenn man nicht in Gefahr war und in Ruhe nachdenken konnte. Die Menschen, die trotz all dieser Widrigkeiten lieben konnten, waren rar gesät und starben schnell, oftmals durch eigene Hand. Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass Morag so jemand war.
Sie würde mich in Gefahr bringen, und ich würde sie in Gefahr bringen, auch wenn sie gar keinen tödlichen Hass auf mich verspürte.
»Diese Situation ist unhaltbar«, fuhr Cat fort.
»Einen Moment mal«, sagte der Heide. »Wir haben eine ganze Menge erreicht …«
»Mit dieser völlig funktionsunfähigen Einheit?«, fragte Cat.
»Du wusstest, auf wen du dich einlassen würdest, als wir dich fragten«, erwiderte ich.
»Sie streiten sich oft«, gab der Heide zu bedenken. »Obwohl das mit den Schusswaffen neu ist.«
»Hör mal, wir sind hier nicht die Delta Force oder deine professionelle und gut ausgestattete C- SWAT -Truppe. Wir geben uns alle Mühe …«
»Aber Mühe allein genügt nicht.«
Wir beide starrten sie entgeistert an. Ich wandte mich an den Heiden. »Siehst du das genauso?«
»Nicht ganz. Aber sie hat recht. Wir stecken ganz schön in der Scheiße.«
»Man kann nicht mit jemandem in den Kampf ziehen, an den man emotional gebunden ist«, sagte Cat.
»Aber mit deinem Bruder hast du dieses Problem nicht?«
»Mein Bruder ist ein Arschloch.«
Ich konnte es nicht glauben. »Und warum vergeuden wir dann unsere Zeit damit, ihn zu befreien?« Vielleicht suchte ich nur nach einem Vorwand, um mich aufregen zu können.
Cat zuckte mit den Schultern. »Weil er mein Bruder ist, und weil er nützlich für uns ist. Aber es geht nicht nur um Morag und dich.«
»Und worum geht es noch?« Ich ahnte, worauf sie hinauswollte. Damals im Regiment hatte ich sehr oft ähnliche Sachen gehört.
»Um Mudge«, sagte der Heide. Ich drehte mich herum und fixierte ihn mit einem starrenden Blick aus meinen Linsen. Wenigstens hatte er den Anstand, eine schuldbewusste Miene aufzusetzen.
»Habt ihr die Sendung vergessen? Scheiß drauf. Er hat uns reich gemacht, und wenn es darauf ankam, konnten wir uns immer auf ihn verlassen.«
»Daran besteht kein Zweifel …«
»Du magst ihn nicht, weil er einfach sagt, was ihm in den Sinn kommt, und weil er immer die Wahrheit sagt«, erklärte ich.
»Das ist durchaus bewundernswert.« In seinem Tonfall war eine Spur von Verärgerung. »Aber das ist es gar nicht. Es sind die Drogen. Wir gehen auf eine Mission, die sich über einen sehr langen Zeitraum erstrecken könnte.«
»Und? Mudge hat schon langfristige Erkundungsaufträge übernommen. Er nimmt immer genug mit und kann sich Nachschub beschaffen …« Ich hätte fast »zwischen den Einsätzen« hinzugefügt. Aber diesmal würde es keine Auszeiten geben.
»Erinnerst du dich an die Hundezähne? Wie es ihm ging? Irgendwann wird er auf Entzug sein, und dann fällt er für den Kampfeinsatz aus. Er wird zu einer Belastung für uns werden.«
Scheiße, da hatte er recht. Ich hatte mich so sehr an Mudges Anwesenheit gewöhnt, dass ich mir offenbar große Mühe gab, diesen Punkt zu verdrängen. Im Moment brauchte ich ihn hier mehr als alles andere.
»Und das bringst du ausgerechnet jetzt zur Sprache?«, hakte ich verärgert nach.
»Ich hatte meine Bedenken, aber wenn es jetzt auch noch Streit zwischen dir und Morag gibt … wird es verdammt schwierig für uns.«
»Was willst du also tun? Die Mission abblasen? Denn falls ihr beiden aussteigen wollt, habe ich damit eigentlich kein Problem.«
Sie sahen sich gegenseitig an.
»Kannst du hoch und heilig versprechen, dass dein Urteilsvermögen nicht getrübt ist, solange sie sich in deiner Nähe aufhält?«, fragte der Heide schließlich.
»Nein. Ich kann nur sagen, dass wir schon häufiger damit zurechtkommen mussten und es immer ganz gut funktioniert hat. Versteht mich nicht falsch. Wenn ich sie davon überzeugen
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