Krieg im Himmel

durchzuziehen.
    »Und jeder, der ein Problem mit Mudges pharmazeutischer Freizeitgestaltung hat, soll sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern«, fügte ich hinzu.
    Mudge grinste, aber Cat und der Heide protestierten.
    »Mudge«, fuhr ich fort, »wenn wir wegen deines Hobbys Ärger bekommen, wenn du ausfällst oder auf Entzug bist oder aus welchen Gründen auch immer nicht mehr klarkommst, lassen wir dich zurück. Wenn das in einer brisanten Situation geschieht und unsere Mission in Gefahr ist, werde ich dich persönlich erschießen.«
    »Deine Autorität ist umwerfend«, sagte Mudge bissig.
    Ich sah, dass er auf mich losgehen wollte. Na los, Mudge, drängte ich ihn stumm. So blöd kannst du nicht sein. Du weißt, dass ich großes Vertrauen in dich setze. Das musste mal gesagt werden. Für das Publikum. Ich beobachtete, wie Mudge schluckte. Morags Programmierung war hervorragend. Ich wettete, dass Mudge in der fleischlichen Welt genau das Gleiche getan hätte. Dann schien Mudge seine Wut unter Kontrolle zu bekommen und nickte.
    »Wo wir gerade dabei sind – was hast du im Büro von Trace gemacht?«, fragte ich.
    »Was? Der Kerl war ein Arschloch!«, sagte Mudge.
    »Na und? Wir sind schon vielen Arschlöchern begegnet.«
    »Und so gehe ich jedes Mal mit ihnen um.« Sein Tonfall klang tatsächlich nach einer Rechtfertigung.
    »Damit hättest du uns beinahe getötet«, sagte Cat verärgert, bevor sie sich zu mir umdrehte. »Und das ist der eigentliche Punkt. Ich bin mir sicher, dass er wunderbar Partys feiern kann, aber die Drogen in seinem Körper veranlassen ihn, schlechte Entscheidungen zu treffen und ein zu großes Selbstbewusstsein zu entwickeln.«
    »Das liegt auf keinen Fall an den Drogen«, erklärte ich ihr. Es sollte flapsig klingen, aber wer konnte das im Nachhinein schon sagen? Inzwischen war es unmöglich zu unterscheiden, wie Mudge mit oder ohne Drogen war. Ich hatte ihn nur ein einziges Mal nüchtern erlebt. Das war in Maul-Stadt gewesen, und dort hatte er schwer unter dem Entzug gelitten.
    »Manchmal muss man einfach in die eigene Hand scheißen und die anderen damit bewerfen«, sagte Mudge, worauf sich alle zu ihm umdrehten. Er zuckte mit den Schultern. »Es ist doch gut gelaufen.«
    Allmählich wurde ich wütend. »Es ist gut gelaufen, weil Morag sich alle Mühe gegeben hat, am Ball zu bleiben. Alles, was wir über die Situation wussten, deutete darauf hin, dass wir auf gar keinen Fall ihre Systeme hacken sollten. Wenn es ihr nicht aufgefallen wäre …«
    »Und sie nicht den größten Hack aller Zeiten durchgezogen hätte«, warf Cat ein.
    »Wären wir alle jetzt tot«, vervollständigte ich den Satz.
    »Jeder von uns muss irgendwann gehen. Wenn ihr zu viel Angst habt, sucht euch lieber einen anderen Job«, sagte Mudge.
    Schon probiert, dachte ich.
    »Mach dir keine Sorgen, Mudge. Man wird uns früh genug töten, aber wir wollen vorher wenigstens versuchen, vielleicht doch durchzukommen, okay?«
    »Gute Ansprache. So was hebt die Moral«, bemerkte Merle trocken.
    »Und warum hast du dich mit mir rumgestritten, als wir mitten im Einsatz waren?«, wollte ich wissen. Damit spielte ich natürlich auf das Bordell an.
    »Ihr habt mich zurückgelassen!«, rief Mudge. Ich glaube, dieser Vorwurf verletzte ihn wirklich. »Ich muss nicht tun, was du sagst – wir sind hier nicht mal in der Armee!«
    »Das warst du noch nie!«, brüllte ich zurück.
    »Das war es dann wohl mit unserer Bergidylle«, murmelte der Heide.
    »Was auch immer es ist, halt es im Zaum«, erklärte ich Mudge. »Ich meine es ernst. Wenn du diese Mission gefährdest, gefährdest du damit uns alle.«
    »Was, willst du mich erschießen? Im Moment bist du aber verdammt macho«, zischte er.
    »Wenn du mich nicht von deiner Zuverlässigkeit überzeugen kannst, werde ich dich nicht mitnehmen«, erklärte ich ihm ruhig.
    Morags Programmierung war erstklassig. Sie gab genau wieder, wie verletzt Mudge war.
    »Ich scheiß auf was auch immer. Ich bin gut. Ich werde ganz lieb mit den anderen Kindern spielen.« Fast hätte er geschmollt. Er war stinksauer und defensiv, weil er zweifellos wusste, dass wir recht hatten.
    »Das sind doch nur Worte«, sagte Merle, um die Grenzen auszutesten.
    »Die einzige Person, bei der ich mir nicht sicher bin, ob sie ihr Versprechen halten kann, bist du«, sagte ich zu ihm und erwiderte ungerührt seinen Blick. Es war nicht einfach, sich mit einem billigen Avatar zu messen, weil er gar nicht zum Blinzeln in der