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Krieg oder Frieden / Die arabische Revolution und die Zukunft des Westens

Krieg oder Frieden / Die arabische Revolution und die Zukunft des Westens

Titel: Krieg oder Frieden / Die arabische Revolution und die Zukunft des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hamed Abdel-Samad
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Minderheiten in Saudi-Arabien, im Jemen und im kleinen Königreich Bahrain, wo über zwei Drittel der Bevölkerung Schiiten sind. Bald richtete Saddam seine Waffen gegen Kuwait und Saudi-Arabien. Die Saudis riefen die Amerikaner zu Hilfe, um den Job zu erledigen. Der Preis war die Dauerstationierung der US -Truppen am Golf und Waffengeschäfte in astronomischen Summen zwischen den USA und allen Golfstaaten.
    Dies verärgerte den jungen saudischen Architekten Osama Bin Laden, der zwar mit Unterstützung der Amerikaner jahrelang die Sowjetunion in Afghanistan bekämpft hatte, es aber für ein Sakrileg hielt, dass die US -Soldaten seinen »heiligen Boden« entweihten. Bald richteten sowohl Bin Laden als auch Saddam jene Waffen, die sie vom Westen bekommen hatten, gegen diesen. Die Region, die man angeblich stabilisieren wollte, ist dadurch instabiler denn je geworden. Drei Golfkriege haben fast 1,5 Millionen Menschen das Leben gekostet und konnten weder den Iran schwächen noch den Terrorismus besiegen. Im Gegenteil, der iranische Einfluss ist heute im Irak, im Libanon, in Syrien und auf der arabischen Halbinsel stärker denn je. Nur zwei Gruppen haben weltweit dadurch Wachstum verbuchen können: Terroristen und Waffenhändler.
    Die Frage lautet nun: Wann werden sich die saudischen Waffen drehen, und gegen wen werden sie sich zunächst richten? Gegen die eigene Bevölkerung, gegen den Iran oder gegen den Westen? Bislang ließen die Saudis immer andere für sich kämpfen und mussten ihre Waffen nie selbst verwenden, doch in diesem Frühjahr kam es zu einem Novum. Saudische Spezialeinheiten überquerten die Grenze zu Bahrain und schlugen die friedlichen Proteste auf dem al-Lu’lu’a-Platz in Manama nieder. Eine Aktion, die sogar die amerikanischen Partner überraschte, denn die Saudis hätten ein derartiges Vorhaben früher nie durchführen können, ohne ihre Verbündeten davor informiert zu haben. Der Kauf von 200 deutschen Panzern war ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Abkapselung der Saudis von ihrem Bündnispartner USA , so sieht es Rudolph Chimelli in der »Süddeutsche Zeitung«. Laut Chimelli verhandeln die Saudis seit 2009 mit den Russen über den Kauf von Anti-Raketen-Systemen, Kampfflugzeugen und Panzern. Eine weitere Belastungsprobe für die Freundschaft zwischen Saudi-Arabien und Amerika wäre die Ausrufung des palästinensischen Staates.
    Die saudische Intervention in Bahrain mag für viele Beobachter eine kleine bedeutungslose Episode des turbulenten Jahres 2011 sein. Doch dieser Schritt könnte der Auftakt zu einem regionalen Krieg sein, denn die saudischen Panzer verstehe ich nicht nur als Hilfe für den König von Bahrain, sondern als Zeichen einer zunehmenden Nervosität im saudischen Königreich. Die arabische Revolution rückt näher an Saudi-Arabien heran, und der Druck im Inneren des Landes wächst enorm. Gleichzeitig beobachtet der Iran mit großer Sorge die Aufrüstung Saudi-Arabiens und aller weiteren Golfstaaten und versucht mitzuhalten. Doch dies ist beinahe unmöglich, weshalb dem Regime in Teheran eigentlich nur noch eine Alternative bleibt: die Atombombe. Die Iraner haben gelernt, dass es sich bei Saddam und Kim Jong Il um zwei Gegner handelte, die den Amerikanern Ärger bereiteten. Den einen konnten die Amerikaner ohne große Mühe erledigen, der andere blieb an der Macht. Den Unterschied machte die nordkoreanische Bombe. Gleichzeitig schaut Israel zu Recht beunruhigt auf die atomaren Ambitionen des Iran und fürchtet um seine Existenz.
    Vor einigen Jahren verkündete Ayatollah Khomeini, der Weg nach Jerusalem führe über Bagdad. Dadurch spielte er im Kampf gegen den säkularen Saddam Hussein mit den Gefühlen der muslimischen Bevölkerung in der arabischen Welt und warb um deren Unterstützung. Nach der gleichen Logik spart der iranische Machthaber Ahmadinedschad nicht mit Drohungen in Richtung Israel und unterstützt die Hisbollah im Libanon. Israel, in dem sechs Millionen Juden leben, umgeben von rund 400 Millionen Muslimen, die größtenteils Israel hassen und seine Vernichtung wünschen, kann dies nicht ertragen und erhöht seinerseits den Druck auf die USA , gegen den Iran vorzugehen. Israel, die USA , der Iran und Saudi-Arabien stehen sowohl innen- als auch außenpolitisch massiv unter Spannung. Die Frage ist: Wer wird zuerst die Nerven verlieren und den ersten Schuss abgeben? Sollte es zu einem vierten Golfkrieg kommen, können sich weder Israel noch der Westen heraushalten,

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