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Krieg und Frieden

Krieg und Frieden

Titel: Krieg und Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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und scheint intelligent zu sein.«
    Napoleon lächelte, befahl, dem Kosaken ein Pferd zu geben und ihn herzuführen, um das Vergnügen zu haben, ihn selbst zu verhören. Einige Adjutanten galoppierten davon, um den Befehl auszuführen, und einen Augenblick darauf erschien unser alter Bekannter Lawruschka, Rostows Diener, im Anzug eines Offizierburschen zu Pferd, auf einem französischen Kavalleriesattel. Napoleon ließ ihn neben sich reiten, um ihn zu befragen.
    »Du bist Kosak?« fragte er.
    »Ja, Euer Wohlgeboren.«
    »Der Kosak wußte nicht, in welcher Gesellschaft er sich befand – denn das einfache Wesen Napoleons entsprach nicht seiner Vorstellung von einem Selbstherrscher« – erzählt Monsieur Thiers, »und sprach mit der größten Zutraulichkeit über den Krieg.«
    Lawruschka war etwas angetrunken. Er war am Tage vorher von seinem Herrn durchgeprügelt worden, weil er nicht rechtzeitig für Mittagessen gesorgt hatte. Deswegen war er in ein Dorf gegangen, um Hühner zu stehlen und war dabei von den Franzosen erwischt worden. Lawruschka hatte viel in seinem Leben gesehen und war eine jener dreisten, aufgeweckten Naturen, welche stets zu allen möglichen Verlogenheiten und Täuschungen bereit sind.
    Er hatte Napoleon sofort erkannt und suchte sich dessen Gunst zu sichern, ohne sich im geringsten einschüchtern zu lassen.
    Er erzählte, was er von seinen Kameraden gehört hatte, aber als Napoleon ihn fragte, ob die Russen Bonaparte zu besiegen glaubten, witterte er eine Schlinge in dieser Frage und überlegte mit zusammengezogenen Augenbrauen.
    »Wenn es bald eine Schlacht gibt«, erwiderte er, »dann ist es möglich, aber wenn drei Tage vorübergehen, ohne daß es zur Schlacht kommt, so zieht es sich in die Länge.«
    Dieser sibyllinische Ausspruch wurde vom Dolmetscher dem Kaiser übersetzt wie folgt: »Wenn die Schlacht vor Ablauf von drei Tagen geliefert werde, so werden die Franzosen gewinnen, aber wenn sie später stattfinde, so könne Gott wissen, wie es kommen werde.«
    Napoleon, der sich in vortrefflicher Laune befand, hörte dieses Orakel, ohne zu lachen, an und ließ es sich wiederholen. Lawruschka bemerkte es und stellte sich noch immer, als ob er nicht wisse, mit wem er spreche. »Wir wissen wohl, daß ihr einen großen Napoleon habt, der die ganze Welt besiegt hat, aber bei uns wird ihm das nicht so leicht werden«, sagte er.
    »Die Antwort des Kosaken machte den Kaiser lachen«, erzählt Monsieur Thiers. Er machte einige Schritte vorwärts, lachend sagte er zu Berthier, er wünsche den Eindruck zu sehen, den auf diesen Steppensohn die Nachricht machen werde, daß er mit dem Kaiser spreche, mit demselben Kaiser, der auf die Pyramiden seinen siegreichen Namen geschrieben hatte.
    Als man das Lawruschka sagte, erriet dieser sogleich, daß Napoleon erwarte, ihn vor Schrecken starr zu sehen, und spielte seine Rolle sehr gut. Er verdrehte die Augen und machte ein ganz verdutztes Gesicht mit dem Ausdruck, der ihm gewohnt war, wenn er zur Strafe für irgendein Vergehen einige Rutenstreiche erhalten sollte. Napoleon beschenkte ihn, entließ ihn und setzte seinen Weg fort, nur von dem Gedanken an dieses Moskau erfüllt, während Lawruschka zu dem Vorposten zurückkehrte und über die phantasievolle Geschichte nachdachte, die er seinen Kameraden erzählen wollte. Es genügte ihm nicht, nur die einfache Wahrheit zu erzählen. Lawruschka kam am Abend bei seinem Regiment an, in dem Augenblick, wo Rostow zu Pferde stieg, um mit Ilin einen Streifzug in der Umgebung zu machen. Lawruschka erhielt den Befehl, ihnen zu folgen.

154
    Die Fürstin Marie befand sich nicht in Moskau in Sicherheit, wie Fürst Andree glaubte. Als Alpatitsch aus Smolensk zurückkam, erwachte der Fürst wie aus einer Betäubung. Er versammelte den Landsturm und schrieb dem Obergeneral, er sei entschlossen, in Lysy Gory zu bleiben und es aufs äußerste zu verteidigen, und er überlasse es ihm, Maßregeln zum Schutze eines Ortes zu ergreifen, wo einer der ältesten russischen Generale gefangengenommen oder getötet werden werde, oder nach seinem Belieben dies zu unterlassen. Dann kündigte er feierlich dem ganzen Hause seine Absicht an, Lysy Gory nicht zu verlassen. Seine Tochter sollte den kleinen Fürsten nach Bogutscharowo mit sich nehmen, und er traf sogleich Anordnungen für ihre Abreise mit Desalles. Die Fürstin Marie war durch diese fieberhafte Tätigkeit beunruhigt und konnte sich nicht entschließen, den alten Fürsten allein zu

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