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Krieg – Wozu er gut ist

Krieg – Wozu er gut ist

Titel: Krieg – Wozu er gut ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Morris
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das Aufzeichnungen unerlässlich machte – was wahrscheinlich auch bedeutet, dass sie Dänemark zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd so nahe gekommen sind wie die Römer.
    Das Partherreich mit seinem Zentrum im heutigen Iran und Irak scheint irgendwo zwischen Rom und den Staaten der Neuen Welt gelegen zu haben, was das Niveau seiner Entwicklung angeht. Die Parther haben die schriftliche Tradition Vorderasiens geerbt, die über Jahrtausende zurückgeht, und sie hatten mit Sicherheit Herrscher und Bürokraten, die lesen und schreiben konnten, aber nur sehr wenige ihrer Texte sind uns erhalten, was sich durch technische Faktoren erklären lässt. Bürokraten schrieben nicht länger auf Tafeln aus gebackenem Ton, die ewig halten, sondern auf Pergament und Papyrus, die nun mal nicht für die Ewigkeit sind (und dann ging zudem die archäologische Geländearbeit unter Saddam Hussein und den iranischen Ajatollahs um ein Beträchtliches zurück). Eine Erklärung für das Schemaist das jedoch nicht. Auch das Partherreich hatte eine eher schwache Regierung. Römische Autoren waren erstaunt über die anarchischen Aristokraten der Parther (Norbert Elias hätte das gar nicht gefallen), die zuweilen über regelrechte Minikönigreiche herrschten und immer wieder Krieg gegeneinander führten, ohne auf ihren König zu hören.
    Mit China und Indien dagegen verhält sich das anders. Es ist schier unmöglich, nicht beeindruckt zu sein von den Parallelen zwischen dem Römischen Reich und dem der chinesischen Han-Dynastie (206 v.   Chr. - 220 n.   Chr.). Nach einer eskalierenden Spirale kriegerischer Auseinandersetzungen im 4. und 3. Jahrhundert v.   Chr. sorgte die Han-Dynastie für die Pax Sinica , die der Pax Romana nicht nachstand, sorgte sie doch landauf, landab für Ruhe und Ordnung. Kriegerbestattungen, die bis zum 3. Jahrhundert v.   Chr. üblich gewesen waren, verschwanden im 2. Jahrhundert praktisch völlig. Reisende begannen unbewaffnet übers Land zu ziehen, und Städte ließen ihre Wälle aus gestampfter Erde verfallen. Gesetze ersetzten den Krieg.
    Wie in Rom machte der Staat dem Banditen- und Piratenunwesen ein Ende, und Funktionäre mussten für Exzesse geradestehen. Ein gutes Beispiel dafür ist Yin Shang, ein Gouverneur aus dem 1. Jahrhundert v.   Chr.: Er beendete seine Laufbahn in Glanz und Gloria, nachdem er den gewalttätigen Banden in der Hauptstadt Chang’an den Garaus gemacht hatte – war jedoch zuvor einmal eines Postens in der Provinz Hebei enthoben worden, weil sein Vorgehen bei der Befriedung der Landstraßen zu ruppig gewesen war.
    In einer weiteren Parallele zu Rom war auch das China der Han-Dynastie alles andere als ein Paradies und blieb weit gewalttätiger als jeder stabile moderne Staat. Funktionäre klagten immer wieder darüber, dass die Leute die Regelung ihrer Probleme allzu gerne selbst in die Hand nahmen, manchmal sogar Mordbanden anheuerten, um Rivalen aus dem Weg räumen zu lassen. Und auch die Bürokraten selbst waren nicht ohne Tadel. Wir wollen nicht verschweigen, dass eine Auflistung offizieller Leitlinien für Richter, die Mordfälle zu untersuchen hatten, zwar mehrere Zeugen, ein Kreuzverhör und konkrete Beweise forderte, aber mit der beiläufigen Bemerkung endete: »Ist man trotz dringlicher Befragung an die Grenzen des Falles gestoßen …, schlaget mit Stöcken die, die das Gesetz zu schlagen erlaubt.« 6
    Verglichen mit früheren Zeitaltern war die Han-Dynastie auf dem besten Weg nach Dänemark. Ein Kodex aus der Zeit davor ahndete selbst kleinere Fälle von Gewalt mit der Amputation von Nasen, Ohren, Füßen und Händen, während er für schwerwiegende Gewalttaten das Bohren von Löchernin den Schädel des Täters, das Entfernen mehrerer Rippen oder gleich die Enthauptung, die Bestattung bei lebendigem Leibe oder die Zweiteilung an der Taille vorschrieb. Und das war mitnichten nur Gerede, um die Leute abzuschrecken. Aufzeichnungen über die Entscheidungen der Gerichte, die man in den Gräbern von Richtern fand, zeigen, dass diese Strafen auch tatsächlich verhängt wurden.
    [Bild vergrößern]
    Abbildung 2.3Bauern und Krieger
    Die Glücklichen Breiten

    Ich habe mich mehrere Male zu einer These aus Norbert Elias’ Klassiker Über den Prozess der Zivilisation geäußert, laut der der Schlüssel zum Frieden darin bestehe, die Reichen zu befrieden, und in dieser Hinsicht hat die Pax Sinica die Pax Romana womöglich noch übertroffen. Im Lauf der Befriedung ihrer inneren

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