Krieg im Himmel
auf. Ich war schon wieder voller Blut – ein Teil stammte von mir, ein größerer Teil nicht.
»Wo ist er?« Ich rang keuchend nach Atem, schaffte es aber, den heiseren Ruf auszustoßen. Ich blickte mich im Raum nach Alasdair um. Ich sah, dass Fiona mich beobachtete. Ihr Gesicht zeigte ein hungriges Grinsen.
Natürlich drehten sich alle in seine Richtung. Sie lachten. Er nicht. Er schluchzte und flehte, als ich durch die Menge zu ihm marschierte. Jeder, der sich mir in den Weg stellte, bekam einen Ellbogen ins Gesicht oder wurde durch einen Fußtritt zu Boden geworfen.
Als ich ihn erreicht hatte, drehte er sich um und bettelte um Gnade. Ich packte ihn an der Kehle, hob ihn von den Füßen und trug ihn am Hals durch die Menge, bis ich ihn gegen die Wand knallen konnte.
Ich zog einen Arm zurück und fuhr meine Klingen aus. Fiona stand neben mir. Ihr erwartungsvoller Gesichtsausdruck war pure Lüsternheit. Er verwandelte sich in Abscheu, als Alasdair sich in die Hosen machte. Die Leute lachten. Jemand packte meinen Arm. Ich riss den Kopf herum und wollte jemandem wehtun, doch dann sah ich Calum.
»Nein!«, brüllte er. Dann etwas ruhiger: »Das dürfen Sie nicht tun, Jakob.« Von der Menge kam ein enttäuschtes Raunen. Ich ließ Alasdair los und zog die Klingen ein. Er sackte zu Boden und landete in seiner eigenen Jauchepfütze.
»Was zum Teufel ist mit euch allen los?«, fragte ich kopfschüttelnd. Ich war angewidert, zu gleichen Teilen von mir selbst und von ihnen. Ich wollte nicht gegen jemanden wie Rolleston kämpfen, der den Tod verdient hatte, aber nun lieferte ich diesem Abschaum ein unterhaltsames Spektakel. Dies waren die Leute, für deren Interessen die Clique eingetreten war.
»Sie hätten das verhindern können«, sagte ich vorwurfsvoll zu Calum.
»Nun, ich hatte Sie vorgewarnt. Von einem Mann in meiner Position wird erwartet, dass er seine Gäste unterhält. Ob es mir nun gefällt oder nicht.«
Ich wusste nicht, was ich noch dazu sagen sollte. Es war fast, als würden wir verschiedenen Spezies entstammen.
»Wenn ich einen von diesen dreien getötet habe«, sagte ich und zeigte auf die von mir besiegten Gegner im Sand, »werde ich zurückkommen, um ihn zu töten.«
Calum hob beschwichtigend eine Hand. »Hören Sie, lassen Sie sich doch einfach von Fiona Ihre Wunden verarzten.«
»Kommst du, Jakob? Bitte!« Fiona nahm meinen Arm. Ihr besorgter Tonfall klang nicht sehr aufrichtig. Ich schüttelte sie ab und marschierte aus dem Keller. Doch zuvor griff ich mir noch eine Flasche Whisky von einem Tisch.
Ich hatte schon schlimmere Prügel eingesteckt, insbesondere von Rannu, aber diese Sache kam mir sogar noch sinnloser vor als mein Kampf in New York. Ich leerte etwa ein Viertel der Flasche Glenmorangie und schaffte es nur mit Mühe, alles runterzuschlucken, bevor ich aufschrie, weil ich mir zu viel Whisky zugemutet hatte, der in meinen Verletzungen brannte. Ich lehnte mich stöhnend gegen die Korridorwand.
»Alles in Ordnung?«, fragte Fiona, wieder mit gespielter Besorgnis.
»Lass mich einfach in Ruhe«, erklärte ich matt.
»Papi möchte, dass ich mich um dich kümmere. Ich möchte, dass es dir gutgeht«, sagte sie kokett.
Sie machte es mir nicht einfach. Ich riss den Kopf herum und starrte sie an. Wie gelangweilt und stumpfsinnig war sie eigentlich? Sie kam ran und küsste mich. Ich versuchte, nicht an Morag zu denken, als ich den Kuss erwiderte. Beziehungsweise versuchte ich an all die Dinge zu denken, die mich wütend auf Morag machten.
Wut war die vorherrschende Emotion bei diesem Fick. Und es war wirklich einfach nur ein Fick. Wenn man seinen Partner beim Sex thermografisch beobachtet, kann das sehr hübsch aussehen. All die Farben und wie sie sich verschieben und verändern, während sich die Hitze steigert. Das interne sexuelle Erröten. In diesem Fall tat ich es, damit ich sie nicht ansehen musste.
Im Bett war sie sehr wild, aber nicht mehr so glücklich, als ich sie Morag nannte. Danach Geschrei und zugeknallte Türen. Mir war es egal. Ich hatte noch den Rest der Flasche Glenmorangie. Das Bett sah aus, als wäre darin jemand ermordet worden. Ich hätte mir wohl zuerst meine Wunden verarzten lassen sollen, aber dazu war ich viel zu müde.
Natürlich waren sie von der Speznas. Was sonst? Und wir mussten ihnen auf Knien danken. Lieutenant Wladimar Skirow und seine Vucari. Der Name stammte aus irgendeinem uralten russischen Werwolf-Mythos. Skirow und seine Leute behaupteten, dass sie
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