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Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
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dass diese zuvor mordlustigen Aliens mehr für mich getan hatten als alle anderen Menschen, seit meine Eltern gestorben waren. Wenn sich etwas ändern sollte, wäre es vielleicht besser, wenn ich mich nicht mehr so sehr vor Dingen fürchtete, die ich nicht verstand. Wenn es doch nur so einfach wäre …
    »Okay«, antwortete ich schließlich.
    Sie lächelte. Ich mochte es, wenn sie glücklich war.
    »Und keine Selbstzerfleischungen mehr.«
    Meine Wunden heilten tatsächlich schneller. Was eigentlich kein Wunder war. Schließlich sollte das Zeug, das sie mir verpasst hatten, ungesundes Gewebe aufspüren, um es zu fressen und zu ersetzen. Aber ich versuchte, nicht allzu genau darüber nachzudenken. Es war nicht annähernd so effektiv wie das, was Rolleston hatte, aber nach wenigen Stunden Ruhe sahen die Verletzungen in meinem Arm schon wesentlich besser aus. Trotzdem tat der Heilungsprozess verdammt weh.
    Morag nahm mich an der Hand und führte mich zu unserer Grotte, wie ich sie nun für mich nannte. Wir setzten uns an den Teich, und sie hielt meine Hände. Ich kam mir etwas albern vor, aus Gründen, die ich gar nicht genau erklären konnte. Ich ließ sie los, fuhr die Klingen aus und war im nächsten Moment auf den Beinen, als sie sich aus dem Teich erhoben.
    »Jakob, es ist alles in Ordnung«, versuchte Morag mich zu beruhigen. Es waren organische Tentakel, nicht schwarz wie die meisten, die ich hier gesehen hatte, sondern weiß. Sie sahen aus wie kleinere Versionen der riesigen Tentakel, die Maul-Stadt zusammenhielten. Sie schwankten im Wasser wie Schlangen, die ich aus Viz-Dokumentationen kannte. Die Bewegungen wirkten auf mich sehr beunruhigend. Mein Herz schlug rasend schnell.
    »Morag, ich bin mir nicht sicher, ob ich das schaffe.«
    »Schon gut, Jakob. Ich komme klar, das kann ich dir versprechen.« Ihr Tonfall klang beruhigend, aber ich glaube, ich setzte mich wieder vor sie und ließ zu, dass sie meine Hände nahm, weil ihre Furchtlosigkeit mich beschämte.
    Ich schloss die Augen. Es war nicht das normale, beunruhigende und harte Klicken, das man bei einer Hardwire-Verbindung spürte. Es fühlte sich eher an, als würde etwas Flüssiges in die vier Anschlüsse in meinem Genick strömen. Das ergab für mich keinen Sinn. Plastik und Metall hatten keine Nervenenden.
    Dann war ich woanders. Dann hörte ich wieder die Musik. Musik, die durch das All hallte. Ich spürte Tränen auf den Wangen. Ich öffnete die Augen und fand mich in einem Wasserfall aus flüssigen Lichtfunken wieder. Jeder Funke schien mit angenehmer, leicht kitzelnder elektrischer Wärme über mich zu rinnen.
    Ich schwebte in der Luft. Ich konnte meine Umgebung nur als riesigen organischen höhlenartigen Tunnel beschreiben, wie eine Vene, aber das wurde dem, was ich sah, nicht ganz gerecht. Ein warmer Wind wehte durch den Tunnel oder die Vene. Es war ein Leitungsrohr für Licht und Ton. Waren die Lichter und Töne IHRE Gedanken? Um uns herum funkelte Biolumineszenz und wanderte durch den Tunnel. Vielleicht waren das IHRE Gedanken. Schließlich war dies IHR Geist und nichts Körperliches. Ein rein mentaler Raum. Ich konnte Stellen erkennen, wo andere Tunnel oder Venen kreuzten. Ich schwebte über einem scheinbar bodenlosen Abgrund. Das machte mich schwindlig, aber kurz darauf hatte ich mich wieder gefasst.
    Es war richtig von Morag gewesen, mich hierherzubringen. Ich hob eine Hand und berührte die Tränen auf meinem Gesicht. Ich war unversehrt, in mir gab es jetzt kein Metall oder Plastik mehr. Ich war nackt. Genauso wie Morag. Sie sah wie Morag aus, nicht wie einer ihrer Avatare. Ihre Augen waren schwarz. Das erweckte in mir den Wunsch, noch mehr zu weinen. Ich war froh, dass keiner der anderen in der Nähe war und mich in diesem Zustand sehen konnte.
    »Der Avatar?«, stieß ich mühsam hervor.
    »Es sind keine Avatare. Wir sind es«, erklärte sie mir.
    Ich wollte sie in den Armen halten. Ich bewegte mich zu ihr hinüber, schwebte durch den Vorhang aus warmen Funken. Alles an ihr fühlte sich real an, als wir uns aneinanderdrückten. War dies meine Belohnung? War deswegen alles geschehen? Ich konnte die Musik hören. Es war die abstrakte, engelhafte Chormusik, die in meinen Träumen durch das All gehallt war, von der ich gedacht hatte, die Clique hätte sie zum Verstummen gebracht und durch die Schreie des Krieges ersetzt. Das hier wirkte realer als das, was Ambassador/Botschafter mir gezeigt hatte, als ich in den Ruinen von Trenton in Morags

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