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Krieg oder Frieden / Die arabische Revolution und die Zukunft des Westens

Krieg oder Frieden / Die arabische Revolution und die Zukunft des Westens

Titel: Krieg oder Frieden / Die arabische Revolution und die Zukunft des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hamed Abdel-Samad
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hundert zum Teil schwerverletzte Demonstranten.
    In Tunesien unternahm die Übergangsregierung Anfang Juli einen Schritt Richtung Modernisierung der Polizei, indem der frühere Menschenrechtsaktivist Alazher Alakremi das Amt des stellvertretenden Innenministers übernahm. Ein ähnlicher Schritt in Ägypten ist kaum vorstellbar, da der Innenminister bisher traditionell ein General sein musste, der enge Kontakte zum Staatssicherheitsapparat unterhält.
    Eine positive wirtschaftliche und politische Entwicklung ist aber ohne die Wiederherstellung der Sicherheit unmöglich. Dafür bedarf es einer Versöhnung und einer Umstrukturierung oder Umschulung der Sicherheitskräfte. Hier kommt auf Europa, vor allem auf Deutschland, eine wichtige Rolle zu. In der Ausbildung und Umschulung der Polizei hat Deutschland auch in arabischen Ländern und in Afghanistan Erfahrungen sammeln können, die für Ägypten und Tunesien nützlich sind. Auch in der Aufarbeitung der Stasi-Akten und in der Rehabilitierung ehemaliger Mitarbeiter der Staatssicherheit kann man in den beiden Ländern von der deutschen Erfahrung profitieren.

Parteigründung und Wahlen
    Die europäischen Politiker sollten sich in der Übergangsphase politisch zurückhalten und keine Empfehlungen abgeben, auch keine Präferenzen zeigen, denn eine öffentliche Unterstützung eines bestimmten Lagers durch den Westen würde von den konservativen und radikalen Kräften als Argument gegen dieses Lager verwendet werden. Doch bei der Gründung von neuen Parteien können vor allem die europäischen politischen Stiftungen, die in der Region tätig sind, die Politiker beraten und ggf. auch finanziell unterstützen. Auch um Transparenz zu garantieren, können erfahrene Beobachter aus Europa den Wahlprozess begleiten. Sollten die Wahlen ein Ergebnis hervorbringen, mit dem der Westen unglücklich wäre, wie etwa einen Sieg der Muslimbrüder in Ägypten oder der Partei der islamischen Renaissance in Tunesien, sollte auf dem alten Kontinent keine Panik ausbrechen. Man sollte nicht mit dem Einfrieren der Gelder und dem Abbruch der Beziehungen reagieren, wie auf den Sieg der Hamas bei den palästinischen Wahlen 2006, sonst führt dies zu einer weiteren Polarisierung und Radikalisierung. Politische Stiftungen können stattdessen Programme und Kurse entwickeln für die Etablierung des demokratischen Bewusstseins und die Unterstützung von Initiativen junger Menschen zur Stärkung der Zivilgesellschaft. Im Moment sehen wir zwar eine Flut von Geldern und NGOs in der Region, aber diese könnten im Moment junge Menschen in Ägypten und Tunesien ablenken, denn sie halten sie von der politischen Arbeit zurück, indem sie sie mit kulturellen Projekten beschäftigen, die zwar notwendig sind, aber zu diesem Zeitpunkt keine Priorität besitzen.

Bildung und Ausbildung
    Ägyptens Achillesferse ist die Bildung. Seit Jahren wird ein ineffektives Bildungssystem gepflegt, das auf Auswendiglernen statt auf freies Denken setzt. Das geringe Budget, das für die Bildung vorgesehen ist, wird hauptsächlich für die Gehälter von Lehrern und Mitarbeitern ausgegeben, von dem diese nicht einmal anständig leben können. Unmotivierte, schlecht ausgebildete Lehrer sind neben dem Lehrplan ein wesentliches Problem des Schulsystems. Eine Kooperation mit den europäischen Bildungsexperten und Instituten sollte Lehrerausbildung, Lehrplanreform und die Modernisierung der Unterrichtsmethoden zum Ziel haben. Dies könnte die Erziehung zum Hass auf den Westen beenden und den Schülern neue, realitätsnahe Weltbilder näherbringen. Relativ gut bezahlte und gut ausgebildete Lehrer, die moderne Lehrinhalte unterrichten, können den Schülern praxisorientiertes Wissen vermitteln, das sie beim Umbau der Gesellschaft und des Landes benötigen. Hier können erfahrene internationale Organisationen wie die UNESCO und das Institut für internationale Schulbuchforschung in Braunschweig Partnerschaftsprojekte initiieren, sowohl zur Reform der falschen Geschichtsbilder als auch zur Entwicklung von zeitgemäßen Curricula und Unterrichtstechniken. Diese Projekte sollten über die Schiene der Forschung laufen und nicht als politische Intervention. Denn die Verschwörungstheorie, dass der Westen die Lehrpläne manipulieren wolle, um der arabischen Jugend eine Gehirnwäsche zu verpassen, ist allgegenwärtig.
    Die unterentwickelte Forschung in der arabischen Welt bedarf massiver Unterstützung. Vor zwölf Jahren kehrte Professor Ahmed Zewail,

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