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Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
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er etwas Anmutiges und etwas aus einer anderen Welt. Er trug karierte Hosen aus gesponnener Wolle und einen dicken Gürtel mit verschiedenen Symbolen. Sein Haar war lang, an den Seiten ausrasiert und zu komplizierten Zöpfen geflochten. Er hatte einen kurzen Bart, aber einen langen Schnurrbart, der ebenfalls geflochten war.
    Am linken Arm trug er silberne und goldene Reifen. Ich konnte mich dunkel erinnern, dass sie als Torques bezeichnet wurden. Der rechte Arm bestand aus dem gleichen silbrigen Metall wie das Schwert und war mit komplexen Mustern graviert. Er sah wie eine altertümliche, aber tadellos funktionierende Prothese aus. Er glühte im selben Licht wie das Schwert und die Augen.
    Obwohl die Gestalt meines Avatars völlig menschlich aussah, verspürte ich nun Schmerzen im rechten Arm. Ich hielt ihn hoch und trat einen Schritt von der Hitze zurück, dem Gefühl roher körperlicher Kraft und kaum beherrschten Zorns, die von diesem Wesen ausgingen. Ich glaube, es war Ehrfurcht, was ich empfand. Mir war klar, dass der Mann, was auch immer er wirklich sein mochte, seine Wurzeln tief im kollektiven menschlichen Unterbewusstsein hatte. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, mich in der Nähe von etwas zu befinden, das gleichzeitig uralt und völlig anders als ich war. In gewisser Weise schien dieses Wesen trotz vertrauter Züge viel fremdartiger als SIE zu sein.
    »Oh«, sagte ich.
    »Glaubst du jetzt?«, fragte Morag.
    Scheiße, dachte ich. Hatte ich gerade eine religiöse Erfahrung? Wurde mir etwas vorgegaukelt? Ich drängte diesen Gedanken zurück, fest entschlossen, die normalen zynischen und angsterfüllten Entscheidungen des alltäglichen Lebens von hier fernzuhalten. Was auch immer hier vor sich ging, ich musste versuchen, all dies für bare Münze zu nehmen, als etwas Seltsames und möglicherweise Wunderbares. Dennoch wollte ich auf gar keinen Fall so enden wie die meisten Signaltechniker. Angesichts der Macht, die dieses Wesen ausstrahlte, konnte ich jedoch verstehen, warum sich so viele davon beeindrucken ließen.
    »Oh«, sagte ich noch einmal, als wäre mein Geist von einer Stahlfessel umschlossen.
    »Ich bin Nuada Airgetlámh«, sagte er.
    »Aha«, stieß ich mit Mühe hervor und sah Morag an. Sie lächelte nur. »Hast du davon gewusst?«
    »Nicht, wie es genau abläuft. Sie kommen und gehen, wie es ihnen beliebt.«
    »Und SIE erlauben es ihnen?«
    Vielleicht waren wir recht unhöflich, und ich bezweifelte nicht, dass dieser Kerl irgendein Gestalt gewordener mythischer Archetypus aus der Menschheitsgeschichte war, aber während wir uns unterhielten, beobachtete er uns die ganze Zeit. Auch wenn es eher den Eindruck machte, dass er mich musterte.
    »Bist du ein Krieger?«, fragte er.
    Ich seufzte innerlich. Ging es schon wieder los? »Nein. Ich bin oder war ein Scheißsoldat, und ich habe keine Lust mehr, große Taten aus abstrakten Gründen zu vollbringen.«
    »Jakob …«, versuchte Morag mich zu warnen. Sie griff nach meinem Arm.
    »Du hättest mehr Glück mit Balor gehabt, wenn er nicht …« Weiter kam ich nicht, weil ich plötzlich am Hals gepackt und gegen die Wand geknallt wurde. Ich stellte fest, dass die Spitze von etwa zwei Meter Stahl gegen meinen Bauch drückte. Seine Finger versengten mein Genick. Ich konnte mein verbranntes Fleisch riechen. Die blasse Haut seines Gesichts zog sich zurück, während er zischte und heimtückisch scharfe Zähne entblößte – viel zu viele davon. Sein Atem roch nach Honig, Heidekraut und rohem Fleisch. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich schrie. Aus unmittelbarer Nähe wirkte er noch viel größer. Dabei hatte ich mich bis eben so gut gefühlt. Mir war klar, dass ich hier völlig hilflos war.
    »Nein!«, rief Morag und packte den Kerl. Sie hätte sich genauso gut einen Ringkampf mit einer Statue liefern können. Sie schrie und taumelte zurück, als sie sich verbrannte, wo sie ihn berührte. Er ließ mich los und wich zurück, während seine Züge wieder den ursprünglichen Zustand annahmen. Er blickte auf Morag hinab. Sie hielt sich die versengten Hände und wirkte verletzt und unsicher. Er schien entsetzt zu sein, dass er ihr solche Schmerzen zugefügt hatte.
    »Das tut mir leid, Mutter.«
    Morag wirkte genauso verblüfft wie ich. »Schon gut«, sagte sie langsam.
    Ich rieb mir das aufgeschürfte und verbrannte virtuelle Genick.
    »Es war nur, weil er den Namen meines Feindes ausgesprochen hat«, erklärte er.
    Balors Fähigkeit, sich Freunde zu machen und

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