Krieg um den Mond (German Edition)
Sessel herauszukommen. Sam hinderte sie nicht daran. Sie verstand die Zusammenhänge nur bruchstückhaft. Es war von den Chinesen die Rede, die einen Teil ihrer Dollarreserven auf den Markt geworfen hatten. Daraufhin war der Dollar abgestürzt. Andere asiatische Länder mit hohen Dollar-Reserven hatten sich umgehend den Chinesen angeschlossen. Nicht, weil sie sich ebenfalls bedroht fühlten, sondern weil sie nicht mit ansehen wollten, wie ihre Devisen wertlos wurden. Hedge-Fonds, die hohe Dollar-Positionen zu Spekulationszwecken hielten, verkauften panikartig, was sie hatten. So kamen auf einen „chinesischen“ Dollar zwei weitere, die in den Markt gepuscht wurden. Gleichzeitig war der Ölpreis, der traditionell in Dollar abgerechnet wurde, buchstäblich durch die Decke geschossen. Beides zusammen hatte dafür gesorgt, dass sich die Benzinpreise in kürzester Zeit verdreifachten. Wer konnte, stürmte zu den Tankstellen, um sich schnell noch einzudecken. Im Handumdrehen leerten sich die Lager der Tankstellen und jeder Pächter, der für Nachbestellungen zum Telefonhörer griff, bekam sofort die hohen Preise zu hören. Ein Teufelskreis begann.
Selbst wenn Martha und Sam an einer Tankstelle bis zur Zapfsäule vordringen könnten, um Benzin zu kaufen. Mit ihrem restlichen Geld wäre es gerade so viel, um den Weg zur Tankstelle und zurück zu finanzieren. Das begriff sogar Sam. Er sackte im Sessel zusammen und begann zu schluchzen wie ein kleines Kind.
Überall auf der Welt flimmerten ähnliche Bilder der Sondersendungen über die Bildschirme. In Hintergrundberichten wurde die amerikanische Flotte gezeigt, wie sie auf der Höhe von Hawaii Kurs nach Westen hielt, Richtung China.
Das war der konkrete Auslöser für die chinesischen Maßnahmen. Die Chinesen hatten angekündigt, eine Annäherung amerikanischer Militäreinheiten als Aggression zu werten, die man nicht hinnehmen würde. Davon hatten sich die Amerikaner nicht beeindrucken lassen und ihre Schiffe weiter fahren lassen. Als überlegene Macht akzeptierte man keine Einschüchterungen.
Anne und Olaf hatten sich getroffen, um über die Missverständnisse zu reden, die sich in letzter Zeit zwischen ihnen aufgebaut hatten. Weit kamen sie nicht. Der rotschimmernde Wein stand unangetastet in ihren Gläsern. Sie hatten nur Augen für den Fernseher. Gerade kam die Meldung, dass der US-Präsident einen Teil der strategischen Öl-Reserven freigegeben hatte.
„Bloß eine Beruhigungspille“, murmelte Olaf.
„Wieso?“, wollte Anne wissen.
„Die Öl-Reserve ist dazu da, einen Engpass bei Öl zu überbrücken, der durch Katastrophen, Anschläge oder Krieg entstanden ist. Es gibt aber keinen Engpass beim Öl. Es wird kein Liter weniger gefördert als gestern oder letzte Woche. Das Problem ist der Dollar und nicht das Öl. Mit dem fallenden Dollar ist Öl fast unerschwinglich geworden. Und bei dem Dollar können die Amerikaner nicht genug gegensteuern.“
„Warum merken wir dann kaum etwas davon?“
„Weil im Gegenzug zum Dollar der Euro in die Höhe schießt. Das gleicht den höheren Ölpreis zum Teil aus.“
„Schaden sich die Chinesen nicht selbst damit? Sie haben doch viele Dollars?“
„Jeder Krieg kostet Geld. Das muss man einkalkulieren. Eine Flotte, die den Amerikanern Paroli bieten könnte, würde Unsummen verschlingen. Zudem haben die Chinesen in der Vergangenheit von Dollar in Euro umgeschichtet. Wenn die Dollar-Hälfte ihres Vermögens abnimmt und gleichzeitig die Euro-Hälfte zunimmt, halten sich für die Chinesen die Kosten in Grenzen. Außerdem sind es nicht alleine die Chinesen. Sobald andere den Dollarverkauf der Chinesen mitkriegen, verkaufen sie so schnell wie möglich, um nicht die Letzten zu sein.“
„Ganz schön raffiniert.“
„Durchaus. Die Chinesen treffen die Amerikaner an einer ganz empfindlichen Stelle - ohne eine Waffe zu ziehen oder eine Bombe zu zünden. Aber es würde mich wundern, wenn das schon alles war.“
Olaf sollte Recht behalten. Nach einer kurzen Beruhigung ging die Meldung über die Ticker, dass einige US-Raffinerien ausgefallen waren. Die Ursache wurde nicht genannt, aber schon wenige Minuten später streuten Kommentatoren die Vermutung, dass wieder die Chinesen schuld waren. Die ganze Öl-Reserve nutzte nichts, wenn man daraus kein Benzin machen konnte. Die Preise an den Tankstellen stiegen ungehemmt weiter. Es gab Plünderungen, die nur mit Mühe und erheblichen Polizeieinsätzen unter Kontrolle
Weitere Kostenlose Bücher