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Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
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Beine heranreichte. Shaz hatte ein paar Nachforschungen angestellt und herausgefunden, dass die Gliedmaße ursprünglich für einen hochrangigen Offizier gedacht war, der seinen Arm bei einem Panzerunfall verloren hatte.
    »Kennst du jemanden namens Nuada?«, fragte er mich.
    »Nein. Seltsamer Name. Warum?«
    »Weil es so aussieht, dass es Nuada war – ich glaube, er ist Signaltechniker –, der dir den Arm zugeschustert hat.«
    »Nett von ihm.« Aber damit war ich so klug wie zuvor. Vielleicht hatte sich dieser Nuada über den betreffenden Offizier geärgert.
    Die Wodkaflaschen wurden mir schnell abgenommen und verteilt. Die Speznas waren angenehme Gesellschaft, aber doch recht unheimliche Leute. Die meiste Zeit waren sie mit Kommandounternehmen beschäftigt, und sie kamen nur zurück, um sich mit neuer Ausrüstung zu versorgen und Zerstörungen anzurichten. Ihr Kampfeinsatz war sogar noch intensiver als unserer, und das wollte etwas heißen. Einige ihrer Schrammen gingen auf wüste Geschichten zurück, und für sie schienen größtenteils ihre eigenen Gesetze zu gelten.
    Ich beobachtete einen, der Mudge zu beeindrucken versuchte. Mit seinen kraftverstärkten Stahlkiefern biss er ein Stück aus dem Metalltisch. Gregor, der selbst in betrunkenem Zustand normalerweise recht still war, lachte sich tot über eine Geschichte, die ein Railgunner der Kosaken ihm erzählte. Ich blickte mich am Tisch um. Es war erstaunlich, welche Wirkung die Russen hatten. Unsere Saufgelage waren häufig recht sentimental, weil wir wussten, dass wir in jedem Fall wieder losziehen würden und der Ärger von vorn begann. Die Russen schienen sich damit abgefunden zu haben, es sogar zu genießen.
    »Ich habe noch nie menschliches Fleisch gegessen!«, rief Wladimir. Ich glaube, er versuchte Bibs anzubaggern, die Wodka über den ganzen Tisch spuckte, während wir anderen dazu spöttisch johlten.
    »Ich schon«, erklärte sie, als sie sich von ihrem Wodka-Erstickungsanfall erholt hatte. »Aber du hast nichts verpasst.«
    Ash lachte sich schlapp.
    »Du bist eine Kannibalin?«, fragte ich erstaunt, was alle zum Lachen brachte. »Was?«
    »Sie redet von Oralsex, Jakob«, sagte Ash in herablassendem Tonfall.
    »Das ist doch so etwas wie ein menschliches Schweineschnitzel, oder?«, fragte Mudge.
    »Menschenfleisch ist Schweinefleisch«, sagte Gregor, und alle drehten sich zu ihm um. »Zumindest wie Schweinefleisch.« Es folgte eine lange Pause, in der wir darauf warteten, dass er seine Aussage relativierte. »Habe ich zumindest gehört.«
    »Man hat nur dann menschliches Fleisch gegessen, wenn man schluckt, was man sich zwischen die Lippen geschoben hat«, sagte einer der Speznas-Warewölfe. Ich war mir ziemlich sicher, dass es eine Frau war. Ash, Bibby und die Frauen der Speznas und der Kosaken lachten, während die Jungs laut protestierten.
    »Andrea schluckt«, sagte ein anderer Speznas.
    »Vor allem kaue ich, bevor ich schlucke. Das solltest du nie vergessen, Wassili«, erklärte die Speznas-Frau, erneut unter männlichem Protest und weiblichem Gelächter. Ash stieß mit der Frau an.
    »Kaust du, Ash?«, fragte ich grinsend.
    Ashs Blick wanderte in meine Leistengegend. »Was sollte ich denn kauen?«, fragte sie unschuldig.
    Ich hatte es herausgefordert, bemühte mich aber, mir keine zu großen Sorgen zu machen, weil Bibs, mit der ich vor einiger Zeit einen One-Night-Stand hatte, am lautesten lachte.
    »Du würdest nur Schwanzimplantat schmecken«, sagte Mudge und bemühte sich, keine Miene zu verziehen. Wieder Gelächter.
    »Als wüsstest du Bescheid«, gab ich matt zurück.
    »Nein!«, rief Wladimir. »Das ist nicht richtig!«
    »Wir haben eine alternative Meinung?«, fragte Mudge.
    »Das mit dem Schweinefleisch ist nur so, wenn Menschenfleisch gekocht ist. Das habe ich gekostet.«
    »Du bist ein widerlicher Drecksack, Wladimir«, sagte Ash.
    Wladimir nickte betrunken.
    Ich war mir nicht sicher, ob mir gefiel, wohin sich diese Sache bewegte. In den schlimmsten Teilen der ärmsten Städte in Westeuropa war Kannibalismus recht weit verbreitet. Wir alle hatten davon gehört, als wir aufgewachsen waren, von Menschen, die so arm und verzweifelt waren, dass sie nichts anderes finden konnten. Auch während des Krieges war es vorgekommen. Wladimir schien es für eine coole Sache zu halten, allerdings war das russische Verbrecherimperium nicht annähernd so arm wie die meisten Teile von Westeuropa und Amerika, wenn auch nicht so reich wie die

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