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Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
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meine Fallschirmausbildung zu erinnern. Eigentlich war ich darin sehr gut gewesen. Für genau diese Situation hatten wir intensiv trainiert.
    Ich schaffte es, mich zu stabilisieren und die Sternposition einzunehmen. Im freien Fall blickte ich auf flache Konturen aus dunklem Fels und eine Sturmfromt hinab, die schnell darüber hinwegzog.
    Ich fühlte mich schwer wie ein Bleigewicht, und meine Bewegungen kamen mir unendlich langsam vor. Der Boden näherte sich in viel zu hohem Tempo. Ich verspürte den Drang, schon jetzt den Fallschirm zu öffnen, aber ich hielt durch. Eine niedrige Öffnungshöhe, insbesondere in Kombination mit schwer zu ortenden Tarnfallschirmen, minimierte für uns die Gefahr einer Entdeckung. Außerdem gaben wir den korrosiven Stürmen, die über die öde Oberfläche von Lalande 2 hinwegfegten, weniger Gelegenheit, uns herumzuwirbeln – und damit weniger Zeit, unsere Fallschirme zu zerfressen. Trotzdem fühlte es sich an, als würde ich viel zu schnell stürzen …
    Der Boden verschwand, als eine dicke schwarze Wolke mit furchterregender Geschwindigkeit vorbeizog. Ich konnte mich noch kurz umschauen und zählte vier weitere Personen, die nicht allzu weit entfernt durch den fremden Himmel fielen, bevor die Wolke mich verschluckte. Ich war wieder völlig blind und konnte mich nur auf die Höhenanzeige in meinem IVD verlassen. Der Wert verringerte sich für meinen Geschmack viel zu rasant.
    Die 2000-m-Marke kam und war so schnell wieder vorbei, dass ich es gerade noch schaffte, die Reißleine bei fünfzehnhundert zu ziehen. Ein kurzer Moment der Angst, als sich der Ruck nach oben nicht so kräftig anfühlte, wie ich es gewohnt war, aber nach den Daten vom Interface war alles in Ordnung. Ich hob den Blick und hoffte, einen gänzlich entfalteten Schirm zu sehen, aber die dicke Wolke versperrte mir die Sicht. Dann fing der Sturm an, ordentlich an mir zu zerren.
    Der Heide und Merle waren alte Hasen, Cat hatte etwas weniger Erfahrung als ich, aber Morag und Mudge mussten sich ganz auf Skillsofts und Trainingssimulationen verlassen. Ich hatte das Gefühl, dass ich meine ganze Ausbildung und Erfahrung brauchte, an die ich mich erinnern konnte, um den Fallschirm zu zwingen, mich nach unten zu bringen. Ich benutzte das Interface und die eingebauten intelligenten Systeme des Fallschirms, nur damit ich mich überwiegend nach unten bewegte und mich nicht in den Seilen verhedderte. Keine Ahnung, wo ich landen würde. Wenigstens bewegte ich mich jetzt mit einem Tempo, das mir wesentlich angenehmer war, aber ich kam mir immer noch extrem schwer und träge vor.
    Dann war ich aus den Wolken raus und konnte schmale Korrosionsschluchten in der dunklen, vernarbten Landschaft erkennen. Der Horizont wurde von heftig wirbelnden Wolken verdeckt. Sowohl der Fallschirm als auch ich selbst kämpften weiter mit dem Wind. Ich bekam Warnsymbole von den Temperatursensoren des Schutzanzugs herein. Wir waren zu weit auf die Nachtseite abgetrieben worden. Unter uns wäre nur Eis, falls es hier jemals irgendwelche Feuchtigkeit an der Oberfläche gegeben hatte.
    Ich blickte zur riesigen Fallschirmkappe hinauf. Ihre Durchsichtigkeit machte es schwer, sie vor dem Hintergrund der permanenten Nacht zu erkennen. Ich schaute mich um und erkannte vier weitere Fallschirmspringer und stellte angenehm überrascht fest, dass es einem der zylindrischen Abwurfcontainer gelungen war, uns auf der Spur zu bleiben. Es waren insgesamt sechs gewesen, und wir hatten gehofft, dass mindestens einer in unserer Nähe herunterging. Weil wir nicht senden konnten, ohne unsere Kom-Systeme für Demiurg zu öffnen, waren die intelligenten Lenksysteme jedes Fallschirms darauf getrimmt worden, sich visuell an den anderen Fallschirmen zu orientieren. Jeder Container war mit einem Zeitzünder versehen. Wenn wir sie nicht in kurzer Zeit bargen, würde der Inhalt zerstört werden.
    Zwischendurch fragte ich mich, wer der fehlende Springer war. Wir hielten unsere Schirme jetzt näher beieinander, und jeder von uns kämpfte gegen den Wind. Es fühlte sich nicht wie der kontrollierte, anmutige Flug eines Fallschirmsprungs an, sondern eher so, als würde der Boden mich hinunterzerren. Jede Bewegung meiner bleischweren Gliedmaßen war anstrengend und schmerzhaft.
    Ich knallte heftig auf die Planetenoberfläche und wurde noch ein Stück weitergeschleift. Der Fels schien Kälte auszustrahlen, trotz der internen Heizung des Schutzanzugs. Zum Glück besaß ich die

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