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Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
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es sogar, wenn wir euch nicht glauben. Wir kennen den großen Wert von Propaganda.«
    Morags Gesicht nahm einen beleidigten Ausdruck an. »Wir haben lange daran gearbeitet, damit es nicht nach Propaganda aussieht. Natürlich bleibt alles subjektiv, aber wir haben uns große Mühe gegeben, nach bestem Wissen und Gewissen die Wahrheit darzustellen.«
    Das Puppentheater verschwand – es wurde mit einem Ruck zum Dach hinaufgerissen. Der Vorhang schloss sich. Ein bisschen unhöflich, dachte ich. Soloso stand neben Morag; er wirkte riesig. Auch in einer solchen Situation hätte sie sich vor nicht allzu langer Zeit eingeschüchtert gefühlt, aber jetzt nicht mehr. Sie reichte ihm einfach den Speicherchip.
    »Sind wir hier fertig? Dann bringe ich euch zum Kabel zurück«, sagte Soloso mit der Freundlichkeit eines Hotelportiers, auch wenn es ein Hotelportier war, der in der Lage war, einem die Beine auszureißen und den Kopf abzubeißen.
    Eine Grundregel bei der Armee lautet, dass man sich niemals freiwillig melden sollte. Das hatte ich auf die harte Tour gelernt, nachdem ich zu den Paras gekommen war. Heißt: Ich hatte mich freiwillig dafür gemeldet, statt auf die unvermeidliche Abkommandierung zu warten. Ich wollte unbedingt in das Regiment, dem es nicht gelungen war, meine Eltern zu töten. In meinen jungen Jahren hatte ich ein paar seltsame Ideen im Kopf gehabt. Aber auch für dieses Unternehmen hatte ich mich freiwillig gemeldet. Ich wollte die Show miterleben. Und ich war sehr überrascht, als Morag ebenfalls dazustieß.
    Das war der Grund, warum ich an einem hochfesten Seil über einem zweihundert Meter tiefen Abgrund in einem vertikalen, mit Wasserbohrung geschaffenen Schacht hing und vorgab, ein militärischer Pionier zu sein, während ich mich krampfhaft an meine Sprengmeisterausbildung zu erinnern versuchte. Nebenbei zeigte ich Morag, wie man Sprengsätze anbrachte. Ich hatte keine Ahnung, wie es zwischen uns stand, so dass ich mir natürlich diesen Moment aussuchte, um mit ihr über das zu reden, was man nur noch ironisch als »unsere Beziehung« bezeichnen konnte. Und die für mich bereits dann gut war, wenn ich ausnahmsweise nicht beschossen wurde. Für solche Dinge hatte ich wirklich kein Händchen.
    »Du musst nicht so vorsichtig damit umgehen. Das Zeug ist ziemlich sicher, solange es nicht mit einem Zünder versehen wurde«, erklärte ich ihr, während wir Plastiksprengstoff in potenzielle Bruchstellen drückten. Alle whanau hatten Bergbauerfahrung, aber sie waren im Moment beschäftigt. Ein paar andere in Utu Pa hätten uns vielleicht helfen können, aber wir hatten nicht daran gedacht, sie zu fragen. Morag folgte meinem Beispiel und platzierte die Ladung mit hochkonzentrierter Miene in einem Spalt.
    »Das mit dem Puppentheater hast du gut gemacht«, sagte ich, was sie mit einer vagen gemurmelten Zustimmung kommentierte. »Und das im SKF .«
    Sie hielt inne und drehte sich zu mir um. Ich sah sie im grünen Licht meiner Restlichtverstärkung.
    »Ja, ich bin verdammt gut darin, Leute zu töten«, sagte sie.
    »So sollte man nicht darüber denken. Sieh es so, dass du dafür gesorgt hast, Mudge, den Heiden, Cat und Merle am Leben zu erhalten. Oder lass Merle lieber weg. Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass es Mitglieder der Schwarzen Schwadron waren.«
    »Und damit ist es völlig in Ordnung, sie umzubringen?«
    Darüber dachte ich einen Moment nach. »Ja. Sie wussten genau, was sie taten, als sie beschlossen, für die richtig bösen Jungs zu arbeiten. Sie sind kein Stück besser als Rolleston und Cronin.«
    Sie sah mich nur an. Ich glaube, ihr gefiel nicht, was sie sah. »Okay«, sagte sie dann vorsichtig. »Vielleicht geht es gar nicht um sie. Vielleicht will ich nur nicht diejenige sein, welche. Ich will mich nicht daran gewöhnen.« Den Zusatz »so wie du« ließ sie unausgesprochen.
    »Morag, du hättest nicht mitkommen müssen. Du hättest auf andere Weise helfen können, ohne dich in unmittelbare Gefahr zu bringen.«
    »Macht das einen Unterschied? Ob ich direkt oder indirekt für den Tod anderer Menschen verantwortlich bin?«
    Damit brachte sie mich völlig aus dem Konzept. »Wenn ich das wüsste. Es ist nicht so gefährlich, und durch den Abstand dürfte es einem leichter fallen, ruhig zu schlafen.«
    »Ich meinte, in moralischer Hinsicht.« Sie klang ein wenig verzweifelt.
    »Wovon redest du? Ich möchte so etwas auch nicht tun, aber jetzt tun wir es. Solche Gedanken muss man zur Seite

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