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Krieg um den Mond (German Edition)

Krieg um den Mond (German Edition)

Titel: Krieg um den Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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überschritten. Vor zwei oder drei Jahren hatte ihr Geld gerade so gelangt, um den unbändigen Durst des Wagens zu finanzieren. Das war fast von Monat zu Monat schwieriger geworden und nach den letzten Preissteigerungen war es gänzlich unmöglich - aber Sam verlangte es einfach von ihr.
    „Ich gebe dir genug Haushaltsgeld“, pflegte er zu brüllen. „Wirtschafte vernünftig, dann kommst du auch hin.“
    Jeglichen Widerspruch erstickte er mit äußerst schmerzhaften Argumenten.
    Mit dreißig Dollar in Tasche machte Martha sich auf den Weg. Mehr war nicht übrig, dabei war erst der Zwanzigste. Wie sie den Rest des Monats über die Runden kommen sollte, wusste Martha nicht, aber das war ein Problem für morgen. Jetzt galt es, heute zu überleben. Mit etwas Glück konnte sie zwanzig Liter dafür bekommen. Martha bog in die Goshun-Street, dort war die billigste Tankstelle der Umgebung.
    Ein jäher Schreck durchfuhr Martha und ließ sie das Bremspedal bis aufs Blech durchtreten. Die Reifen quietschten.
    Himmel! Hoffentlich bleibt der Wagen stehen, schrien ihre Gedanken.
    Es klappte gerade so. Ein Unfall wäre eine Katastrophe gewesen.
    Was soll der Stau hier?
    In den fünfunddreißig Jahren, in denen sie hier lebte, war hier noch nie ein Stau gewesen. Von ihrem erhöhten Sitzplatz hatte sie einen guten Überblick. Die Schlange der Autos begann an den Tanksäulen. Die Fahrer vorne gestikulierten wild. Martha konnte sich keinen Reim darauf machen. Erst als sie durch das heruntergekurbelte Fenster die Worte „Preis“ und „Dollar“ hörte, beachtete sie die großen Preistafeln an der Tankstelle. Ihr Atem setzte aus. Das durfte nicht wahr sein: 6 Dollar und 50 Cent - für einen Liter!
    Das ist ein Alptraum. Das ist nicht möglich. Ich bin krank.
    Martha war nicht krank. Dieser Benzinpreis war der Grund für die ganze Aufregung. Martha spürte, wie sie von einer Sekunde auf die andere schweißgebadet war. Wie im Fieber kurbelte sie am Lenkrad. Ohne jede Rücksicht auf den Gegenverkehr wendete sie. Bloß weg. Dieser Ort musste die Hölle sein.
    Martha raste zur Joseph-Road, hier war die nächste Tankstelle. Sie hatte es nicht glauben wollen, aber insgeheim doch befürchtet. Hier war das gleiche Bild. Der einzige Unterschied war, dass 6,80 auf der Tafel stand.
    Martha fuhr langsam an der Tankstelle vorbei und sah, wie sich mehrere Autofahrer vor den Tanksäulen prügelten.
    Was soll ich tun?, fragte sich Martha verzweifelt. Die nächste Tankstelle ist fünfzehn Meilen entfernt.
    Sie war sich sicher, dass es dort nicht anders aussehen würde. Sie hätte kaum eine Chance bis zur Tanksäule vorzudringen. Ratlos fuhr Martha zurück. Die Tankanzeige stand bedenklich auf Reserve. Martha betete, dass es bis nach Hause reichte. Ihr Flehen wurde nicht erhört. Eine halbe Meile vor ihrer Einfahrt gab es erste Aussetzer. Dann war das Wummern vorbei. Die Stille war unerträglich. Zaghaft drehte Martha den Zündschlüssel. Ein paar Fehlzündungen erzeugten ein hässliches Geräusch. Dann wieder Stille.
    Eine halbe Stunde saß Martha regungslos da, bis sie sich auf den kurzen Weg nach Hause machte. Sie hatte schlimmste Befürchtungen, aber wohin sollte sie gehen? Voller Angst setzte sie einen Schritt vor den anderen.
    Sam empfing sie an der Haustür. Er hatte sie kommen sehen - zu Fuß. Bevor sie ein einziges Wort hervorbringen konnte, riss er sie an ihrem Arm ins Haus und knallte die Tür zu.
    „Du kommst zu Fuß?“, brüllte er in einer Lautstärke, die alles in Schatten stellte, was Martha bisher von ihm gehört hatte.
    „Hast du den Wagen kaputtgemacht?“ Sams Stimme überschlug sich.
    Martha brachte keinen Laut heraus. Er schleuderte sie in einen Sessel und war mit einem Satz über ihr. Sie sah noch, wie er seine Faust erhob. Dann presste sie ihre Augen zusammen und wartete auf die Explosion von Schmerz in ihrem Gesicht.
    Sie kam nicht. Vorsichtig öffnete Martha ihre Augenlider. Durch ihre Tränen verzerrt, erkannte sie die erhobene Faust von Sam, aber sie bewegte sich nicht. Wie eingegipst hing sie starr über ihrem Kopf. Erst jetzt sah sie sein leichenblasses Gesicht. Sams Augen starrten zu dem Fernseher, der in der Ecke lief.
    Martha drehte den Kopf. Fox-News hatte das laufende Programm unterbrochen. Die Bilder zeigten Krawalle an Tankstellen im ganzen Land. Der Preis war inzwischen über sieben Dollar geklettert. In Wyoming hatte der aufgebrachte Mob einen Tankstellenpächter erschossen.
    Martha bemühte sich, aus dem

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