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Krieg um den Mond (German Edition)

Krieg um den Mond (German Edition)

Titel: Krieg um den Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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fertig. Wenig später flossen Daten zu dem Teleskop-Giganten in Chile. Der 42 Meter durchmessende Hauptspiegel mit seinen 906 Segmenten bewegte sich majestätisch auf seinem mächtigen Gerüst aus Stahlrohren und fokussierte einen Punkt zwischen Erde und Mond. Nachdem Annes Koordinaten eingegeben waren, konnten die Hilfsteleskope einen schwachen, sich schnell bewegenden Punkt ausmachen. Jetzt wurde auch das ELT so ausgerichtet, dass es die spärlichen Lichtquanten dieses Objekts sammeln konnte. Mit Lichtgeschwindigkeit rasten sie auf den Hauptspiegel zu und wurden von ihm in einen kleineren Fangspiegel umgeleitet. Selbst dieser Spiegel war mit seinen 6 Metern Durchmesser größer als viele komplette Teleskope auf der Welt. Von dort wurde das Licht an die adaptive Optik weitergereicht. Fünftausend Aktuatoren bewegten die Spiegel in dieser Optik eintausend Mal pro Sekunde, um die Störungen durch die Erdatmosphäre auszugleichen. Erst danach war es möglich aus den Daten ein Bild zu generieren.
    Die vorläufige Auswertung lieferte tatsächlich nur ein extrem unscharfes Ergebnis, aber man konnte schwach ein rotes Rechteck auf dem fliegenden Körper erkennen. Mit etwas Phantasie war klar: Hier sah man die chinesische Flagge!
    „Wir haben sie!“, lautete die SMS, die wenig später auf dem Handy von Dr. Bardouin eintraf.
     
    Drei Tage später kam ein Bote mit einer DVD. Dr. Bardouin rief Anne und Olaf in sein Büro, um sich die Sendung aus Garching gemeinsam anzusehen. Catherine hatte einen erklärenden Text vorangestellt:
    Hallo Louis, hier sind die ersten Fotos, die wir von Hand bearbeitet haben. Sobald die Auswertungsprogramme angepasst sind, gibt es mehr und bessere.
    Die Fotos waren grobkörnig und mit geringem Kontrast. Es war ähnlich wie bei Röntgenaufnahmen, bei denen man als Laie nur Schatten sah, aber ein Experte konnte daraus eine Diagnose erstellen. Die drei wussten, wonach sie suchen mussten und konnten es dann auch erkennen: Das erste Bild zeigte einen schmalen, langgestreckten Körper; auf dem zweiten war ein gedrungenes Teil zu erkennen, die US-Mission. Auf dem dritten war der schmale Körper hinten gleißend hell. Das Triebwerk hatte gezündet. Das letzte Bild zeigte nur noch zahlreiche größere oder kleinere Teile, die man nicht weiter definieren konnte.
    „Absolut eindeutig“, stellte Olaf fest.
    „Demnächst wird es jede Menge Schrauben auf dem Mond geben“, sagte Anne.
    „Richtig“, stimmte Dr. Bardouin zu. „Jetzt gibt es da oben einen Haufen Schrott, der Richtung Mond unterwegs ist. Aber interessant ist er nicht.“
    „Trotzdem ist das ganze ein Hammer. Im Prinzip haben wir den ersten Schuss im ersten Weltraumkrieg gesehen.“
    „Und was machen wir mit den Bildern?“
    „Für die Öffentlichkeit sind sie zu schlecht. Wir müssen auf bessere warten. Jeder muss ohne Interpretation sehen können, was passiert ist.“
    „Hat jemand mitbekommen, wie die Amerikaner reagiert haben?“
    Dr. Bardouin und Anne schüttelten den Kopf.
    „Sie werden vor Wut platzen. Warum prangern sie die Chinesen nicht an?“
    „Weil sie keine Beweise haben. Sie werden wissen, dass ihre Rakete nicht mehr existiert und sie werden wieder vermuten, dass es die Chinesen waren - aber den einzigen unanfechtbaren Beweis besitzen wir.“
    „Müssen wir ihnen den Beweis nicht liefern?“ Anne war nicht wohl bei dem Gedanken, aber sie konnte ihn auch nicht so einfach beiseiteschieben.
    „Was würde dann geschehen?“, überlegte Olaf laut. „Sie würden es als Munition gegen die Chinesen verwenden, womöglich sogar als öffentliche Rechtfertigung für einen Krieg.“
    „Aber die Chinesen haben zuerst geschossen. Das ist nicht zu leugnen.“
    Sie merkten nicht, wie sie unversehens in eine Diskussion über die Weltpolitik hineingerieten - allerdings weit abseits von jenem unverbindlichen Niveau, wie man sonst darüber redete. Plötzlich zogen ihre Entscheidungen Konsequenzen nach sich - und dann sah alles nicht mehr so einfach aus.
     
    Bevor sie zu einem Entschluss kamen, wurden sie durch das Telefon gestört. General Kowalev rief über eine verschlüsselte Leitung an. Elena hatte sie im Auftrag des Generals bei ihnen eingerichtet.
    Aus den Antworten von Dr. Bardouin schlossen Anne und Olaf, dass Kowalev sich nach den Ergebnissen des ELT erkundigte - als ob er wissen würde, dass ihnen die gerade vorlagen.
    Vielleicht weiß er es sogar. Wer ahnt schon, wo der FSB überall seine Finger drin hat, dachte Anne.
    Dr.

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