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Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
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brauche, und weil ich Angst vor dem Sterben habe«, sagte sie.
    Ich versuchte zu schlucken, aber es tat sich nichts. »Kannst du mir etwas versprechen?«, brachte ich schließlich heraus.
    Ihr wütender Blick ließ mich zurückzucken. »Ich bin dir gar nichts schuldig!«, fauchte sie mich an.
    Ich nickte, um sie zu besänftigen. »Ich weiß, ich weiß, aber ich brauche es, bitte. Morag, ich bin nicht so stark und so grundehrlich wie du. Ich brauche es, um tun zu können, worum du mich gebeten hast.« Ich empfand Verachtung für die Person, die das gesagt hatte. Ich hörte die Schwäche und die Untreue in meinem Tonfall. Sie hatte mehr als genug davon gehabt, und jetzt verlangte ich noch mehr. Ich kam mir wie ein Parasit vor.
    »Was?«, fragte sie.
    »Wenn wir diese Sache überstanden haben, wenn wir irgendwie überlebt haben und nicht zu Sklaven geworden sind, dann hören wir damit auf. Wir schwören bei irgendwas, das uns heilig ist, dass wir nie wieder solche dummen und gefährlichen Aktionen machen. Wir werden sesshaft und suchen nach anderen Wegen, um Menschen zu helfen, aber ohne Gewalt und Waffen. Bitte versprich es mir.«
    Das war wichtiger für mich, als den Kabinen, dem Whisky und den anderen Krücken zu entkommen, auf die ich mich während meines leeren Lebens verlassen hatte. Dadurch wurde mir bewusst, wie wenig ich in meinem Leben gehabt hatte.
    Sie nickte. Sie weinte, obwohl sie gleichzeitig lächelte. Sie legte die Arme um mich. Sie hielt mich sehr lange fest. Als sie fertig war, küsste sie mich leidenschaftlich. Wir schliefen nicht miteinander, denn dazu wäre Vertrauen nötig gewesen. Wir hatten nur Sex, und sie sagte mir, dass es in Ordnung war, weil es hier drinnen nicht real war.
    Als sie später anscheinend eingeschlafen war, auch wenn ich mir nicht sicher war, was das hier drinnen bedeutete, übte ich Trompete. Ich hatte die Parameter der Senso-Umgebung so variiert, dass das Instrument sehr leise war und ich sie damit nicht weckte.
    Ich saß auf einem Stuhl auf den Holzbrettern der Bühne und blickte mich im Club um. Rauch und Staub trieben in den blassen Lichtstrahlen. Unsere Fantasien hatten vielleicht weniger Ecken und Kanten als das reale Leben, aber wir gaben uns alle Mühe, sie so realistisch wie möglich zu gestalten. Manchmal fragte ich mich, ob wir uns selbst in Gefängnisse unserer eigenen Unterhaltungswelten einsperrten, weil es leichter war, als wirklich etwas zu tun. War das der Grund, warum es der Clique anfangs so leicht gefallen war, uns zu überrumpeln?
    Ich würde mir einen Ort suchen, der weit, weit weg von meinen übrigen Gedanken war, um all das dort abzulegen – die Hoffnung auf eine Art Leben und die Angst vor dem, was vielleicht mit Morag geschah. Während ich spielte, dachte ich, dass ich Morag ausnahmsweise nicht enttäuschen durfte. Ich musste das sein, was sie brauchte. Außerdem musste ich versuchen, ein eigenes Leben zu führen.
    Ich beendete ein langsames Blues-Stück und blickte auf. Sie war wach und beobachtete mich. Ich konnte ihren Gesichtsausdruck nicht deuten.
    Der Sex war zwar nicht real gewesen, aber als wir uns aus der Senso-Simulation ausklinkten, lag sie in meinen Armen, und ich hielt sie, während sie schlief. Durch den Stoff ihres T-Shirts spürte ich das Metall der Wirbelsäulenverstärkung, die durch ihre Haut stach. Auch wenn sie vielleicht nur vorübergehend war, fühlte es sich für mich an, als hätte sie einen weiteren Teil ihrer Menschlichkeit in Metall verwandelt.
    Ich konnte nicht schlafen, deshalb öffnete ich meinen internen Kom und forderte einen Link an.
    »Gott?«
    »Ja, Jakob?«
    »Es tut mir leid.«
    »Ich weiß, Jakob.«
    »Sag es auch den anderen Teilen von dir.«
    »Natürlich, Jakob.«
    Wir hatten Gott gemacht. Aber vor allen Dingen hatten wir Gott so gemacht, dass er die Wahrheit sagte, und jetzt waren wir ständig damit beschäftigt, uns vor ihm zu verstecken.

11. Kapitel
    LALANDE 2
    Es war eine saublöde Art zu sterben. Ich hätte Mudges Drogenangebot annehmen sollen.
    Nuiko hatte uns den Stern gezeigt. Lalande 21185 war klein, nur etwa halb so groß wie unsere Sonne, und trotz seiner roten Färbung sah er irgendwie tot aus. Wie eine langsam verbrennende Geistersonne. Lalande 2 jedoch war sehr groß und sah wie ein schwarzer Planet mit einer glühenden Korona aus, die ständig über dem Horizont hing. Diese verfinsterte teilweise den Stern.
    Nuiko gab Vollschub und wagte sich so weit wie möglich an Lalande 2 heran.

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