Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
Vom Netzwerk:
Geburt.
    »Wie geht es ihm?«, fragte ich. Etwas Besseres fiel mir nicht ein.
    »Nicht so gut, aber das müsste dir ja klar sein. Sogar noch schlechter, nachdem er seinem jüngeren Bruder begegnet ist. Seit Demiurg ihn verletzt hat, weiß Gott aus erster Hand, dass er einen Gottesmord begehen will und ihn hasst. Wusstest du das? Sie haben Demiurg auf Hass programmiert. Warum haben sie das getan?« Ihr Tonfall war gleichmäßig. Keine Emotion.
    Ich konnte ihr keine Antworten geben.
    »Ich habe darüber nachgedacht, was der Heide über Cronins und Rollestons Programmierung gesagt hat. Dass sie fehlerhafte Werkzeuge der Clique sind. Weitere Waffen in ihrem Arsenal«, fuhr sie fort.
    Ich lag auf dem Laufsteg und blickte zur gekrümmten Wand der Tetsuo Chou hinauf. Ich stemmte mich hoch, nahm einen Schluck Glenmorangie und reichte die Flasche an Morag weiter. Sie nahm sie, wischte über die Öffnung und nahm selbst einen Schluck.
    »Sie hätten sie nach Belieben programmieren können. Rolleston hätte darauf programmiert werden können, zu schützen und zu helfen. Sie hätten Cronin so gestalten können, dass er versucht, allen Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen. Davon hätten am Ende zweifellos alle profitiert. Stattdessen profitieren nur wenige, weil Macht viel wichtiger ist. Stattdessen haben sie ihnen Hass einprogrammiert. Ich verstehe einfach nicht, warum es so viel Leid aus so abstrakten Gründen geben muss, und ich glaube, dass wir deswegen sterben werden.«
    Ich konnte ihr nichts bieten. Es gab nichts, das ich ihr hätte sagen können. Als sie davon sprach, dass sie sterben würde, wurde mir eiskalt. Ich spürte ein übles Gefühl im Magen, und Galle brannte in meiner Kehle. Es war Morag gewesen, die es richtig gefunden hatte, nach Maul-Stadt zu gehen.
    »Ich glaube, dass es schon immer so abgelaufen ist«, sagte ich. »Mächtige Menschen treffen Entscheidungen, und andere zahlen den Preis. Die Entscheidungen sind für die meisten Leute entweder unverständlich, weil sie nicht mehr wollen als etwas zu essen, ein Dach überm Kopf und Sicherheit für sich selbst und ihre Angehörigen. Mudge denkt, dass es viel einfacher ist: Das sind alles nur Lügen, die Habgier rechtfertigen sollen. Oder möglicherweise sexuelle Unzulänglichkeiten.«
    In ihrem Lächeln lagen weder Wärme noch Humor. Sie drehte sich auf die Seite und stützte sich mit dem Ellbogen ab, um mich betrachten zu können.
    »Gott, wie ich dich hasse«, sagte sie, und ich stellte fest, dass es mir lieber war, wenn sie auf mich schoss. »Mit uns ist gar nichts in Ordnung. Es sieht nicht gut für uns aus, und was du getan hast, war aus vielen unterschiedlichen Gründen völlig daneben.«
    Ich konnte sie nicht ansehen. Trotzdem spürte ich deutlich, wie ihre Blicke mich verbrannten. Ihre Augen urteilten über mich. Ich war für mangelhaft befunden worden und konnte ihren vorwurfsvollen Blick nicht ertragen. Ihr Gesicht fiel in sich zusammen, als sie ein trockenes Schluchzen ausstieß. Ich setzte mich auf, als sie zu mir herüberkroch. Ich hielt sie so fest, dass es ihr bestimmt wehtat. Ich spürte, wie sie mit jedem Schluchzen erzitterte. Sie biss mich, sie grub ihre Fingernägel in meine Haut.
    »Ich habe mir selbst versprochen, stark zu sein«, sagte sie schließlich mit großer Wut auf sich selbst. »Es liegt nicht an mir. Es ist Botschafter. Er ist so einsam. So fern von seinem Volk.«
    Sie musste den Schmerz zweier Personen ertragen.
    »Das tut mir leid«, sagte ich.
    Sie blickte zu mir auf. »Du Mistkerl!« Plötzlich war sie wieder wütend. »Ich hasse dich, und ich glaube, du bist das Einzige, das ich hier draußen habe. Du weißt, was ich im Büro von Trace getan habe …«
    »Du hast uns gerettet. Und später noch einmal mit dem Mech«, sagte ich.
    Sie schlug mich. Sie legte all ihre Kraft in den Hieb, aber er kam in einem ungünstigen Winkel. Ich hielt sie immer noch in den Armen.
    »In Freetown hast du mich mit einer Leiche zusammengesteckt, dem Piloten des Mechs, du Arsch. Mit einer Leiche, nachdem ich zum allerersten Mal getötet habe. Ich habe getötet, und dann hast du mich gezwungen, die Konsequenzen meines Tuns zu spüren, im Kopf eines Toten.«
    Ich starrte sie entgeistert an. Ich hatte das Gefühl, als würde sämtliches Blut aus meinem Körper abfließen, bis nur noch ein Hautsack übrig war, der mit Metall und Plastik gefüllt war. All das war mir überhaupt nicht bewusst gewesen.
    »Und du hattest es bereits getan, also konnte

Weitere Kostenlose Bücher