Krieg im Himmel
die hier wohnten, nicht wettmachen. Vielleicht musste ich mich selbst dazurechnen. Ich konnte hier nicht bleiben, und ich glaubte nicht, dass sie mich in Ruhe lassen würden, wenn ich ihr Spiel nicht mitmachen wollte. Ich musste dringend mit Gott reden.
5. Kapitel
NACH SÜDEN
Wollte ich Trompete lernen oder ein Killer sein? Wahrscheinlich sollte es nicht sein. Ich war wieder auf dem Weg nach Süden. Ohne genau zu wissen, wohin ich ging. Die Sonne hatte den Regen vertrieben. Es war ein klarer Tag, aber es war trotzdem recht kalt.
Gehörte ich irgendwohin? Konnte ich mich irgendwo niederlassen? Ich hatte es noch gar nicht richtig versucht. Ich musste die ganze Zeit an Morag und ihr bevorstehendes Selbstmordkommando denken.
»Gott?«, fragte ich, nachdem ich meine interne Kommunikation wieder eingeschaltet hatte.
»Ja, Jakob?« Klang Gott wirklich traurig, oder interpretierte ich das nach unserem vorausgegangenen Gespräch hinein?
»Wie geht es dir?«, fragte ich. Es folgte eine längere Pause.
»Es hat sich wenig verändert.«
»Morag?«
»Sie befindet sich außerhalb meines Einflussbereichs.« Klang Gott verletzt? Ich fragte mich, ob es ihn ärgerte, dass er von seinen Schöpfern ignoriert wurde.
»Gott, wie ist der Vikar gestorben?« Ich dachte an meinen Traum zurück, in dem ich den Vikar an einem Ort gesehen hatte, wo er nicht hätte sein dürfen, in der niemals endenden Wiederholung all der beschissenen und gefährlichen Phasen meines Lebens, die mein schlafendes Unterbewusstsein abspulte.
»Ich habe keine Informationen über den Tod von William Stuttner.« So hieß er also wirklich. Aber das ergab keinen Sinn.
»Konnte Rolleston die Sache so gut vertuschen?«
»Ich glaube nicht, dass es sich so verhält.«
»Der Vikar lebt?«, fragte ich ungläubig.
»Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, aber die Indizien deuten darauf hin.«
»Was für Indizien?«
»Der Energieverbrauch der Verhöreinrichtung des MI 5 entspricht der Menge, die benötigt wird, um sowohl die Lebenserhaltung als auch eine Senso-Kabine zu versorgen. Außerdem habe ich keine Informationen, die darauf hindeuten, dass er an einen anderen Ort gebracht wurde, oder dass gegenwärtig eine andere Person in der Verhöreinrichtung festgehalten wird.«
»Und dorthin haben sie ihn gebracht, als sie ihn in Dundee schnappten?«
»Auch in diesem Fall lassen die Indizien, die mir bekannt sind, vermuten, dass es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit so verhält. Möchtest du die Daten überprüfen?«
Das ergab sogar Sinn. Sie würden ihn zuerst verhören wollen, denn er hatte sehr viele Informationen. Nicht nur über Botschafter, sondern auch über die Gottesverschwörung, an der er neben dem Heiden, Big Papa Neon und anderen beteiligt gewesen war.
»Wird er immer noch verhört?«, fragte ich.
»Die Indizien deuten darauf hin, dass sie es nicht aktiv tun. Wenn sie jedoch eine Senso-Kabine einsetzen, könnte weiterhin ein automatisiertes Verhör stattfinden. In diesem Fall würden die gewonnenen Informationen nicht durch irgendein Kommunikationsmedium weitergeleitet, zu dem ich Zugang hätte.«
»Wenn sie bereits alles wissen – weil niemand so lange Widerstand leisten kann –, warum ist er dann noch am Leben?«
»Ich vermute, die fraglichen Personen waren in letzter Zeit so sehr beschäftigt, dass sie nicht die Zeit fanden, ihn zu töten.«
Er vermutete? »Gott, war das eine reine Spekulation?«
»Ja, aber sie basiert auf 2,4762 Terabytes Informationen.«
Ich war kein Experte, aber ich fragte mich, ob Gott inzwischen weit über seine Programmierung hinausging. Würde er als Nächstes um Freiheit bitten? Oder, was viel erschreckender wäre, versuchen, in Ordnung zu bringen, was seiner Meinung nach mit uns nicht stimmte?
»Wo befindet sich diese Einrichtung?« Das Symbol für einen Datentransfer erschien in meinem IVD . Es enthielt die Adresse und Fotos der Einrichtung, die wie ein kleines Lagerhaus in einem heruntergekommenen Industriegebiet aussah. Außerdem waren weitere Informationen angehängt, die Gott gefunden hatte. Dazu gehörte auch eine Aufnahme, die zeigte, wie der Vikar als zusammengeschnürtes Bündel aus einem Flugauto geholt wurde. Er trug eine Kapuze über dem Kopf, und seine Hände waren hinter dem Rücken gefesselt. Josephine Bran hielt ihn an den Fesseln und konnte den wesentlich größeren Mann auf diese Weise ohne Mühe dirigieren. Sie übergab den Vikar einigen ramponiert wirkenden Typen in
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